„Everybody be cool. YOU - be cool.“
Mit dem Splatter-Spaß „From Dusk Till Dawn“ haben Robert Rodriguez („
Faculty - Trau keinem Lehrer“, „
Sin City“, „
Planet Terror“) als Regisseur und Quentin Tarantino („
Reservoir Dogs“, „
Kill Bill Vol. I & II“, „
Death Proof - Todsicher“) als Drehbuchautor und Darsteller wohl einen der größten Kultfilme der 90er geschaffen. Dass der Film dabei nicht unbedingt intellektuellen Ansprüchen gerecht werden will, sollte den meisten Filmfreaks klar sein. Dafür haben die beiden Ikonen des modernen Kultkinos hier ein wahres Feuerwerk an verrückten Einfällen und fast schon legendären Zitaten und Sprüchen abgebrannt, das seinesgleichen sucht.
Alles hat damit begonnen, dass der Special-Make-Up-Künstler Robert Kurtzman von der Effekt-Firma KNB mit einer modernen Vampir-Story auf den jungen Regisseur Quentin Tarantino zugegangen ist. Ursprünglic
h sollte ihm Tarantino gegen einen kleinen Betrag und die Spezialeffekte zu einem Film ein Drehbuch zu der Geschichte verfassen, das Kurtzman für sein Regiedebüt verwenden wollte.
Letztendlich ist dieses Skript nach dem Welterfolg von „
Pulp Fiction“ (1994) wieder bei seinem Schreiber gelandet, der darauf verzichtet hat, selbst Regie zu führen, um eine der Hauptrollen zu spielen. Den Zuschlag dazu erhielt schließlich der Newcomer Robert Rodriguez, der mit seinem für legendäre 7.000 $ gedrehten Spielfilmdebüt „El Mariachi“ (1992) große Aufmerksamkeit erregt und mit Tarantino schon zuvor bei seinem „Desperado“ und „Four Rooms“ (beide 1995) zusammengearbeitet hat.
Für die Hauptrollen hat man neben Tarantino selbst noch Harvey Keitel („
Taxi Driver“), Juliette Lewis („
Kap der Angst“, „
Natural Born Killers“) und den aus der erfolgreichen Fernsehserie „Emergency Room“ bekannten George Clooney besetzt.
In Zeiten der omnipräsenten Medien und des Internets hat leider der größte Kniff des Films nur kurz – beziehungsweise: gar nicht – funktioniert: Denn der inzwischen allerorts als Horrorfilm bekannte Streifen funktioniert bis über gut die Hälfte der Spielzeit als reine Gangsterkomödie, bis auf einmal in der „Titty-Twister“-Bar (inzwischen gibt es in so ziemlich jeder Disco regelmäßig sogar „Titty-Twister“-Partys…) an der mexikanischen Grenze die Hölle losbricht, und sich die erstaunten Protagonisten plötzlich gegen blutsaugende Vampire zur Wehr setzen müssen. Von dieser überraschenden Wendung profitierten allerdings leider nur Zuschauer, die sich vor Kinobesuchen wenig bis gar nicht über das betreffende Werk informieren – Großmeister Alfred Hitchcock hat es damals bei seinem „
Psycho“ (1960) ausdrücklich untersagt, Informationen über den Filminhalt durchsickern zu lassen, um den Schockeffekt nicht zu zerstören.
„Let me explain the house rules. Follow the rules, we'll get along like a house on fire. Rule number one: No noise, no question. You make a noise, Mr. .44 makes a noise. You ask a question, Mr. 44 answers it. If you try to run, I've got six little friends and they can all run faster than you can.”
Obwohl „From Dusk Till Dawn“ den meisten Lesern wohl schon bestens bekannt sein dürfte, soll nun trotzdem noch ein wenig auf die Story eingegangen werden.
Diese beginnt an einer verlassenen texanischen Wüstenstrasse in einem Geschäft mit dem wohlklingenden Namen „Benny´s World Of Liquor“, das sich innerhalb von guten zehn Minuten in ein Schlachthaus verwandelt, welches von dem berüchtigten Gangster Seth Gecko (Clooney) zynisch „Benny´s World Of Blood“ getauft wird. Gecko hat sich nämlich mit seinem Bruder Richie (Tarantino), der mit ihm schon so einige krumme Dinger gedreht hat, und zwei Geiseln in der Ecke des Ladens verschanzt, als ein Cop in die Tür tritt. Zunächst läuft alles noch nach Plan, und der Besitzer des Spirituosenhandels spielt das Spiel mit…bis der psychopathische Richie ein geheimes Warnzeichen erkannt haben will, und dem ahnungslosen Gesetzeshüter eine Kugel in den Kopf schießt. Jetzt gerät die Situation außer Rand und Band, was bei den Schwerverbrecher-Brüdern bedeutet, dass keine Gefangenen gemacht werden und der Laden am Ende in Flammen steht.
