Nach “Halloween: H20” konnte Michael Myers eigentlich gar nicht zurückkehren. Hier tut er es trotzdem. Und was gibt es als Drehbucherklärung? Laurie hatte damals nicht ihrem Bruder den Kopf abgeschlagen, sondern einem wildfremden Mann, Michael entkam! Der irre Serienmörder weilt also weiter unter den Lebenden und darf (zur Freude aller Fans der Reihe) weitermorden. Nur leider fällt dem horrorerprobten Zuschauer schon in der ersten halben Stunde auf, wo die Probleme liegen- kein Wunder, da in “Halloween: Resurrection” alle erdenklichen Ideen erschöpft sind und den Machern nichts großartig Neues mehr eingefallen ist…
Als roter Faden zieht sich durch den Film, dass eine Gruppe von Reportern (u. a. Bianca Kajlich, Ryan Merriman und Rapper Busta Rhymes) in Myers` Geburtshaus einzieht, dort Kameras aufstellt und eine Reality- Show namens “Dangertainment” inszeniert. Das Ganze wird im gesamten Staat Amerika auf den Fernsehschirmen übertragen. Daher ist es umso verwunderlicher, dass keiner nach den ersten Morden, die natürlich bald geschehen, eingreift oder die Polizei holt. Hohl ist auch, dass noch nicht mal die Eingezogen selbst bemerken, dass der Messerschwinger inzwischen unter ihnen ist, weil sie immer in den entscheidenden Momenten zufällig gerade nicht auf den Überwachungsmonitor sehen.
Abgesehen von Logiklöchern und Unglaubwürdigkeiten bekommt der Splatter- Freund noch nicht einmal ordentlich was geboten. Stattdessen v
ersucht “Halloween: Resurrection”, die Morde auf psychologischer, subtiler Ebene ablaufen zu lassen, so dass die Kamera immer dann wegblendet, wenn Myers mit dem Mordinstrument ausholt. Im Grunde genommen ist dieser Ansatz durchaus löblich, allerdings nehmen wir Rick Rosenthal, der schon “Halloween II“ drehte, seine vornehme Zurückhaltung nur schwer ab, zumal er es nicht versteht, mit dieser Herangehensweise ernsthaft Spannung zu erzeugen. Die lasche Inszenierung kann den Schocker also auch nicht rausreißen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass Kultfigur Jamie Lee Curtis noch vor dem Vorspann ins Gras beißt und was dem Zuschauer auch nicht schmecken wird ist, dass man in manchen Szenen, in denen die Kamera durch die dunklen Gänge fährt, aufgrund der schlechten Lichtsetzung noch nicht einmal mehr merkt, wo Opfer und Mörder sich nun befinden. Wenn Rosenthal ehrlich wäre, müsste er außerdem zugeben, dass sein Publikum durch diese Fortsetzung nicht wirklich irgendwelche neuen Erkenntnisse über den berüchtigten Messerschwinger gewinnt und jene wenigen, die als solche verkauft werden, sind an den Haaren herbeigezogen. So muss- wie könnte es auch anders sein- wieder der abgedroschene Plotpunkt mit den Züchtigungsinstrumenten wie z. B. einem alten Stuhl, auf dem Myers als Kind offenbar festgebunden war, herhalten, um anzudeuten, dass eine schreckliche Kindheit dazu geführt hat, dass aus dem armen Jungen ein gemeingefährlicher Psychopath wurde.
Um klarzustellen, dass die “Halloween”- Reihe mittlerweile endgültig in der Postmoderne angekommen ist, wird sich dann auch noch des sich gerade schwer in Mode befindenden Wackelkamera- Styles á la “Blair Witch Project” bedient. Abgesehen von der Tatsache, dass derselbige sowieso nicht jedermanns Geschmack ist, weiß Rosenthal noch nicht einmal damit umzugehen. Die meiste Zeit besteht “Halloween: Resurrection” nur aus stümperhaften, unprofessionellen Schnitt- Stakkatos. Atmosphäre kommt zu dieser Zeit nur selten auf.
Was bleibt nach all der Negativ- Kritik also noch Positives übrig für “Halloween: Resurrection”? Nun ja, seine stärksten Momente hat der Film in den ersten fünfzehn Minuten, in denen Rosenthal die Szenerie im Griff zu haben scheint und trotz der abgenutzten Handlung Lust auf mehr macht. Mit dem Einzug der potentiellen Opfer in das Myers- Haus verliert der Streifen dann aber deutlich immer mehr an Fahrt. Und als der letzte Tropfen Blut geflossen ist, erlaubt sich Rosenthal noch einen witzlosen Cliffhanger, den keiner ernsthaft brauchte.
Da die ganz harten “Halloween”- Jünger immer noch nicht genug hatten, versorgte sie Rob Zombie 2007 mit seiner Variation des Stoffes, die eine Art Mixtur aus Prequel und Remake des Originals darstellte, mit dem erhofften Nachschub. Zugegeben: Zombies interessante und belebende Frischzelleninfusion, die- wie es sich für den Hardrocker gehört- in Sachen Härte schwere Geschütze auffuhr, aber gleichzeitig die Vorgeschichte des Schlitzers auf unterhaltsame Weise beleuchtete, hat dem Franchise eher gut getan als geschadet. Doch mit “Resurrection”, Teil acht der Reihe, hat Rick Rosenthal den Sequel- Bogen deutlich überspannt. Da hilft es auch nichts, dass die berühmte Titelmelodie wieder zum Einsatz kommt, wenn das Handlungsgerüst des Films einfallslos dahindümpelt und die Logik so löchrig ist wie die leblosen Körper der Myers- Opfer…