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Rakete 510

Rakete 510

Ein Film von Robert Day

Und wieder stürzen wir uns also in das unbekannte Wesen der Wissenschaft, in Antikommunismus der 50er Jahre, in eine Welt voller Wissenschaftler, schönen aber unbedeutenden Frauen und nicht zuletzt einem leading-man beim Militär, der sich, seine Lieben und ganz Amerika vor einer Bedrohung retten muss, bevorzugt aus dem Weltall oder aus einem geheimen Labor eines Mad Scientist: ja, es ist wieder Zeit für einen weiteren Film aus der „Galerie des Grauens“ von Anolis! Diesmal begeben wir uns an Bord der „Rakete 510“, die von der Geschichte des „First Man into Space“ (so der Originaltitel) handelt und erneut Marshall Thompson in der Hauptrolle hat. Der Film erhielt sogar 1977 ein Remake von William Sachs unter dem Titel „The incredible Melting Man“ aka „Planet Saturn läßt schön grüßen...“ aka „Bluthitze – Das Grauen aus dem All“ und deutlich splattriger ausfiel; wie toll sind eigentlich diese drei Titel?!

Diesmal steigt Rakete 509 (ja, 509!) zu einem Experimentalflug in ungeahnte Höhen. An Bord: Dan Prescott, einigermaßen Teufelskerl und Testpilot. In extremer Höhe verliert er fast die Kontrolle, kann aber nach einem Trudelflug und unter mithilfe der Bodenstation einigermaßen sicher zur Erde kommen. Am Landeort ist sein Vorgesetzter Commander Charles Prescott ziemlich verblüfft: Dan hat sich aus dem Staub gemacht und vergnügt sich lieber mit einer Wissenschaftlerin. Charles (ihr seht schon: das sind Brüder! Drama incoming!)
ist merklich stinkig und verhängt Arrest. Wenige Zeit später ist Dan als Held aber wieder auf freiem Fuß und fliegt erneut Richtung Unendliche Weiten. Mit der titelgebenden Rakete 510 verliert er nicht nur erneut die Kontrolle, sondern verweigert sich auch noch Befehlen und reist weiter als jemals zuvor. Als er in eine Wolke aus Meteorstaub kommt, bleibt ihm nur der Schleudersitz! Auf der Erde findet sich nur noch das Wrack der Rakete mit einem seltsamen Überzug unbekannten Materials, doch Dan bleibt verschwunden. Allerdings ereignen sich bald erste Morde in der Umgebung...

Tja, wer wird da wohl mordend durch die Gegend ziehen? Schon in der Inhaltsangabe wird das vielleicht eklatanteste Problem des Films deutlich: die Inhaltsangabe beschreibt ungefähr die ersten 40 Minuten des Streifens, bei einer Laufzeit von insgesamt ca. 70 Minuten! Für einen Film, der eigentlich „nur“ ein creature feature ist, lässt sich der Film schon enorm viel Zeit beim Einstieg. Es erscheint mir beispielsweise ziemlich unverständlich, warum man den kompletten Flug der Rakete 509 in dieser epischen Länge braucht. Die wenigen Erkenntnisse die man hier gewinnt hätte man problemlos auch mit dem zweiten Flug koppeln können. Ja, ich dachte sogar zuerst da wäre die deutsche Synchronisation mal wieder ein ganz spezieller Fall, weil sie von der Rakete 509 redet, während auf dem Cover ja 510 steht. Aber so war das dann leider doch nicht; vielmehr wählt Regisseur Robert Day tatsächlich diesen umständlichen Einstieg in seine Geschichte, der leider durch die quasi-Wiederholung des Fluges der Rakete 510 schon in den ersten Minuten zu einer gewissen Ermüdung beim Zuschauer führt. Und selbst in den verbleibenden 30 Minuten ist der Bodycount äußerst niedrig, findet meistens sowieso nur offscreen statt, und wird von einem ziemlich ungewöhnlichen und vor allem unspektakulärem Finale gekrönt, wie man es sicherlich nicht vermutet hätte.
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Man merkt also vielleicht an dieser Stelle schon: die Veröffentlichung im Rahmen der Galerie des Grauens sorgt für ein Problem, für das der Film nicht unbedingt etwas kann. „Rakete 510“ versucht sich über weite Strecken an einem eher realistischen Ansatz und will wohl selbst als unaufgeregtes Sci-Fi-Abenteuer daher kommen, mit eben reduziertem Camp-Faktor; das kriegt er zugegebenermaßen auch ganz gut hin. Allerdings halt dann auch das nicht so ganz vollständig. Denn dafür ist auch die Erzählung der Geschichte teilweise einfach zu umständlich geworden. Da wird Charles Prescott von einer Wissenschaftlerin auf einen Kaffee eingeladen, während er diesen trinkt schreit der Dialog gerade nach „Achtung! Exposition!“ nur um dann die Szene eigentlich ins Leere laufen zu lassen, sobald der Kaffee leer ist. Auch warum die Morde eigentlich geschehen, bleibt völlig im Dunkeln: nach Minute 40 beginnen sie, aber schon knapp 15 Minuten später scheint sich das Monster völlig gewandelt zu haben, was vor allem das Finale quasi unverständlich erscheinen lässt – die Morde tun eigentlich nichts zur Sache und sind für den Film völlig unnötig. Das liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass dieses Low-Budget Movie für amerikanischen Autokinos entstatt, als Teil eines Doppel-Features. Da ist es klar, dass die Jugendlichen als Zielgruppe wohl kaum einen – im weitesten Sinne – Hard-Sci-Fi-Streifen sehen wollten; ein Monster musste also mit rein.

