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Into the Woods

Into the Woods

Ein Film von Rob Marshall


MÄRCHENWALD OHNE SCHATTEN.


Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, lautet ja bekanntermaßen ein altes Sprichwort. Welch doch überaus passende Klangverstärkung für den vorliegenden „INTO THE WOODS“, in dem eine ansehnliche Riege an Stars singend den dunklen Märchenwald durchschreitet, um das folgenschwere Echo eines gar fiesen Fluchs abzuwenden.


Es war einmal ein Bäcker (James Corden) und seine hübsche Frau (Emily Blunt), denen der ersehnte Kinderwunsch aufgrund eines fiesen Fluchs der bösen Hexe (Meryl Streep) bisher verwehrt geblieben ist. Selbige bietet jedoch eines Tages an, den die Schwangerschaft verhindernden Fluch wieder aufzuheben. Hierzu soll das Paar lediglich einige märchenhafte Gegenstände beschaffen und diese der Hexe übergeben. Kurzerhand machen sich der Bäcker und seine Frau auf, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, und machen so unter anderem die Bekanntschaft mit Rotkäppchen (Lilla Crawford), Rapunzel (Mackenzie Mauzy), Cinderella (Anna Kendrick), einem schöngeistigen Prinzen (Chris Pine) sowie dem Jungen Jack (Daniel Huttlestone) und seinen Zauberbohnen. Der Beginn eines magisch-musikalischen Abenteuers voller (tonaler) Höhen und Tiefen...


Die Original-Bühnenfassung von „Into the Woods“ soll seinerzeit durch allerhand Anzüglichkeiten und sexuelle Anspielungen auf sich aufmerksam gemacht haben: ein Umstand, auf den unsere
ins in Disneys Filmadaption naturgemäß verzichten muss. So wurden etliche Lieder und Handlungsstränge gestrichen respektive umgeändert, was der grimmig-boshaften Vorlage aus der kreativen Feder von Musical-Mastermind Stephen Sondheim (ohne den es etwa Tim Burtons Hit „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ [2008] nicht geben würde) gehörig Wind aus den Segeln nimmt. Sicherlich funktionieren einige Witze auch in der nunmehr kindgerechteren Fassung noch einwandfrei, doch es bleibt dem geneigten Zuschauer nicht verborgen, dass im Dickicht des besagten Märchenwaldes womöglich noch so manch entschärfte satirische Spitze (vergeblich) auf ihre Wiederentdeckung wartet. Auch die tragische Komponente der Vorlage, welche auf ein klassisches Happily Ever After, wie man es in einem Märchen eigentlich erwartet, verzichtet und stattdessen den Märchenwald als Hort gebrochener Existenzen etabliert, findet zwar Einzug auf die Kinoleinwand, verpufft jedoch recht wirkungslos inmitten von intonierenden A-Schauspielern, welche wiederholt versuchen, einem glattgebügelten Drehbuch die Falten, Ecken und Kanten wiederzugeben.


Dabei zeigt die Schauspielriege, die sich um das Pärchen Emily Blunt („Lachsfischen im Jemen“ [2011]) und James Corden („Can A Song Save Your Life?“ [2014]) versammelt, teils beachtliche (Stimm-)Leistungen, wobei wenig überraschend die irgendwie nicht alternde Meryl Streep („Mamma Mia!“ [2008]) als intrigante Hexe besonders hervorsticht. Streep spielt auch diese Rolle auf den Punkt, ohne sie zu trivialisieren. Ob ihr dies ihren mittlerweile vierten Oscar einbringen wird, bleibt selbstredend abzuwarten. In jedem Fall rettet schon alleine ihre Performance den Film davor, bewertungstechnisch unter den Durchschnitt zu sinken. Dies und die vielleicht größte Überraschung des gesamten Films, die auf den Namen Chris Pine („Star Trek“ [2009]) hört: Seine Interpretation des eitlen Prinz Charming, der sich in einer memorablen Musicalsequenz schon einmal das Hemd zerreißt, um aus t(r)iefstem Herzen und in bester Boyband-Manier Agony, sprich: Höllenqualen in Sachen Liebe zu leiden, ist ganz klar das Highlight im ansonsten eher überraschungsarm dahinplätschernden „INTO THE WOODS“. Moment, mag jemand hier berechtigterweise einwerfen: Und was ist mit Johnny Depp („Ed Wood“ [1994]), der ja immerhin prominent auf dem Filmplakat platziert wurde? Sein mit einer Gage von „nur“ 1 Million Dollar vergoldeter 3-Minuten-Auftritt als seltsam verkleideter Wolf ist nicht der Rede wert und – da bereits in den ersten Minuten des Films situiert – schnell wieder vergessen.


