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von Pen-ek Ratanaruang




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Poor Pretty Eddie

Poor Pretty Eddie

Ein Film von Richard Robinson, David Worth

Abteilung Bahnhofskino:

Haltet die Seife bereit, stellt den Boiler schonmal an: nach dem Genuss von „Poor Pretty Eddie“ sollte einer zünftigen Dusche nichts mehr im Wege stehen, um all diesen Exploitationfusel wieder von der Haut zu bekommen und am nächsten Sonntag am Mittagstisch der eigenen Mutter noch in die Augen schauen zu können. Wir befinden uns natürlich mitten im schmierigen Sleazekino, zwischen Rednecks, Hinterwäldlern und sonstigen Hillbillies. Mittendrin eine schöne junge Frau, der eine Tour de Force bevorsteht, die eigentlich nur einer aufhalten kann: der Zuschauer. Aber man will ja keinen Film vorschnell beenden, also, holt den billigen Whisky, die Flinte und sattelt den Pickup: auf geht’s in gottverlassene amerikanische Gegenden, mit ebenso verschrobener Bevölkerung wie herber Naturkulisse. Grindhouse at its best (or worst). Yeehaa!

„Poor Pretty Eddie“ erzählt die Geschichte von, nunja, halt Eddie. Die eigentlich zentrale Figur ist aber die junge Sängerin Liz Wetherly. Diese ist nach einem Auftritt in einem Sportstadion (wo sie die Nationalhymne schmettert) auf dem Weg in die Ferien. Es kommt wie es in einem Rape'n'Revenge-Flick der 70er kommen muss: das Auto der afroamerikanischen Sängerin hat (natürlich) eine Panne, und (natürlich) landet sie in dem Motel/Werkstatt, in der Eddie lebt und arbeitet. Eddie wohnt dort zusammen mit dem abgehalfterten Starlet Bertha, dem ruhigen Riesen Keno, sowie dem zurü
ckgebliebenen Odell. Eddie, schnell als wahnsinniger Elvis-Imitator (!) zu identifizieren, „verliebt“ sich in die junge Schöne, vergewaltigt sie und will sie anschließend immerhin heiraten. Dabei sind ihm der Sheriff sowie die restliche Bevölkerung natürlich behilflich, und die Hochzeit wird mit einer blood-splattered Bride enden – soviel sei verraten...

Puh. Harter Tobak. Stellenweise extrem schmierig und schmutzig, mit grotesken Untertönen und unglaublichen Montagen samt Musikbegleitung.

Dabei ist der Film nicht wirklich grafisch. Im Finale fließt zwar etwas Blut, aber das ist nicht der Rede wert. Auch bei der Vergewaltigung von Liz gibt es keine nackten Brüste zu sehen. Trotzdem ist diese Szene absolut widerlich. In einer unglaublichen, so unglaublich dass man sie gesehen haben muss um es zu glauben, Parallelmontage vergewaltigt schließlich Eddie nach einigen abgeschmetterten Annäherungsversuchen die arme Liz in Zeitlupe. Dazu läuft ein Countrysong, und das ganze ist in eine Parallelmontage verwoben, in der die Hillbillies zwei Hunde in einer Arena werfen, damit einer den anderen besteigt – während Eddie Liz ohne explizite Bilder vergewaltigt! Diese Sequenz ist so unglaublich, so unglaublich drastisch, schmierig aber auch in gewisser Weise intelligent gemacht; es ist einfach unfassbar. Überhaupt, der ganze Soundtrack lässt die Ohren schlackern und zieht einem die Schuhe aus. Da wird in der Szene, als der wahnsinnige Eddie ein Hochzeitskleid sucht eine Countryversion des berühmten Hochzeitsmarsches gespielt und so weiter und so fort. Kein Wunder, ist Eddie ja selbst Sänger.

Richtig, wie in der Beschreibung schon erwähnt, ist der arme schöne Eddie nicht der typische 08/15 Hinterwäldler wie man ihn aus etlichen anderen Filmen kennt. Nein, der Gute rennt die ganze Zeit in Elvis-Presley-Klamotten rum, gibt auch mal eine Gesangsnummer zum besten und ist sich auch nicht zu Schade, bei einem Wasserkraftwerk an einem Wasserfall ein spontanes Fotoshooting für sein Plattencover zu veranstalten, bei dem er sich natürlich von seinem Opfer Liz fotografieren lässt. Eddie trägt dabei stellenweise ein wirklich schauderhaftes Grinsen im Gesicht, dass einem allein davon schon Angst und Bange werden kann. Darsteller und Produzent Michael Christian tobt sich in dieser Rolle so richtig aus. Ebenfalls austoben darf sich Shelley Winters, die Bertha respektive sich selbst spielt: eine abgestürzte Schauspielerin, die jetzt in diesem Loch wohnt und sich den jungen Eddie als Sexspielzeug hält, dabei jedoch nicht bei weitem so die Zügel in der Hand hat, wie sie es sich wünschen würde. Im Gegensatz dazu fährt Leslie Uggams (Liz) eigentlich nur zwei Gesichtszüge auf: ablehnend und apathisch.