Ansonsten gilt für den Film vieles, was auch für die andere Richard Gordon Produktion aus der Galerie des Grauens, Ungeheuer ohne Gesicht, gilt. Marshall Thompson ist also erneut der amerikanische Star einer eigentlich britischen Produktion, die verzweifelt wie ein US-Film wirken will, und das nichtmal so schlecht macht. Die Raketeneffekte schufen erneut die deutschen Effektkünstler „Ruppel & Nordhoff“ und leisteten wieder ganze Arbeit. Gerade der Trudelflug der Rakete 509 ist technisch absolut astrein gelöst und zeigt ein paar wunderbare Bilder der Erde, während man der Rakete selbst natürlich ihre Modellherkunft ansieht, was aber nicht stört. Die Monster-Suit ist zweckmäßig aber nicht spektakulär. Die Regie von Robert Day ist auch wieder sehr versiert und größtenteils zielgerichtet, so dass man dem Film erneut konstatieren kann, sorgfältiger zu wirken als amerikanische Low-Budget-Filme. Großes Kino ist auch der Einsatz des vor allem zu Beginn zahlreichen Stock Footages, das erstklassig integriert wurde; das ist wirklich erste Sahne. Sehr liebevoll ist dann noch die deutsche Bearbeitung: die Synchronisation hält sich (aufgrund des realistischen Anspruches) zurück, aber immerhin werden sämtliche Schilder, Zeitungen, etc. durchgehend eingedeutscht.

Subtextmäßig kann man natürlich den Sputnikschock zu Felde führen. Der englische Titel „First Man into Space“ zeigt natürlich viel deutlicher als „Rakete 510“, um was es eigentlich geht, eben das Rennen um den ersten Menschen im Weltall. Dabei ist der Film natürlich per se eigentlich pessimistisch, relativiert das gegen Ende aber mit der Aussage, dass Fehlschläge eben hingenommen werden müssen. Insofern wird also der Glauben an die Wissenschaft nicht infrage gestellt. Ansonsten ist der Film nicht unbedingt herausragend militaristisch, da er sowieso nur in militärischem Umfeld spielt. Die Frauenrollen sind erneut komplett überflüssig und auch die kommunistische Gefahr wird quasi nicht thematisiert.

Zusammenfassend ist „Rakete 510“ objektiv somit einer der besseren Filme der Reihe (sogar der Evangelische Filmbeobachter mochte den zumindest eingeschränkt, während sein katholischer Gegenpart – surprise surprise – den Film ablehnte), da er sein Thema relativ realistisch und ernst behandelt. Das macht ihn aber leider auch ein Stück zäh, was nicht zuletzt an dem umständlichen Filmeinstieg von hinten durchs Nadelöhr liegt. Die DVD aus dem Hause Anolis bekommt aber wie immer eine ganz dicke Empfehlung: Super-8 Fassung, Audiokommentar, Richard Gordon Interview, Trailer, etc. - all das findet man erneut auf dieser liebevollen Veröffentlichung!

Eine Rezension von David Kugler
(14. April 2010)
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Daten zum Film
Rakete 510 Großbritannien 1959
(First Man into Space)
Regie Robert Day Drehbuch Wyott Ordung, John Croydon, Charles F. Vetter
Produktion Amalgamated Productions Kamera Geoffrey Faithfull
Darsteller Marshall Thompson, Marla Landi, Bill Edwards, Carl Jaffe, Bill Nagy
Länge 73:38 FSK 16
Filmmusik Buxton Orr
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