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von Koldo Serra




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Attack of the Crab Monsters

Attack of the Crab Monsters

Ein Film von Roger Corman

So mancher Film macht es dem armen Rezensenten nicht wirklich leicht. Man möchte ihn einfach mögen, er hat eigentlich alle Zutaten, aber so wirklich überspringen will der Funke dann doch nicht. Und wenn man schließlich auch noch eine Rezension darüber schreiben möchte – inklusive Wertung – steht man vor noch größeren Problemen. Der vorliegende „Attack of the Crab Monsters“ ist so ein typischer Fall. Eigentlich hat der Streifen alles: Roger Corman als Regisseur, 50er-Jahre-Sci-Fi-Setting, Riesenkrabben als Monster, die Stimme Gottes die sich manchmal äußert, und nicht zuletzt eine gigantische Ladung von Trash, dass es einen fast aus den Socken haut. Aber irgendwie ist das alles dann doch zuviel, und der schöne englische Begriff „overwritten“ bringt es eigentlich ganz gut auf den Punkt.


„Attack of the Crab Monsters“ zeigt nicht nur höchst amüsante Pappmaché-Monster, sondern auch einen der ungewöhnlichsten Filmanfänge den ich kenne:
You are about to land in a lonely zone of terror...on an uncharted atoll in the Pacific!
You are part of The Second Scientific Expedition dispatched to this mysterious bit of Coral reef and volcanic rock. The first group has disappeared without a trace! Your job is to find out why!
There have been rumors about this strange atoll...frightening rumors about happenings way out beyond the laws of nature...

Dieser scrollende Text begrüßt den unbedarften Zuschauer,
der sich wundert, ob er gerade ein Buch wie „Die Insel der 1000 Gefahren“ in der Hand hat, oder wirklich einen Film schaut. Der Anfang rumpelt auch danach munter dahin, bis Corman endlich zur Handlung kommt: eine Gruppe Wissenschaftler erreicht ein Atoll, über dem Massen von radioaktivem Fallout infolge von Atomversuchen niedergegangen sind. Das erste Team ist bis auf kryptische Aufzeichnung spurlos verschwunden, die Insel zerfällt wie Atlantis in ihre Bruchstücke, und zu allem Überfluss machen auch noch Riesenkrabben den Wissenschaftlern das Leben schwer!

Hier haben wir es also mit dem anderen Film zu tun, der gemeinsam mit „Gesandter des Grauens“ ein Double-Feature in den Autokinos bildete. Die Filme könnten dabei unterschiedlicher kaum sein: wo der Gesandte eigentlich nicht mehr aber auch nicht weniger als ein Vampirstreifen ist, bedient die Chose um die Krabbenmonster etliche Klischees rund um die üblichen Mutationsklopper. Allerdings hat der Film zwei dicke Probleme: einerseits ist natürlich der „Spannungsaufbau“ völlig umsonst. Nicht das Corman hier sein Handwerk nicht verstehen würde, das tut er durchaus; man sieht, wo der Film spannend gedacht ist, wo die Bedrohung noch unheimlich und unbekannt ist (theoretisch) und so weiter, und so fort; nur macht das Versteckspiel um das Böse keinen Sinn, wenn schon der Filmtitel verrät, um was es sich handelt: um verdammte Crab Monsters eben! Insofern kann sich bei allem Bemühen Cormans kaum Spannung um die Identität der Monster einstellen. Überraschend ist aber, dass der Film ein oder zwei Goreeffekte wie etwa eine abgetrennte Hand hat, was man normalerweise bei sowas nicht zu sehen bekommt. Das zweite dicke Problem: das Script! Wie ich schon in der Einleitung geschrieben habe, ist der Film einfach „overwritten“.

