30 Minuten oder weniger hat der Pizzabote Nick (Oscar-Nominee Jesse Eisenberg, „
The Social Network“) in der gleichnamigen Crime-Comedy von Ruben Fleischer Zeit, um die saftig belegten Bestellungen bei den Kunden abzuliefern.
Kommt er über dieses Limit, werden ihm die verspäteten Tomatentorten vom Lohn abgezogen.
Sein Boss (Brett Gelman) vertritt diesen Slogan mit erbarmungsloser Konsequenz.
Im Prinzip könnte Nick behaupten (abgesehen von der sporadischen, berufsbedingten Action selbstverständlich) ein recht entspanntes Slacker-Leben zu führen.
Allerdings findet dieses ein jähes Ende, als er während einer vorlauten Diskussion mit seinem besten Freund Chet (Aziz Ansari, „Männertrip“) herausfindet, dass dieser als Kind unbeabsichtigt dafür gesorgt hat, dass sich seine Eltern scheiden lassen, und er ihm anschließend, seinen Rachegelüsten folgend, beichtet, dass er Sex mit dessen Schwester Kate (Dilshad Vadsaria) gehabt hat.
Der Freundschaft wird anschließend hastig das Aus erklärt. Ein Zustand, der aber nicht von langer Dauer bleiben soll.
Denn Nick sucht seinen Lehrerbuddy schon bald mit einem wahrlich ernsten Problem am Hals in der Schule auf und bittet ihn um Hilfe:
Zwei maskierte Kunden haben ihn bei der Pizzalieferung überwältigt und ihm eine Bombe um den Körper geschnallt. Sie erwarten von ihm, dass er innerhalb von zehn Stunden schlappe 100.000 Dollar auftreibt...oder er darf sich von seinem jungen Leben verabschieden.
Die einzige Möglichkeit, in der Zeit an so viel Geld zu gelangen, scheint nun wohl tatsächlich ein Banküberfall zu sein – ein Gedanke, der den Freunden so gar nicht schmeckt.
Nur, wie heisst der Spruch noch gleich?
Mitgehangen, mitgefangen...
„30 Minuten oder weniger“ ist im Grunde ein locker-leichtfüßiger Mix aus Buddy-Abenteuer und schwarzer Thriller-Komödie.
Dass das aberwitzige Szenario eigentlich sogar von einem wahren, ungleich tragischeren Vorfall aus dem Jahre 2003 inspiriert worden ist, reibt Fleischer den Zuschauern glücklicherweise nicht, wie heute üblich, zu Beginn seiner reichlich übertriebenen, aber durchweg unterhaltsamen Version der Geschehnisse unter die Nase.
Das, was man hier zu sehen bekommt, gibt sich ganz klar als amüsanter Spielfilm für den kurzweiligen Abend zu erkennen. Nicht mehr, nicht weniger. Das große Drama bleibt außen vor.
Wichtiger ist es dem Regisseur hier, wie bereits bei seinem „
Zombieland“ (2009) zuvor, gewesen, sympathische Figuren zu entwerfen, deren Schicksal einem trotz des gelegentlichen Klamauks nicht völlig schnuppe ist.
Dieser Ansatz ist ihm dann auch weitgehend geglückt - selbst wenn der genannte Vorgänger im Vergleich dann doch noch ein ganzes Stück herzlicher und humorvoller ausgefallen ist.
Das Konzept einer nahezu auswegslosen Situation, die von einem Sprengsatz und einem limitierten Zeitfenster dominiert wird, kommt einem nicht zuletzt aus John Carpenters Klassiker „
Die Klapperschlange“ (1981) oder Jan de Bonts schweißtreibendem Kracher „Speed“ (1994) bekannt vor, mit dem Unterschied, dass sich die Bedrohung in „30 Minuten oder weniger“ nicht annährend so beklemmend anfühlt.
Die beiden - von Danny McBride („
Up in the Air“) und Nick Swardson („
Meine erfundene Frau“) verkörperten – Bösewichte sind selbst viel zu sehr verplante Trottel, als dass man ihnen ihren (zugegebenermaßen) ganz schön hinterhältigen Plan, Nick zu benutzen, um das Geld aufzutreiben, welches sie für die Bezahlung eines Auftragskillers benötigen, wirklich krumm nehmen könnte.
Einer der kriminellen Blödköpfe hat nämlich einen schwer reichen, aber verhassten Marine-Papa (Fred Ward, „
Tremors - Im Land der Raketenwürmer“), der nun eben das Zeitliche segnen und seinem Sohnemann das Vermögen überlassen soll.
Einfacher Plan, klarer Plan. Geht nur leider selten gut. Und erst recht nicht in Filmen wie diesem...
Natürlich brennt Ruben Fleischer nach kurzer Einführung der Charaktere und Initiierung des Plots das gesamte Arsenal möglicher und unmöglicher Späße ab (von der beiläufigen Besorgung des Fluchtwagens, über den reichlich unbeholfenen Bankraub bis zur verzwickten Geldübergabe), die aber trotz ihrer mangelnden Innovation immer noch einen gewissen Charme versprühen und es vermögen, den Zuschauern das gewünschte Grinsen ins Gesicht zu zaubern.
Kritisch darf man an „30 Minuten oder weniger“ allerdings anmerken, dass abgesehen von dem hohen Unterhaltungswert ein wirklicher Spannungsbogen fehlt.
Das mag zum einen einfach den absichtlich stumpf gezeichneten Kriminellen mit dem
Slayer-Ringtone geschuldet sein, zum anderen aber auch daran liegen, dass sich die offensichtlichste Konsequenz (abgesehen von dem um den Körper gebundenen Sprengstoff natürlich) für die Helden der Geschichte, die Konfrontation mit den Gesetzeshütern, auf eine solide inszenierte Mini-Verfolgungsjagd beschränkt.
Man hätte wohl schon etwas mehr Action und Adrenalin von dem Regisseur erwarten dürfen. Dass er auch ganz anders kann, hat er ja bereits im Showdown von „
Zombieland“ bewiesen, der hier leider keine ähnlich elektrisierende Entsprechung findet.
Irgendwie beschleicht einen auch das Gefühl, dass Fleischer nach seinem witzigen Abenteuer die Puste für einen cleveren Schlussstrich ausgegangen ist.
Das ist etwas schade, ändert aber trotzdem nichts an dem positiven Gesamteindruck, den man sich aus dem Kinobesuch mitnehmen kann.
Der Plot ist interessant, die Schauspieler gut aufgelegt (Eisenberg etwas unterfordert) und die Umsetzung tight.
Vielleicht macht „30 Minuten oder weniger“ auch einfach deshalb so viel Spaß, weil er so unspektakulär und unverkrampft eine Story erzählt, die man auch in ein aufgesetzt-tobendes Actioninferno hätte zwängen können...aber Moment mal:
War das nicht eben noch einer meiner Kritikpunkte...?!