"The first rule of Zombieland: Cardio. When the zombie outbreak first hit, the first to go, for obvious reasons... were the fatties."
Da blubbert und spritzt, würgt und spuckt, matscht und ekelt es in allen Farben, Formen und Facetten, und das noch nicht einmal sonderlich gut. Das kongruenteste Synonym für „Ekel“ sollen ab sofort die ersten Minuten von „
Zombieland“ sein, denn selbst der am härtesten gesottene Splatter-Gore-Horrorfan muss zugeben, dass hieran sicherlich nichts ästhetisch ist, und auch nichts – und das wäre ja vielleicht mit so viel halbverdautem Grützgedärms noch möglich gewesen – gruselig. Einfach nur widerlich dämlich. Wer nach den ersten drei Minuten den Kinosaal entnervt verlässt, meint mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
ihn gefunden zu haben: den „Dance Flick“ des Zombiegenres. Geschmack-, niveau- und anspruchslos. Wie gut, dass man wegen des überteuerten Eintrittspreises, oder einfach nur aus simpler Faulheit, weil der Kinositz doch so schön gemütlich und der Popcornbecher noch nicht einmal halbleer ist, vielleicht doch noch einen Moment weiterschaut…
Ein Roadtrip, wie man ihn aus „
Carriers“ vielleicht vor einigen Wochen schon kennengelernt hat: Columbus, der nette Junge von nebenan um die 20, und Tallahassee, schlangenmusterjackentragender Möchtegerncowboy, fahren schwer bewaffnet durch au
sgestorbene Gegenden. Seit ein Virus Amerika heimgesucht hat, sind die meisten Menschen tot oder eben untot, und krauchen als grünkotzende, blutverschmierte Ekelwesen umher, um sich hier und da noch einen lebenden Snack einzufangen. Da hilft es zunächst natürlich auch nicht weiter, gerade auf die Schwestern Wichita und Little Rock zu treffen, die es nämlich faustdick hinter ihren zuckersüßen Öhrchen haben…
Zum Glück bleibt einem eine fantasielose Erklärung für das Auftauchen dieses Virus’, seine Übertragbarkeit und den genauen Verlauf der „Zombie-Krankheit“ erspart, denn nach „
28 days later“, „
Dawn of the Dead“ und „
I am Legend“, um mal nur einen Bruchteil der bekannten Genrefilme zu nennen, hat man sicherlich eh keine Lust mehr auf clevere Virusbekämpfungsstrategien und die gängigen Erklärungsmuster. Das Wie und Warum ist hier völlig egal – und da klaut sich „
Zombieland“ natürlich eine nette Taktik des eben schon genanntem „
Carriers“, der sich vier Charaktere herauspickt, die in bekanntem Endzeitszenario um ihr Überleben kämpfen, ohne dabei den Fokus zu sehr auf das Vorher und Nachher zu legen. Was den Film der beiden Pastor-Brüder allerdings ein bisschen lahm und wenig erschreckend macht, verbessert Ruben Fleischers (im Übrigen ein so passender Name für einen Regisseur dieses Films, dass man an dessen Echtheit zweifelt) „
Zombieland“ mit einem gehaltvollen Element: Humor – und zwar dem von der guten Sorte.
Der Film ruht sich zum Glück nämlich nicht darauf aus, die widerwärtigsten und gleichzeitig dämlichsten Zombies der Filmgeschichte zu kreieren (neben der ständigen Kotzerei sind die Untoten hier nämlich auch verdammt langsam, furchtbar ungelenk, ziemlich einfach mittels einer Gewehrkugel zur Strecke zu bringen und – naja – alles in allem einfach nicht die Hellsten). „
Zombieland“ ist richtig witzig, und das eben nicht wegen seiner stetigen Blutspritzerei oder etwa Fäkalhumor. Die Erzählungen aus dem Off von Columbus, die verqueren Figuren und ein ganz toller, selbstironischer Bill Murray, der hier einen Cameo-Auftritt hat, bei dem er „
Garfield“ als einen seiner schlechtesten Filme bezeichnet, sind einfach zum Schreien komisch.
In diesem Zusammenhang kann man auch gleich die HauptdarstellerInnen ein bisschen lobpreisen. Jesse Eisenberg („
The Village - Das Dorf“, „Adventureland“) passt perfekt in die Rolle des einsamen Nerds, der davon träumt, einmal einem Mädchen das Haar hinters Ohr zu streichen, strenge Überlebensregeln wie Anschnallen im Auto und bloß kein Held sein (auch wenn man damit natürlich manchmal cooler aussähe) einhält und sich dennoch seinen (Überlebens-)Weg durch einen Haufen Zombies schießt. Woody Harrelson („
Natural Born Killers“, „
2012“) übernimmt im Gegensatz dazu die Rolle der coolen Sau, die abstruserweise bei dem Film "Titanic" genauso sehr weint wie bei dem Gedanken an den Tod seines kleinen Jungen. Kinderstar Abigail Breslin („
Little Miss Sunshine“) und Sahneschnittchen Emma Stone („
Paper Man“) brillieren hier als ausgefuchste Fieslingsschwestern, denen es mit ihren ausgeklügelten Tricks ein ums andere Mal gelingt, den Nerd und den Cowboy zu überlisten.
Um dem Ganzen noch einen draufzusetzen, wird’s dann zum Ende hin sogar noch richtig spannend, als die vier Sympathieträger in einem buntblinkenden Freizeitpark ganze Völker an Zombies (ungewollt) auf sich aufmerksam machen. Fantasie beweist der Film schließlich auch noch, denn solche Bilder, wie Zombies mithilfe von Karussellwagen einfach mal weggekickt werden, hat man zumindest in den oben genannten Genrefilmen der letzten Jahre noch nicht gesehen.
„
Zombieland“ hat’s mit seinem Genre eigentlich richtig schwer. Zombiehorror gibt es eben schon zu Hauf – und da bedarf es einiger Fantasie, um doch noch etwas Neues, Spannendes zu bieten. Komödien wiederum rutschen nur allzu leicht ins Niveaulose, Plakative ab; oftmals wird versucht, den Mainstreampöbel im Zuschauerraum durch Fäkalhumor und Sexszenen bei Laune zu halten. Beide Fallen umgeht „
Zombieland“ aber zum Glück; der Humor in diesem Film ist ansprechend, ironisch und mit zahlreichen Anspielungen auf andere Filme gespickt. Wer zu denjenigen gehört, die ekelhafte Zombies in dieser Story einfach nur bescheuert finden, wird sich wundern, um wie viele Bewertungspunkte der Film während seines Verlaufs doch noch zu steigen vermag. Es gibt ausreichend Blutgedärmbrechblubber-lose Szenen, und spätestens zum Ende hin findet man die dämlichen Untoten auch mal richtig witzig. „
Zombieland“ hat was – und zwar Unterhaltung der schwarzderben, aber dennoch gehobenen Art. Was für eine Mischung!