Überhaupt ist der Cast im besten Sinne sonderlich. Leslie Uggams, die auch im echten Leben eine der ersten schwarzen Künstlerinnen war, die es in die weißen Massenmedien schaffte, spielt quasi sich selbst, genauso wie Shelley Winters. Dazu kommen noch zwei echte Ikonen des Hillbilly-Stils: Slim Pickens und Dub Taylor! Richtig, Major Kong aus Dr. Seltsam spielt hier auch mit! Und zwar den Sheriff, der natürlich ebenso böse ist wie der Rest des Casts. In einer wahnwitzigen Szene verhört er schließlich Liz, die gerade Eddie wegen der Vergewaltigung anzeigen möchte; diese Szene ist unten bei „Sonstiges“ verlinkt, damit man mal einen Eindruck bekommt, wie unglaublich schmierig dieser Film ist; Sleaze mit einem unfassbaren Cast. Und Ted Cassidy, der unter anderem Godzilla in der Zeichentrickserie seine „Stimme“ lieh, ist auch mit von der Partie. Zuerst als stiller Riese, der aber letzten Endes einer der wenigen „netten“ Charaktere ist.

Dabei bleibt Liz wenig erspart. Neben den Zudringlichkeiten von Eddie muss sie sich auch gegen Ende noch der ganzen Dorfgemeinschaft erwehren, die eine Gerichtsverhandlung der etwas anderen Art aufführen (ebenfalls eine groteske Szene) und natürlich auch nichts gegen die Hochzeit von Eddie und Liz haben. Selbst als Bertha ihr einen Ausweg der Situation ermöglicht, kommt Liz vom Regen in die Traufe und sieht sich mit einem Schwein von Geschäftsmann konfrontiert, der eben auch nur das eine will und es sich zu nehmen bereit ist. Kein Wunder ist sie gegen Ende des Films total apathisch und in sich gekehrt; wobei jedoch andererseits auch noch einmal darauf hingewiesen sein soll, dass einige Storyelemente etwas sehr im Dunkeln bleiben. Warum lässt Liz das überhaupt so lange mit sich machen? Dementsprechend ist sie ganz untypisch für das Rape and Revenge Subgenre auch nicht aus eigener Kraft in der Lage, sich am Ende zu rächen. Erst durch ein auslösendes Ereignis kann sie sich von den Fesseln ihres Traumas befreien und Rache nehmen, in einem Showdown komplett in Zeitlupe.

Insgesamt also ein Film, den man kaum greifen kann. Manchmal so wirr wie Rob Zombies Haus der 1000 Leichen, so dreckig wie TCM, und so schmierig wie der Exploitationknaller Orgie des Todes. Im Internet gibt es verschiedene Angaben zum Produktionsjahr und zum Regisseur, aber eines ist klar: Cutter Frank Mazzola hat diesem Film einen Twist gegeben, der die Sache erst sehenswert macht. Die DVD hat den Film dann auch in einer Qualität drauf, wogegen ein VHS-Video brillantes Bild und Ton hat – aber irgendwie passt das zum Grindhouse-Feeling.

Das bringt mich zu einem Dilemma: wieviel Sterne soll ich der Sache überhaupt geben? Irgendwas zwischen vier und fünf Sterne. Aber da ich Dead Birds in diesem Horror-Special ja fünf gegeben habe, bekommt dieser Film vier Sterne mit Tendenz nach oben.
Wahnsinn! Ähnlich wahnwitzig übrigens wie der knallige Alternativtitel „Redneck County Rape“!

Chill-Skills:

Elvis-Faktor: 8 (Das Auftreten Eddies ist der Knaller)
Sheriff-Hoyt-Bonus: 6 (Slim Pickens wirkt wie eine zahme Version von R. Lee Ermey)
Killertomaten-Punkte: 7 (Would you like a tomato?)
Schitzel-und-Geschnetzel-Anteil 2 (das meiste findet offscreen statt)

Eine Rezension von David Kugler
(22. Oktober 2009)
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Daten zum Film
Poor Pretty Eddie USA 1975
(Poor Pretty Eddie)
Regie Richard Robinson, David Worth Drehbuch B.W. Sandefur
Produktion Artaxerxes Productions Kamera David Worth
Darsteller Leslie Uggams, Shelley Winters, Michael Christian, Ted Cassidy, Dub Taylor, Slim Pickens
Länge 82:03 FSK
Filmmusik Grant Boatwright
http://www.youtube.com/watch?v=eF70hic3YIw
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