Da es aber inzwischen die gesamte Polizei des Landes auf die Geckos abgesehen hat, heißt die Devise ab nun: „Bloß schnell verduften!“
Für die Flucht ist auch schon alles organisiert, die Beiden müssen nur noch jemanden finden, der sie über die mexikanische Grenze bringt, wo sie sich mit ihrem Kontaktmann Carlos (Cheech Marin) in einer heruntergekommenen Bar mit dem Namen „Titty-Twister“ verabredet haben…
Also schnappen sie sich in einem Motel den vom Glauben abgefallenen Priester Jacob Fuller (Keitel) mitsamt seiner Tochter Kate (Lewis) und seinem Sohn Scott (Ernest Liu) als Geiseln und lassen sich in dessen Wohnmobil an das heißersehnte Ziel bringen.
Kate: „Where are you taking us?”
Richie: „Mexico.“
Kate: „What's in Mexico?”
Richie: „Mexicans.“
Da sich die Fullers mit den Gangstern während der Fahrt einigermaßen arrangieren können, lädt sie Seth in der Bar auf einige Drinks ein. Dass die Familie dieses Angebot besser abgelehnt hätte, zeigt sich später am Abend, wenn nach einigen Streitigkeiten mit dem Personal die ersten Tropfen Blut fließen und sich einige der Anwesenden überraschenderweise in Vampire verwandeln.
Nun heißt es: Kämpfen und versuchen bis zum Sonnenaufgang durchzuhalten…
Da das Duo Rodriguez/Tarantino selbst zu den ganz großen Filmfreaks gehört, wird in den Werken der beiden immer gerne und ausgiebig aus alten Klassikern oder Kultstreifen zitiert. Dass dabei „From Dusk Till Dawn“ keine Ausnahme machen würde, war zu erwarten. Allerdings mischen sich hier erstmals auch verstärkt Referenzen aus dem Horror-und Splatter-Bereich in die ansonsten Tarantino-typische Gangster-Geschichte. Eigentlich stellt der populäre Film für den normalen Kinogänger sogar neben Sam Raimis „
Tanz der Teufel“ (1981) und Peter Jacksons „Braindead“ (1992) das größte Kino-Schlachtfest bis dato dar – wobei diese Zuschauer auch eher weniger mit ungleich heftigeren Underground-Produktionen oder so einigen italienischen Produktionen aus den frühen 80ern vertraut sein werden…
Wahrscheinlich ist auch vielen Fans dieses blutrünstigen Spaßes nicht bekannt, dass sogar einige der als heilig angesehenen Sprüche aus Klassikern wie John Carpenters „
Assault - Anschlag bei Nacht“ (1976) oder Sam Peckinpahs „The Wild Bunch“ (1969) stammen, was allerdings nicht stört, sondern – im Gegenteil – den Kenner der Originale mit auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit nimmt. Auch einige der Nebendarsteller kann man durchaus als Kultfilm-Stars bezeichnen, wie zum Beispiel Fred Williamson, der als Referenz zu seinem Streifen „
Ein Haufen verwegener Hunde“ (1977) hier ebenfalls einen Kriegsveteranen spielt, sowie den großen Make-Up-Künstler Tom Savini („Zombie“, „
Freitag der 13.“, „
Maniac“) in der Rolle des saucoolen „Sex-Machine“.
Um Produktionskosten zu sparen, stammen ebenfalls viele der sich in der zweiten Filmhälfte anhäufenden Leichenteile aus anderen Werken – viel Spaß beim Raten!
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei „From Dusk Till Dawn“ inzwischen um einen absoluten Kultfilm, den man zumindest einmal gesehen haben sollte – Ob man ihn nun mag, oder nicht!
Wobei es eigentlich schwer sein dürfte, dem Werk nicht zumindest einen extrem hohen Unterhaltungsfaktor zuzugestehen…eine politische Message wird man ohnehin nicht entdecken.
„Did they look like psychos? Is that what they looked like? They were vampires. Psychos do not explode when sunlight hits them, I don't give a fuck how crazy they are!”