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Planet der Affen: Prevolution

Planet der Affen: Prevolution

Ein Film von Rupert Wyatt

„Apes stupid.“

Der Output an Sommerblockbustern gestaltete sich in diesem Jahr leider nur wenig abwechslungsreich. Jack Sparrow markierte dabei mit seinem Aufbruch in „Fremde Gezeiten“ den nicht allzu spektakulären Anfang einer durchkalkulierten Erfolgsmasche, die mit „Transformers 3“, „Fast & Furious Five“ und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2“ lieber alte Bekannte ins schwere Rennen um die Zuschauergunst schickte, anstatt aktiv Neuland zu betreten. Dass aber auch der andere Weg nicht unbedingt verkehrt sein muss, bewiesen indes die unterhaltsame Superheldenverfilmung „Thor“ und das nostalgisch daherkommende Science-Fiction-Märchen „Super 8“, die allesamt ordentlich Gewinn abwarfen. Zwei einsame Streiter in einem Meer aus berechnetem Erfolg, das etliche Mitstreiter kompromisslos in die Tiefe zog. Eine wirkliche Überraschung sollte der Kinosommer 2011 kurz vor Schluss dann aber doch noch bereithalten, als plötzlich ein Prequel zu einer legendären Filmreihe das Licht der hiesigen Leinwände erblickte. Dieses präsentiert uns genau genommen auch nur alte Bekannte,
welche bereits 1968 das erste Mal einen Film bevölkerten und seitdem noch in fünf weiteren in Erscheinung treten sollten, zuletzt 2001 unter der Regie von Tim Burton. Die Rede ist natürlich vom Planet der Affen, dessen Vorgeschichte Regisseur Rupert Wyatt („The Escapist“ [2008]) nun in seinem Big-Budget-Debüt erzählt. Der Clou: „PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION“ („Rise of the Planet of the Apes“) ist der vielleicht gelungenste siebte Teil einer altgedienten Filmreihe, überaus versiert in Szene gesetzt, optisch brillant und überraschend unverbraucht. Ein perfektes Paradebeispiel für einen ausgezeichneten Sommerblockbuster, der sich nicht etwa selbst zum Affen macht, sondern allen Vorfeld-Skeptikern genüsslich die lange Nase zeigt.


Es ist ein Kampf gegen Windmühlen: Weil sein einst famoser Vater Charles (John Lithgow) an Alzheimer leidet, sucht der junge Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) fieberhaft nach einem Heilmittel gegen die tückische Krankheit. Experimente mit Schimpansen zeigen schließlich erste Erfolge. So entwickelt Probandin Bright Eyes (Terry Notary) innerhalb kürzester Zeit erstaunliche intellektuelle Fähigkeiten. Doch als die Schimpansin plötzlich und unerwartet ausbricht, einen Großteil der Forschungseinrichtung verwüstet und schließlich auf ihrer Flucht erschossen wird, bedeutet dies auch den Tod für die Forschungsreihe. Wills Vorgesetzter (David Oyelowo) befiehlt zudem, alle Schimpansen einschläfern zu lassen. Eher zufällig stößt Will in der Folge auf ein neugeborenes Schimpansen-Junges und erkennt, dass Bright Eyes anscheinend nur ihr Kind beschützen wollte. Kurzerhand beschließt Rodman, den Kleinen zu Hause großzuziehen. Wie ein Familienmitglied. Doch je älter der Schimpanse (Andy Serkis) wird, der von Wills Vater liebevoll Caesar getauft wurde, desto mehr verändert er sich auch geistig. Anscheinend hat ihm Bright Eyes aber nicht nur ihre unbeschreibliche Intelligenz vererbt. Denn auch in seinem Verhalten gibt sich der Schimpanse zuweilen aggressiver, vor allem dann, wenn es darum geht, vermeintliches Unheil von seiner (menschlichen) Familie abzuwenden. So beschert ihm sein unberechenbares Verhalten letztlich die gerichtlich verfügte Einweisung in John Landons (Brian Cox) privates Tierheim für Primaten, ein riesiges, abgeschottetes Käfigsystem, wo noch etliche andere Artgenossen Caesars „einsitzen“. Und damit nehmen die Probleme eigentlich erst ihren wirklichen Lauf, denn man sollte sich besser nicht mit hochintelligenten Affen anlegen. Vor allem nicht dann, wenn sie Caesar heißen...

Planet der Affen: PrevolutionPlanet der Affen: PrevolutionPlanet der Affen: Prevolution

Es ist fast schon als regelrechte Kunst zu bezeichnen, wie sehr „PREVOLUTION“ doch mit den Erwartungen seiner Zuschauer spielt. Denn ließen die ersten Trailer noch einen herkömmlichen Blockbuster nach altbekanntem Schema F erwarten, der sich einzig und allein mit seinen beeindruckenden Digital-Effekten brüstet, sieht das Endresultat zur Verwunderung Vieler erfrischenderweise gänzlich anders aus. Maßgeblich Schuld hieran dürfte wohl die Werbung für den Film tragen, die in aufdringlich großen und damit unübersehbaren Lettern mit der Beteiligung der „Avatar“-Effekte-Spezialisten Weta Digital warb. Sicherlich sind die Effekte, mit denen die Messlatte für kommende Motion-Capture-Produktionen weit nach oben gelegt wird, ausnahmslos hervorragend und integrieren sich absolut störungsfrei in das reale Geschehen. Vor allem Andy Serkis, der in jüngster Vergangenheit schon Gollum und passenderweise einem anderen Primaten Leben eingehaucht hat, begeistert mit seinem „affigen“ Spiel, das den Schimpansen Caesar erschreckend lebensecht wirken lässt. Hierin liegt aber auch gleichzeitig der Grund, warum es der Film eigentlich gar nicht nötig hat, ausschließlich mit seinen exzellenten Effekten zu werben: Sie fallen ob ihrer Ausgereiftheit, die niemals erzwungen wirkt, schlicht nach einer kurzen Zeit gar nicht mehr als solche auf, sondern werden Teil des realen Geschehens, unterstützen dieses, indem sie sich der Geschichte unterordnen. Substance over style, gewissermaßen. Der Lohn der Zurückhaltung. Jede noch so minimale Gefühlsregung, jede Mimik der unzähligen Primaten wird wahrgenommen und ohne Umschweife direkt vom Zuschauer akzeptiert, da das Kunststück gelang, digital erschaffene Charaktere als absolut vollwertige Protagonisten zu etablieren.


