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Black Panther

Black Panther

Ein Film von Ryan Coogler


... UND TÄGLICH GRÜSST DAS CGI-NASHORN


„What happens now determines what happens to the rest of the world.“


Dass sich auch wichtige politische Themen unter dem Deckmantel einer Superhelden-Verfilmung verstecken können, beweist uns Jungregisseur Ryan Coogler eindrucksvoll mit seiner opulent ausgestatteten Origin-Geschichte „BLACK PANTHER“ um den in „The First Avenger: Civil War“ [2016] eingeführten, wakandrischen Gerechtigkeitskämpfer.


In diesem kontinentübergreifenden Abenteuer, das „Creed“-Regisseur Coogler als interessante Mischung aus Dschungelaction, Agententhriller und klassischem Heldendrama anlegt, werden wir Zeuge der Krönung des titelgebenden Helden (Chadwick Boseman), der nach dem Tod seines Vaters nun die Regentschaft über den wirtschaftlich hochentwickelten, von der Außenwelt perfekt abgeschotteten Dschungelstaat Wakanda übernehmen soll. Doch ein König zu sein in solch harten Zeiten, ist nicht leicht; vor allem nicht, wenn einem die Herrschaft von einem fremden Ankömmling (Michael B. Jordan) streitig gemacht wird, der den Platz auf dem Thron ganz für sich beansprucht. Es folgt ein Kampf mit überraschendem Ausgang, der jedoch nur die Speerspitze der nahenden Herausforderungen darstellt. Denn ein alter Feind schmiedet derweil, mehrere tausend Kilometer e
ntfernt, einen finsteren Plan, der das Schicksal Wakandas und letztlich das der restlichen Welt besiegeln könnte. Kann der schwarze Panther das Unheil noch abwenden?


Es wird politisch im Marvel Cinematic Universe. Nach zuletzt zwar unterhaltsamen, aber insgesamt betrachtet doch recht formelhaften Augenwisch-Spektakeln, in denen zumindest keine weiteren Großstädte auf Großstädte geplumpst sind, wirkt der mittlerweile 18. Eintrag der wohl erfolgreichsten Filmreihe der Welt wie eine Frischzellenkur, die wirklich alles von Grund auf revolutionieren möchte. Die Themen, die hier nicht nur angeschnitten werden, sondern überlebensgroß über dem mehr als zweistündigen Geschehen prangen, sind mit Rassismus, Kriegsflucht und den damit einhergehenden Folgen aktueller denn je und kommen zu einer Zeit, in der Debatten darüber fast schon zur Tagesordnung gehören. Dass sich jetzt gerade ein vermutetes Superheldenspektakel dieser Themen annimmt, zumal nicht stiefmütterlich, sondern mit der gebotenen Sorgfalt, die nichtsdestotrotz eine harte Linie verfolgt, ist die vielleicht größte Überraschung dieses noch sehr jungen Kinojahres und straft all jene Kritiker Lügen, die angesichts der ersten Langtrailer komplett auf die falsche Bahn gelenkt wurden. Ja, die (vorhersehbare) Action kracht gewaltig und ist mit ihrer dynamischen Kamera immer nah dran am Geschehen; wirklich nachhallen tut aber eher die feinfühlig herausgearbeitete Reflexion über Herkunft und Identität, über Macht in unruhigen, schwierigen Zeiten und darüber, wie sie die Menschheit korrumpiert.


So ist die klassische Rollenverteilung von Gut und Böse in „BLACK PANTHER“ auch eher nicht gegeben, da hier kein irrer, von Größenwahn getriebener Antagonist um die altbekannte Weltherrschaft buhlt, sondern vielmehr ein überaus ambivalenter Charakter, geboren aus den Rassenunruhen 1992 in Los Angeles, seinen (rechtmäßigen) Platz in dieser wenig heilen Welt für sich beansprucht. Dass der Weg dahin über unzählige Leichen führt und die Allianz mit einem altbekannten Marvel-Bösewicht bewirkt, ist dabei nur dem Grunde nach altmodisches Schurkenschach. Denn jede Aktion in „BLACK PANTHER“, und sei sie noch so böse, fußt hier auf einem vorangegangenen Tun, so dass nicht die Taten an sich, sehr wohl aber die Ausformungen von evozierter Gegengewalt zusammen mit den damit einhergehenden moralischen Fragen im Vordergrund stehen. Und ja: am Ende dieses wendungsreichen Kampfes entwickelt man kurzzeitig fast etwas Mitleid für den Antagonisten des Films, der angesichts seiner Motivation wahrscheinlich zu den stärksten, weil tragischsten Schurken des Marvel-Franchise gehört. Und das ist schon überraschend.