Was bleibt also neben gesanglichen Glanzleistungen, überraschenden Boygroup-Qualitäten und dem ein oder anderen gelungenen Gag nachhaltig in Erinnerung? Leider nicht mehr allzu viel, da es „INTO THE WOODS“ davon abgesehen zwei lange Stunden über versäumt, die Möglichkeiten, die das Kino bietet, gewinnbringend zu nutzen. Während andere Filmmusicals sich gerne in Pomp und Protz laben, bleibt der Ausflug in den Wald über einen Großteil seiner Laufzeit immer nur eine simple Bühnenperformance, die mit beschränkten Mitteln und einem überschaubaren Setting versucht, die unter diesen Umständen schon fast übermäßig groß erscheinende Riesenleinwand im Kino auszufüllen. Gut, mag hier der Einwurf kommen, vielleicht braucht der Film einfach nicht mehr, um eine gute Geschichte zu erzählen? Dann wirkt die Entscheidung, „INTO THE WOODS“ auf diese Weise fürs Kino aufzubereiten, aber erst recht nicht nachvollziehbar und eher wie ein fauler Kompromiss aus berechtigten Zweifeln und gewinnorientiertem Denken, nicht aber wie ein weiser Entschluss seitens des produzierenden Studios. Wirklich schade, denn mit mehr Fingerspitzengefühl und Mut hätte der Film bei der diesjährigen Oscarverleihung ganz vorne mitspielen können. So bleibt nur die Aussicht auf drei Oscars in Nebenkategorien.


„INTO THE WOODS“ lehrt uns somit zweierlei: Zum einen, dass Musicals in Filmform nicht zwangsläufig so gut wie auf der Bühne funktionieren müssen. Zum anderen, dass selbst große Namen nicht immer das zu halten vermögen, was sie im Vorfeld noch großspurig versprechen. So schafft es die 50-Millionen-Dollar-Produktion immerhin, die nur leidlich auf die Leinwand hinüber gerettete Moral der Musicalvorlage um eine zusätzliche und in diesem Fall deutlich handfestere zu bereichern. Ein kleiner weiterer Pluspunkt in dieser ansonsten überlangen, unkonventionellen und zum Teil dann doch recht bieder daherkommenden Filmversion des außerhalb der USA eher unbekannten Musicals, welche sich hierzulande wohl leider nach Kräften wird bemühen müssen, ihr Publikum zu finden.


Eine Rezension von Stefan Rackow
(15. Februar 2015)
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Daten zum Film
Into the Woods USA 2014
Regie Rob Marshall Drehbuch James Lapine Original-Musical von James Lapine & Stephen Sondheim
Produktion Lucamar Productions / Marc Platt Productions / Walt Disney Pictures Kamera Dion Beebe
Darsteller Anna Kendrick, Daniel Huttlestone, James Corden, Emily Blunt, Meryl Streep, Chris Pine, Christine Baranski, Tammy Blanchard, Lucy Punch, Tracey Ullman, Lilla Crawford, Mackenzie Mauzy, Billy Magnussen, Annette Crosbie, Johnny Depp, Frances de la Tour, Simon Russell Beale, Joanna Riding, Richard Glover, Tug
Länge 125 Minuten FSK ab 6 Jahren
http://movies.disney.com/into-the-woods/
Filmmusik Stephen Sondheim
Bundesweiter Kinostart: 19.02.2015
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