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The Walk

The Walk

Ein Film von Robert Zemeckis

An den Kinokassen ist „The Walk“ gnadenlos gescheitert und mit einem weltweiten Einspielergebnis von gerade einmal 42 Millionen Dollar weit, weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben (ein Bruder im Geiste von Danny Boyles „Steve Jobs“, könnte man sagen). Dabei ist Robert Zemeckis („Die Legende von Beowulf“) neuster Film ironischerweise vor allem eine Sache: Kino durch und durch. Es ist die Geschichte des französischen Hochseilakrobaten Philippe Petit, dem bereits in der Oscar-prämierten Dokumentation „Man on Wire“ von 2008 ein Denkmal gesetzt wurde, der sich einem unglaublichen Vorhaben verschrieb: Er hat sich in den Kopf gesetzt, ein Seil zwischen dem Süd- und Nordturm des World Trade Centers zu spannen, um diesem im Zuge eines größenwahnsinnigen Balanceakt die Ehre zu erweisen. Allein bei der reinen Vorstellung stockt einem doch zwangsläufig der Atem, die Hände werden schwitzig, die Herzschlagfrequenz erhöht sich unversehens – ein Quäntchen Höhenangst zeigt sich der Sache indes natürlich keinesfalls abträglich.

Philippe Petits achtfacher Gang über das 2,5 Zentimeter breite Drahtseil, beinahe einen halben Kilometer über den Köpfen der New Yorker Bevölkerung, erklärte ihn über Nacht zum Helden, der das Symbol des Fortschritts, die Twin Towers, bezwungen hat. „The Walk“ allerdings ist kein Film, der sich als sture Biographie versteht und über den W
agemut des Philippe Petit berichten möchte, stattdessen inszeniert Robert Zemeckis ein echtes Leinwanderlebnis, welches von Philippe Petit selbst beschrieben wird. Natürlich handelt es sich dabei nicht um den echten Petit, sondern um Joseph Gordon-Levitt („The Dark Knight Rises“), der dem rebellischen Akrobaten ein akkurates Porträt verleiht. Der Mensch Philippe Petit war kein sonderlich umgänglicher, seine chronische Selbstgefälligkeit war eine Charaktereigenschaft, die ihn immer wieder in neue Probleme geraten lassen hat. Joseph Gordon-Levitt aber bringt einen juvenilen Charme mit sich, der die Ambivalenz Petits nicht verheimlicht, ihn in seinem egomanisch-bornierten Habitus aber letzten Endes immer noch sympathisch erscheinen lässt. Man wünscht sich jedenfalls nicht, dass Petit seiner Hybris erliegt.

The WalkThe WalkThe Walk

Das Narrativ von „The Walk“ erstreckt sich dabei über drei Zeitebenen: Wir sehen, wie sich Petit seine spätere Leidenschaft im Jugendalter aneignet und im heimischen Garten auf einem Seil, befestigt an zwei Bäumen, trainiert. Obgleich dieser Moment nur einem kleinen Ausschnitt entspricht, veranschaulicht er doch nachhaltig, mich welch inszenatorischen Bravour Robert Zemeckis und sein Kameramann Dariusz Wolski („Prometheus - Dunkle Zeichen“) die Passion Petits auf die visuelle Ebene kanalisieren. Ein Close-up auf Petits Füße, die sich auf dem schmalen Seil langsam vorwagen, während alles um ihn herum langsam verschwimmt – die Welt um ihn ist in diesen Minuten genauso wenig existent, wie sie es für uns vor der Leinwand ist. Die nächste Zeitlinie zeigt Petit, wie er in einem Zeitungsartikel zum ersten Mal in Berührung mit dem World Trade Center gerät und sich Hals über Kopf in die Schönheit dieser stählernen Kolosse verliebt, die er auf der dritten zeitlichen Plateau mit salutierendem Herzen in der Brust bezwingen wird.

Sicherlich, die Nebenfiguren (beispielsweise verkörpert von Ben Kingsley oder Charlotte Le Bon) fallen der erzählerischen Kompaktheit zum Opfer und verbleiben in der Position stereotyper Stichwortgeber und Motivatoren verhaften. „The Walk“ jedoch ist ein so herrlich schwungvolles Unterfangen, dass man sich ihm schlichtweg nicht entziehen kann: Robert Zemeckis ist sich vollkommen darüber im Klaren, dass wir ohnehin wissen, wie „The Walk“ enden wird, was er zum Anlass nimmt, jedweden Bierernst aus dem Szenario zu vertreiben und so Selbstdarsteller Philippe Petit ungemein leichtfüßig dabei begleitet, wie er seinen Plan in bester Heist-Movie-Manier ausarbeitet und letztlich ungemein spektakulär in die Tat umsetzt. Als Meister der szenischen Geographie gibt sich Robert Zemeckis durchweg zu erkennen, die immersive Wirkung seiner Einstellungen ist enorm, der Blick nach unten, direkt in den Orkus, so schwindelerregend wie beflügelnd. Folgerichtig wird auch Petits legendärer Drahtseilakt in dieser Ode an die menschliche Kühnheit als transzendente Erfahrung geschildert: Ein schwebend-gerades Seil, direkt in die Ewigkeit gespannt.

Cover & Szenenbilder: © 2015 TriStar Pictures

Eine Rezension von Pascal Reis
(13. Dezember 2015)
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Daten zum Film
The Walk USA 2015
(The Walk)
Regie Robert Zemeckis Drehbuch Robert Zemeckis, Christopher Browne
Produktion TriStar Productions, ImageMovers Kamera Dariusz Wolski
Darsteller Joseph Gordon-Levitt, Ben Kingsley, Charlotte Le Bon, Clément Sibony, James Badge Dale
Länge 123 Minuten FSK ab 6 Jahren
Filmmusik Alan Silvestri
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