Weniger überraschend, dafür fast schon unerfreulich, ist der Rückfall des Marvel-Blockbusters in altbekannte Muster, wenn es schließlich dem Ende entgegen geht. Dominierte vorher noch ein erfrischender Mix aus heißer Dschungelaction und kühler James-Bond-Spionage das Geschehen, hier und da aufgelockert durch charakterbezogene Momente, so ist das letzte Drittel des Films trotz eines Kampfes epischen Ausmaßes doch „nur“ wieder altbekanntes Heldengeplänkel im Breitwandstil, in dem die Rechner Überstunden schieben und trotz Heerscharen von Effektfirmen leider nur erstaunlich verwaschene Texturen und leidlich gut animierte CGI-Kampfnashörner (!) hervorbringen.


Es tut fast schon weh, sehen zu müssen, wie all die guten Ansätze und Innovationen, die durchaus tiefgründige Geschichte und die solide ausgearbeiteten Charaktere, allen voran Michael B. Jordans Antagonist und die hier allen die Show stehlende „The Walking Dead“-Amazone Danai Gurira, einem wörtlich zu nehmenden CGI-Finale auf Autopilot zum Opfer fallen, das zwar dem immer gern gesehenen Martin Freeman seine besten Szenen spendiert, sich ansonsten jedoch gehörig mit dem Ton der vorherigen 90 Minuten beißt. So schön die Kostüme, so versiert die Kämpfe auch choreographiert sein mögen, in denen der Black Panther mitsamt seinen Anhängern die Krallen ausfährt: am Ende bleibt wieder mal die Erkenntnis zurück, dass alles trotz guter bis sehr guter Vorzeichen dann doch irgendwie nur beim Alten geblieben ist. Mit etwas mehr Zurückhaltung im letzten Drittel und einem konsequenteren Durchziehen seiner klugen Ideen wäre „BLACK PANTHER“ zweifellos zu einem hervorragenden, anderen Superhelden-Abenteuer geworden, das sich gekonnt vom restlichen unterhaltsamen Einheitsbrei der neuzeitlichen Comic-Verfilmungen abgehoben hätte. So müssen wir hingegen trotz all des Lobes schweren Herzens eine Enttäuschung attestieren, allerdings auf sehr, sehr hohem Niveau.


Fazit: Spannendes und überraschend ambivalentes Superhelden-Spektakel, das die richtigen Fragen zur rechten Zeit stellt, am Ende aber leider wieder in altbekannte (und mittelprächtige) CGI-Muster zurückfällt. Das kostet einen Panther in der Endabrechnung.


Das bisherige MCU, bei uns ausführlich rezensiert:

Iron Man“ [2008], „Der unglaubliche Hulk“ [2008], „Iron Man 2“ [2010], „Thor“ [2011], „Captain America: The First Avenger“ [2011], „The Avengers“ [2012], „Iron Man 3“ [2013], „Thor – The Dark Kingdom“ [2013], „Captain America 2: The Return of the First Avenger“ [2014], „Guardians of the Galaxy“ [2014], „Avengers: Age of Ultron“ [2015], „Ant-Man“ [2015], „The First Avenger: Civil War“ [2016], „Doctor Strange“ [2016], „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ [2017], „Spider-Man: Homecoming“ [2017], „Thor: Tag der Entscheidung“ [2017]


Cover: © Marvel Studios 2018


Eine Rezension von Stefan Rackow
(16. Februar 2018)
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Daten zum Film
Black Panther USA 2018
Regie Ryan Coogler Drehbuch Ryan Coogler & Joe Robert Cole
Produktion Marvel Studios / Walt Disney Pictures Kamera Rachel Morrison
Darsteller Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong'o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Andy Serkis, Angela Bassett, Forest Whitaker, Letitia Wright, Winston Duke, Sterling K. Brown, John Kani, Sydelle Noel, Florence Kasumba, Isaach De Bankolé, Connie Chiume, David S. Lee, Atandwa Kani, u.a.
Länge 134 Minuten FSK ab 12 Jahren
https://marvel.com/blackpanther#/
Filmmusik Ludwig Göransson
Bundesweiter Kinostart: 15.02.2018
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