Spoiler ahead, aber eine Filmfigur fasst die ganze Problematik sehr gut zusammen:
The plane blew up, the sailor was killed by a shark, probably, Carson has vanished, holes appear in the earth, McLean reported what may have been a giant worm, and the island is gradually being destroyed by continuous subterranean explosions.“, und das ist nur das Zitat eines Charakters, der die ganzen Vorgänge nicht einordnen kann. Corman wies seinen Autoren Griffith an, dass in jeder Szene Spannung oder Action enthalten sein muss; und weil das Drehbuch in Eile geschrieben wurde (der Film wurde nur mit dem Titel verkauft, ein Drehbuch gab es noch nicht), beinhaltet das Script erstens viel zu viele Elemente gleichzeitig, und zweitens zahlreiche Ideen, die nicht weiter ausgebaut oder erklärt werden. Das könnte in einem Trashfilm wunderbar funktionieren; oder aber, wenn man den ganzen Ballast ersatzlos streicht, hätte man einen wunderbaren Monsterstreifen unter der versierten Regie von Corman. Nur dieser Zwitter von miesem Script und guter Machart lässt den Film einfach zu beliebig wirken. Denn Trashpotential hätte das Ding ohne Ende – sogar wenn man von der kruden Idee der Riesenkrabben an sich mal absieht!

Denn das übliche Erklärungsgebrabbel ist selbst für Filme dieser Machart schon sensationell bescheuert. Spoilers: Irgendwann befindet sich der Film an einem Punkt, an dem auf einmal die bereits toten Figuren mit den noch Lebenden sprechen. Die Erklärung dafür ist folgende (ich versuch sie korrekt zusammen zu bringen): die mutierten Krebse bestehen aus reiner Energie, weshalb etwa Pistolenkugeln einfach durch sie hindurch gleiten. Da sie ihre Opfer fressen, verleiben sie sich auch ihre Gehirne und damit ihre Identität ein, so dass die „Geister“ der Opfer nun über metallene Gegenstände (z.B. eine Pistole!) mit den anderen kommunizieren können, jedoch im Interesse der Krebse handeln. Das geht sogar soweit, dass die Krabben den Plan fassen, die Insel zu zerstören, um einerseits alle Spuren ihres Handelns zu verwischen, andererseits den anderen Überlebenden die Fluchtmöglichkeiten zu verbauen und sie in die Ecke zu drängen; und dazu benutzen die Viecher sogar Dynamit! Ebenfalls impliziert wird, dass sie das Flugzeug durch telepathische Blitze zum Absturz bringen, nur erklärt wird das nicht – einer der zahlreichen losen Fäden des Scripts.

Doch selbst für einen B-Sci-Fi-Film der 50er sind beispielsweise die Charaktere äußerst schwach gezeichnet. Viel mehr als Name, Beruf und Geschlecht gibt es kaum, sie wirken absolut austauschbar und auch ein echter Leading Man oder Leading Lady wollen sich nicht so recht herausstellen. An sich können die Schauspieler schon überzeugen (natürlich im Rahmen eines billigen Genrefilms), einzig so mancher gespielter ausländischer Akzent ist lächerlich. Und auch diese sind von den völlig unausgearbeiteten Elementen des Drehbuchs betroffen: so scheint einer der Wissenschaftler eine grobe Ahnung über die Geschehnisse bzw. eine dunkles Geheimnis zu haben, aber aufgegriffen wird das niemals. Dafür ist der Streifen dann wieder mit etwas über 60 Minuten natürlich dankbar kurz, so dass man sicherlich einen Blick wagen kann (allein für die putzigen Monster, die übrigens von Opfern gespielt werden), ohne dass man zuviel Lebenszeit verschwendet hat.

Bleibt zu sagen: eine extrem schwierige Bewertung. So vom Trashgehalt und Potential her, wären das sicherlich fünf Sterne, denn allein die wahnwitzigen Ideen machen „Attack of the Crab Monsters“ lohnenswert. Doch so absurd sich das anhört: die gute Regie und allgemeine Kompetenz schmälern den Genuss dann doch irgendwie. 5 Sterne für den Trash, 3 Sterne für den Unterhaltungswert (wie gesagt, der Funke ist bei mir nicht richtig übergesprungen) macht also 4 Sterne in der Gesamtwertung.

Eine Rezension von David Kugler
(09. Februar 2011)
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Daten zum Film
Attack of the Crab Monsters USA 1957
(Attack of the Crab Monsters)
Regie Roger Corman Drehbuch Charles B. Griffith
Produktion Los Altos Productions Kamera Floyd Crosby
Darsteller Richard Garland, Pamela Duncan, Russell Johnson, Leslie Bradley, Mel Welles, Richard H. Cutting
Länge 60:13 FSK
Filmmusik Ronald Stein
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