Liebe ist ein Spiel. Ohne Gewinner.
Bereits vor Eiskalte Engel wurde die Novelle „Les Liaisons Dangerouses“ (zu deutsch „Gefährliche Liebschaften“) von Choderlos de Laclos drei Mal für die große Leinwand umgesetzt. Doch während sich die Vorgänger an die Buchvorlage hielten und das Setting eines barocken Frankreich nutzten, verlegt Roger Kumble die Geschichte knapp 200 Jahre nach vorne, ins New York der späten 90er.
Sebastian Valmont (Ryan Phillipe) und seine Stiefschwester Kathryn (Sarah Michelle Gellar) sind jung, reich, sexy und - vor allen Dingen - gelangweilt. Während sich Sebastian mit diversen Liebschaften amüsiert, vertreibt sich Kathryn die Zeit mit Intrigen und Drogen. Um Abwechslung zu haben, gehen die beiden eine Wette ein: Sebastian muss es schaffen noch vor Schulbeginn Anette Hargrove (Reese Witherspoon), die brave und keusche Tochter des neuen Schuldirektors zu verführen. Verliert er die Wette, so verliert er auch seinen kostbaren Jaguar. Gewinnt er jedoch, darf er eine Nacht mit Kathryn verbringen…
Hätte Roger Kumble sich an die Buchvorlage gehalten und die Geschichte im französischen Hochadel des 18. Jahrhunderts spielen lassen, so wäre der Film ein billiger Abklatsch früherer Versionen gewesen. Durch den genialen Kunstgriff, die Geschichte in die heutige New Yorker Upper Class zu verlegen, löst Kumble jedoch sein größtes Problem auf beeindruckend geschickte Weise: Er kann die Story in den Vordergrund stellen und verheddert sich nicht in den Wirren eines Historienfilmes. Diese Konzentration auf die Hintergrundgeschichte kommt dem Film nur zu Gute und so schafft es Kumble sogar, mit seinem eigenen Schlusstwist noch einmal für Gänsehaut (und evtl. auch das ein oder andere feuchte Taschentuch) zu sorgen.
Besonderen Tribut muss man außerdem den hervorragenden Schauspielern zollen. Trotz Ihrer jungen Jahre zeigt das Führungstrio um Ryan Phillippe eine beeindruckend reife Leistung. Allen voran Sarah Michelle Gellar kann in der Rolle der intriganten Kathryn voll und ganz überzeugen. Ryan Phillippe spielt Valmont gekonnt egozentrisch – ja beinahe schon egomanisch. Zu keinem Zeitpunkt kommt ein Zweifel an der Selbstverliebtheit des Geschwisterpaares auf. Und dass Phillippe und Witherspoon eine ganz eigene Leinwandchemie entwickeln, dürfte angesichts ihres Privatlebens nicht weiter überraschen.
Natürlich ist der Film auf ein vorwiegend junges Publikum zurechtgeschneidert. So verwundert es auch nicht, dass besonderen Wert auf die Filmmusik gelegt wurde. Mit vollem Erfolg, wie einem spätestens während des herzzerreißenden Finales zu der Melodie von „Bitter Sweet Symphony“ klarwerden dürfte. Aber auch sonst liest sich der Soundtrack wie ein Who-is-who der Popszene, angefangen von Placebo über Fatboy Slim bis hin zu Blur und Skunk Anansie.
FAZIT: Alles in allem ist Eiskalte Engel eine gelungene Adaption seiner Romanvorlage. Durch diverse Kunstgriffe versteht es Kumble, den Film vor Allem für das jüngere Publikum attraktiv zu machen. Die überragende Schauspielleistung der Jung-Darsteller tut ihr übriges dazu, um Eiskalte Engel den Status ‚Kultfilm’ zu verleihen.