„PREVOLUTION“ bietet zweifellos tolle Bilder, gibt mit diesen aber nicht an. Denn im Kern ist Wyatts 93-Millionen-Dollar-Produktion ein Film, der eine spannende Geschichte über Macht, Forschungsdrang und das menschliche wie auch tierische Drama hinter den sterilen Kulissen zu erzählen gedenkt, so dass man ihn leicht auf einfachste Schwarzweißmalerei reduzieren könnte, die in jedem kleinen Blinzeln der gepeinigten Primaten allgegenwärtig erscheint. Aber ganz so einfach macht es uns das Autorenduo Rick Jaffa & Amanda Silver („Das Relikt“ [1997]) dann doch nicht. Zwar scheint das Finale, das die bis dahin gedrosselte Temposchraube noch einmal gehörig anzieht, eine allzu deutliche Sprache zu sprechen, „PREVOLUTION“ bezieht hierbei jedoch weder eindeutig für die tierische noch für menschliche Seite Partei. Und das ist gut so. Denn auch wenn man die Bedürfnisse der Menschen im Film, allen voran die Sorge des von James Franco („127 Hours“ [2011]) verkörperten Wissenschaftlers um seinen kranken Vater, nachvollziehen kann, liegt es aufgrund des schwierigen und diskussionswürdigen Themas „Tierversuche“ letztlich an jedem Einzelnen, ob hier etwaige Sympathien aberkannt werden oder nicht. Es ist eben alles eine Frage der Entscheidung, Mensch wie Tier hat die Zügel des Schicksals fest im Griff. Dies ist vielleicht die Kernaussage des Films, der trotz allem keinesfalls belehren oder maßregeln, sondern vorrangig das Drama inmitten einer (vermeintlich) einfachen Geschichte ausloten möchte, um dieses Vorhaben dann im Anschluss gemeinerweise als perfekt inszenierte, seichte Unterhaltung zu verkaufen. Der Abspann, der unbedingt abgesessen werden sollte, setzt dem Spiel mit den Erwartungen dann vollends die Krone auf, wenn eine minimalistische, gleichwohl aussagekräftige Idee ihre späte Geburt erfährt und gehörig nachhallt. Klasse. Und „PREVOLUTION“ beweist: Ein Blockbuster kann mehr.

Planet der Affen: PrevolutionPlanet der Affen: PrevolutionPlanet der Affen: Prevolution

Fazit: Rupert Wyatts „PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION“ ist die vielleicht größte Überraschung der vergangenen Monate. Alle Blockbuster-Klischees ordentlich gegen den Strich bürstend, zeigt das Prequel eindrucksvoll, dass sich Actionmomente, Dramatik und eine gute Geschichte keinesfalls ausschließen müssen. Im Gegenteil: Der Film vereint diese Punkte derart elegant zu einem wunderbar anzusehenden, in sich stimmigen Gesamtwerk, dass der technische Aspekt, die visuelle Bildgewalt, fast zur Nebensache wird. Sie fällt auf, drängt sich aber nicht etwa in den Vordergrund, sondern hilft vielmehr eine Geschichte zu erzählen, die trotz ihrer Vorhersehbarkeit berührt und damit etwas an sich nur schwer Realisierbares vollbringt: Sympathien für einen (gar nicht so evident) digitalen Charakter zu hegen. Trotz berechtigter Zweifel im Vorfeld sollte man eben doch niemals die Affen unterschätzen. Kurzum: keine Revolution, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(29. August 2011)
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Daten zum Film
Planet der Affen: Prevolution USA 2011
(Rise of the Planet of the Apes)
Regie Rupert Wyatt Drehbuch Rick Jaffa & Amanda Silver
Produktion Chernin Entertainment / Dune Entertainment / Twentieth Century Fox Film Corporation Kamera Andrew Lesnie
Darsteller Andy Serkis, James Franco, John Lithgow, Freida Pinto, David Oyelowo, Tyler Labine, Brian Cox, Tom Felton, Karin Konoval, Terry Notary, Richard Ridings, Christopher Gordon, Jay Caputo, Jamie Harris, David Hewlett
Länge 105 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://www.apeswillrise.com/
Filmmusik Patrick Doyle
Preise und Auszeichnungen Nominiert für 1 Oscar 2012: Best Achievement in Visual Effects
Kommentare zu dieser Kritik
travisbickle TEAM sagte am 29.08.2011 um 14:48 Uhr

Toller Film. So habe ich mir "Planet der Affen" immer gewünscht!! :-)


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