Wie fühlt es sich an, soziophob, schizophren, depressiv, paranoid und genial zu sein? Elliott Alderson weiß es nur zu gut.
Sicherheitsexperte bei Tag, Hacker bei Nacht. Elliott hackt alles und jeden. Über die Menschen in seiner Umgebung weiß er mehr als sie selbst. Privatsphäre? Grenzen? Gibt es nicht. Nur eins und null. Rätsel, die gelöst werden wollen.
Elliotts Welt ist dichotom: Er ist zwar süchtig, nimmt aber noch nicht einmal sein Morphin, wenn er nicht gleichzeitig das dazu passende Entzugsmedikament zu Hause hat.
Doch selbst wenn die Welt nur aus eins und null besteht, bringt einen das an Grenzen. Elliott klammert sich an eine Vorstellung von Kontrolle und kann gleichzeitig nicht einmal seiner Wahrnehmung trauen.
Digitaler Krieg gegen das Establishment
Unversehens wird Elliott in den Plan der Hackergruppe fsociety hineingezogen: Sie will die Weltordnung in ihren Grundfesten erschüttern, indem sie gegen jene, die ihrer Ansicht nach die Strippen ziehen, in den digitalen Krieg ziehen. Gleichzeitig wollen sie alle Aufzeichnungen über Schulden zerstören und die Menschen damit befreien.
Elliotts Welt gerät ins Wanken. Plötzlich wird es schwer, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Ist es besser, Firmen wie das dubiose E Corp, das Elliotts Vater und die Mutter seiner besten Freundin Angela (Portia Doubleday) auf dem Gewissen hat, zu schützen oder sie dem Unterg
ang zu weihen? Und wen trifft es dann?
Neue Gesichter, packende Figuren
Die Idee zu Mr. Robot stammt von Sam Esmail, der gleichzeitig als Produzent und Autor agiert. Bis auf den geheimnisvollen Mr. Robot, verkörpert von Christian Slater, ist der Cast weitgehend unbekannt. Frische Gesichter, die unbelastet agieren können.
Elliott Alderson wird von Rami Malek verkörpert, der packend und glaubwürdig spielt. Bleibenden Eindruck hinterlässt auch Martin Wallström als Tyrell Wellick, der von seinen eigenen Ambitionen und der Erfolgsgier seiner Frau zerfressene Senior Vice President für Technik bei E Corp.
Techwelt im klassischen Konflikt
Tekkies erfreuen sich an den zahlreichen Easter Eggs und Anspielungen. Nicht umsonst erinnert das Logo von E Corp - genannt Evil Corp - an das von Dell. Masken und Habitus der fsociety-Anhänger spielen auf die Hackergruppe Anonymous an. Und die Namen der einzelnen Folgen schlagen eine intelligente Brücke zwischen deren Inhalt und Begriffen aus dem Hacker-Universum.
Wer meint, zu wenig von Technik zu verstehen, braucht sich nicht abschrecken lassen. Freilich hilft es zu wissen, was eine Zero-Day-Lücke, eine Backdoor oder ein Rootkit ist. Elliotts Welt erschließt sich dem Zuschauer aber auch so.
"Mr. Robot" ist Tech-Thriller, Gesellschafts- und Konsumkritik. Im Grunde erzählt die Serie einen klassischen Konflikt: Eine Gruppe Antihelden versucht mit teils fragwürdigen Mitteln, gegen das Establishment vorzugehen. Ihre Motive sind so vielschichtig wie menschlich. Und gerade das macht die Serie so sehenswert.