Im Krieg bringt jeder Opfer, auch wenn es zumeist wehtut. Es ist diese oft bemühte Wahrheit, die uns
Richard Holms Kriegsthriller
„OPERATION POLARFUCHS“ hier präsentiert, jedoch ist dieses Mal die Sichtweise auf das mehr als traurige Kapitel des Zweiten Weltkriegs eine gänzlich andere. Und eine packende noch dazu.
Dezember 1942. Kurz vor der drohenden Invasion Schwedens durch die Nazis machen sich zwei junge, übermütige Soldaten vom Check-Point 83 in Värmland (Schweden) auf, um den ominösen, unbekannten Feind einmal mit eigenen Augen zu sehen - ein tollkühnes Unterfangen, das an der bereits von den Nazis besetzten Grenze Norwegens einen tödlichen Ausgang findet. Tags darauf erfährt Leutnant Aron Stenström (André Sjöberg), dass unter den vermissten Soldaten auch sein Bruder Sven war. Obwohl nicht einmal sicher ist, ob er überhaupt noch lebt, stellt Aron in Eigenregie ein kleines Rettungsteam zusammen, um hinter feindlichen Linien nach seinem Bruder zu suchen, nicht wissend, dass er mit seinen Kameraden schon bald ums nackte Überleben kämpfen wird...
Es ist eine fraglos recht simple Geschichte, die
„OPERATION POLARFUCHS“ erzählt. Doch sie hallt spürbar nach, was vielfältigen Gründen geschuldet ist. Zum einen verleiht die karge Winterlandschaft, welche durch die ruhige, versiert geführte Kamera immer ins rechte Licht gerückt wird, dem Film einen durch und durch pessimistischen Gr
undton, der in seiner lakonischen Ausgestaltung wie die Bildwerdung der Leiden des Krieges erscheint. Regisseur Holm gelingt hier gerade durch die angenehme Zurückhaltung, die er bis zum leider leicht übertriebenen Showdown walten lässt, das paradoxe Kunststück, den Terror dieser Zeit spürbarer zu machen, als es die meisten hochbudgetierteren Produktionen der letzten Jahre vermochten. Nicht plakativ-aufgesetzt, sondern in einer Art und Weise, die die meiste Zeit nur durch die Augen der Soldaten sieht, erschafft Holm eine Nähe, wie sie nicht eindringlicher eine Brücke zum Zuschauer schlagen könnte.
Zum anderen wird viel Zeit auf die Zeichnung der Figuren verwendet. Die fast 30-minütige Einführung, die immerhin 1/4 der Gesamtlaufzeit des Films einnimmt, zeigt eindrucksvoll und zugleich minimalistisch, wie wenig Wert doch dem Schicksal der Außenstehenden (Familie und Freunde) in Zeiten des Krieges beigemessen wurde. Im Krieg, so der unumstößliche Grundtenor des Films, zählt jeder Mann. Und alles andere hat gefälligst hinten anzustehen. Punkt, keine Diskussion. Zwar spart
„OPERATION POLARFUCHS“ hier wie etliche andere Vertreter des Genres ebenfalls nicht die herkömmlichen Klischees aus (schwangere Verlobte kontra blinden Gehorsam), verfällt aber auch nicht dem Reiz, in den Fängen des Pathos zu enden. So kalt und hart der Krieg, so kompromisslos folgt der Film seinen tragischen Streitern zum erhofften Ziel, ohne sie auch nur annähernd zu Helden zu verklären. Denn das sind sie nicht. Sie sind nur eines: allein bis zum bitteren Ende.
Traurig, dass dieses dann gerade wie ein Fremdkörper erscheint, wenn in bester
Rambo-Manier die Unterkunft der Gegner dem Erdboden gleichgemacht wird. Auch wenn es wohl letztlich der Wahnsinn des Krieges sein soll, der in diesen Szenen aus den Augen der solide agierenden Schauspieler spricht, sind die Momente in höchstem Maße unnötig und nehmen dem Film traurigerweise einen gehörigen Teil seiner Wirkmächtigkeit. Das ist zwar ärgerlich, wird aber quasi in allerletzter Sekunde durch den Entschluss wettgemacht, kein hollywood'eskes, sondern ein offenes Ende zu präsentieren, das sich zurückbesinnt auf die Tugenden der vorangegangenen zwei Stunden. Es ist ohne Zweifel ein recht hartes und kompromissloses Ende, aber es ist darüber hinaus ehrlich und zugleich auf makabre Weise schön. Weil es nämlich zeigt, wie manch einer auch im Tragischen seinen Frieden zu finden in der Lage ist und dass ein einfaches Lächeln zuweilen alles sagt. Gerade in schweren, kriegsgebeutelten Zeiten.
Zusatzbemerkung: Die bei Capelight erschienene DVD ist seit dem 27.01.2012 im Handel erhältlich und wartet neben dem gut abgemischten Hauptfilm in DD 5.1 (Deutsch und Schwedisch mit zuschaltbaren Untertiteln) noch mit Audiokommentaren, informativen Blicken hinter die Kulissen des Filmdrehs, einem kurzen Gag Reel, sowie einem jeweils alternativen Anfang und Filmende auf.