„The Dust Devil must keep moving to survive, blown by the desert wind, on and on, throughout eternity, without rest or pity.“
In den abgelegenen Gegenden Südafrikas treibt ein blutrünstiger Serienkiller sein Unwesen. Der mit einem Hut und langem Mantel wie ein Cowboy gekleidete Mann (John Robert Burke, „RoboCop 3“, „Hide & Seek“) wartet an den einsamen Wüstenstrassen auf seine weiblichen Opfer.
Er lässt sich von ihnen mit nach Hause nehmen und verführt sie bevor er sie tötet und ihre Körper für ein teuflisches Ritual verwendet.
Der desillusionierte Polizist Ben Mukurob (Zakes Mokae, „Body Parts“, „Outbreak“) befragt nach dem letzten Mord einen einheimischen Hexer nach der Bedeutung der okkulten Symbole, welche der Täter mit dem Blut und Fett der Opfer an die Wände gemalt hat.
Dieser berichtet ihm, dass es sich bei dem Gesuchten nicht um einen Menschen, sondern um einen „Dust Devil“, einen ruhelosen Dämon, der mit dem Wüstenwind wandert und auf seiner Reise verlorene Seelen für seine Wiederkehr in die Schattenwelt sammelt, handelt.
Die attraktive Wendy (Chelsea Field, „Last Boy Scout“, „Stephen King´s Stark“) verlässt nach einem Streit ihren Mann Mark (Rufus Swart) und fährt hinaus in die Einöde um allein zu sein und ihrem Leben ein Ende zu machen. In der Nähe der trostlosen Kleinstadt Bethany steht der als Mensch getarnte, mordende Teufel an der Strasse. Wendy nimmt den Anhalter mit, doch dieser verschwindet auf mysteriöse Weise aus dem Wagen als ein Sandsturm aufzieht.
In einem Motel-Zimmer will sich Wendy mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufschneiden. Währenddessen wartet der „Dust Devil“ vor ihrer Tür um ihre verlorene Seele an sich zu nehmen – doch Wendy legt die Klinge beiseite und entschließt sich weiterzuleben.
Der Namenlose jagt sie nun erbarmungslos durch die Wüste, doch auch Ben Mukurob und ihr Mann sind auf der Suche nach ihr…
Der südafrikanische Regisseur Richard Stanley hat nach seinem erfolgreichen Debüt, dem Low-Budget SciFi-Schocker „Hardware“ („M.A.R.K. 13“, 1990), mit „Dust Devil“ ein weiteres hochinteressantes Werk nachgelegt.
Ein wenig erinnert die Geschichte um den umherstreifenden Seelensammler an den Thriller „Hitcher – Der Highwaykiller“ (1986), während die poetische Erzählweise auch einem Clive Barker-Werk („Hellraiser“,
„Cabal“) entstammen könnte.
Vor allem die grossartigen Kamerafahrten über die riesigen Wüstenlandschaften erzeugen ein Maximum an Atmosphäre. Man kann schon fast die Einsamkeit und Trostlosigkeit in dieser entlegenen Gegend fühlen.
Viele wichtige Informationen im Film über die Herkunft und das Ziel des „Dust Devils“ stammen von einem Erzähler, der auch in einigen Szenen als Hexer auftritt.
Obwohl die wenigen Spezialeffekte recht blutig ausgefallen sind und drastisch wirken, kann man in keinster Weise behaupten dass es sich bei „Dust Devil“ um einen Splatterfilm handelt. Wer also bei einem Horrorfilm nur Wert auf die Blut- und Goreszenen legt, sollte besser einen Bogen um den recht langsamen und subtilen Streifen machen.
Im Zentrum der Geschichte steht vor allem die verzweifelte Wendy, die einerseits mit den Problemen in ihrer Ehe und andererseits mit dem von ihrer Todessehnsucht angezogenen Dämon zu kämpfen hat. Im Prinzip stellt die titelgebene Figur den Wunsch seiner Opfer auf Erlösung dar, sie selbst haben sich schließlich entschieden, ihr Leben aufzugeben.
Aber auch die neben Wendy und dem „Dust Devil“ dritte Hauptfigur, der Polizist Mukurob, hat eine schwere Vergangenheit hinter sich. So werden Wendy und Mukurob, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, von dem Seelensammler magisch angezogen und treffen letztendlich aufeinander.
„Der DUST DEVIL zieht seine Opfer in seinen Bann, so wie er sich auch von ihnen angezogen fühlt.“ heisst es in einer Szene.
Leider hat der junge Regisseur Stanley seinerzeit keinen grossen Einfluss auf das Endresultat seines Zweitwerks gehabt, so dass ihm sein Baby quasi aus den Händen gerissen und als seiner Tiefgründigkeit beraubte Version in die Kinos gebracht worden ist.
Zwar bleibt „Dust Devil“ auch in der damaligen Kino- bzw. Videofassung ein packender und atmosphärisch dichter Horrorfilm, doch sind einige der Handlungsstränge, die den Personen mehr Tiefe verleihen sollten, zugunsten einer eher linearen Gruselstory aus dem Werk entfernt worden.
So musste der Regisseur jahrelang in den Archiven des Studios kramen um das herausgeschnittene Material wieder zu finden und endlich seinen „Director´s Cut“ zu veröffentlichen. Der verärgerte Visionär hat danach keinen weiteren Film mehr gedreht und ist bei seinem zunächst angedachten Nachfolger „DNA – Die Insel des Dr. Moreau“ (1996) vom Studio gefeuert und durch John Frankenheimer ersetzt worden.
Man kann nur hoffen dass sich Stanley trotz der vielen Tiefschläge wieder erholt und seine Fans bald mit einer weiteren Großtat versorgt.
„Dust Devil“ ist inzwischen in verschiedenen Fassungen auf den Markt gebracht worden, in den USA sogar in einem 4-DVD-Set (plus Soundtrack-CD) inklusive der bislang längsten bekannten Version.