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Bestie des Grauens

Bestie des Grauens

Ein Film von Richard E. Cunha

Wir erinnern uns: der in der „Galerie des Grauens“ erschienene Frankensteins Tochter sahnte satte 5 Sterne ab. Das Werk von Richard Cunha war zwar meilenweit davon entfernt, ein guter oder auch nur annehmbarer Film zu sein, aber als Trashvehikel allererster Güte konnte man mit dem Streifen jede Menge Spaß haben! Einer der Spaßfaktoren war natürlich die ulkige Make-Up- und Spezialeffekt-Arbeit: die erste Maske der verwandelten Trudy war schlicht und ergreifend lachhaft, und ja, „Frankensteins Tochter“ war auch der Film, bei dem man dem Monster schnell mit Lippenstift die Lippen anmalte, da man dem Effektemacher nicht kommunizierte, dass das Monster eigentlich weiblich sein soll: das äußerst skurrile Ergebnis könnt ihr euch sicherlich vorstellen. Was das alles mit dem vorliegenden „Bestie des Grauens“ zu tun hat? Auch dieser ist von Richard Cunha, und der Ansatz seiner Story baut eigentlich darauf auf, dass man gut tricksen kann und kompetente Effekte zur Verfügung hat. Das kann ja was werden!

Der Wissenschaftler Dirk Green liegt mit dem amerikanischen Militär im Clinch: zwar hat er eine funktionsfähige und startbereitete Weltraumrakete, mit der er zum Mond fliegen will, im Garten stehen (ja, wirklich!), aber die amerikanischen Lamettaträger halten dies für die Aufgabe der Regierung und des Militärs (fragt mich nicht; dieser Handlungsstrang wird nach 1
0 Minuten ohnehin nicht mehr aufgegriffen und gibt selbstverständlich überhaupt keinen Sinn). Zu allem Überfluss sind aus dem Knast in der Nähe auch noch zwei jugendliche Gauner ausgebrochen und werden nun auf Greens Gelände vermutet. Die beiden verstecken sich natürlich in der Rakete und werden von Green entdeckt, der sie mit vorgehaltener Waffe dazu zwingt, mit ihm zum Mond zu fliegen, sonst verpfeift er sie (I shit you not!). Als man letzte Startvorbereitungen trifft, kommt auch noch der ahnungslose Assistent Steve Dayton samt Freundin June an Bord. Doch auf dem Mond angekomen muss sich unsere Crew nicht nur unheimlichen Felsmonstern zur Wehr setzen, sondern entdeckt auch einen Stamm von Amazonen, die den Mond verlassen möchten...

Heidewitzka, tischen uns Regisseur Cunha und die Autoren H.E. Berrie sowie Vincent Fotre einen hanebüchenen Blödsinn auf. Doch mit dieser äußerst dämlichen Handllung ist der Film im Wortsinne nicht alleine: 1953 brachte die Astor Pictures Corporations einen 3D-Film namens „Cat-Women of the Moon“ ins Kino. Nachdem man in den folgenden Jahren mehrere Filme von Richard E. Cunha vertrieb, entschied man sich, Arthur Hiltons „Cat-Women“ erneut zu verfilmen, um halt noch einmal damit Kohle zu machen. Somit haben beide Filme eine fast gleiche Handlung und natürlich auch ähnliche Charaktere. Cunhas Film ist allgemein als der noch schlechtere der beiden angesehen; oh, und falls man von der Story immer noch nicht genug hat, kann man sich auch noch den ebenfalls 1958 entstandenen „Queen of outer Space“ aka „In den Krallen der Venus“ reinziehen, der mit Zsa Zsa Gabor sogar eine Art Star hat und erneut eine fast gleiche Geschichte erzählt. Cunhas Film ist dabei in meinen Augen doch sehr unterhaltsam (Bill Warren, Autor von „Keep watching the skies!“, kann den Film überhaupt nicht leiden), auch wenn dies fast alleinig mit der überbordenden Inkompetenz in den meisten Bereichen begründet ist. Bei „Bestie des Grauens“ kracht es derart oft im filmischen Gebälk, dass man aus dem Lachen manchmal kaum herauskommt.
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Fang ich also mal bei der Geschichte an: die ist nämlich selten dämlich. Nicht nur gibt die ganze Sache keinerlei Sinn, auch bleibt die Motivation der meisten Charaktere völlig nebulös und der Film hangelt sich insofern von Szene zu Szene, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, warum er gerade was macht. Da entdecken unsere Wissenschaftler etwa eine brennende Fackel auf dem Mond und schließen daraus logischerweise, dass es hier Sauerstoff gibt und sie atmen können – fragen sich aber nicht, warum es hier Holz gibt und wer das Teil überhaupt angezündet hat! Abgesehen davon, dass sie sowieso bei Verlassen des Raumschiffes tot umfallen müssten, nachdem ihre Raumanzüge ihren Halsbereich einfach frei lassen! Es ist völlig unklar, warum Green die beiden Gauner braucht, um zum Mond zu fliegen; es wird nicht erklärt, warum die Herrscherin der Amazonen Steve nicht sofort in die Pfanne haut, nachdem er sich als Green ausgibt; und warum die Frauen überhaupt auf dem Mond sind, warum sie Green zur Erde schickten, und was da überhaupt alles vorgefallen ist, wird bestenfalls angedeutet.

Stichwort Frauen: der Film listet bei seiner Besetzungen mehrere Schönheitsköniginnen, was aber äußerst fragwürdig ist, da bei diesem Contest scheinbar zum Beispiel eine Miss Germany gegen eine Miss New Hampshire angetreten wäre. Aber viel lustiger sind dann doch die Rollen dieser Frauen. Sicherlich, ein paar wenige Amazonen haben tatsächlich ein bisschen was zu tun, während die meisten nur im Hintergrund rumstehen, durch die Gegend laufen, oder Essen und Getränke bringen; zum schießen ist aber die Rolle der Leading Lady June Saxton (gespielt von Cathy Downs). Die trägt nämlich nur etwas zum Film bei, als sie verrät, dass Steve nicht Dirk Green ist! Aber wenigstens ist sie psychisch genug gefestigt, den Angriff der Riesenspinne gut zu überstehen und sich am Ende des Films ausschließlich darüber Gedanken macht, ob die Amazonen denn hübscher waren als sie. Aber beim Gedanken machen sind alle unserer Helden nicht die besten: so wird kein einziges Mal überlegt, ob man diese Amazonen denn einfach mit auf die Erde nimmt, und somit ihre Zivilisation rettet. Aber ne, Genozid ist doch viel schöner! Und ganz grandios ist dann der Flug durch das (unterirdisch getrickste) Asteroidenfeld, bei dem unsere Helden nicht mehr machen, als sich festzuhalten.

Womit wir auch schon bei den Effekten wären. Dieser Film, der für knapp 60.000 $ entstand, will also sowohl einen Raumflug samt Asteroiden zeigen, und dann noch die Mondoberfläche mit einer fremden Zivilisation und diverser Monster – dachte denn irgendjemand, das würde auch nur ansatzweise gut gehen können? Am besten sind da noch die Felsmonster. Zwar eindeutig als Menschen in Schaumstoffanzügen zu erkennen, aber zumindest das erste Auftauchen von ihnen ist so geschickt inszeniert und getrickst, dass man kaum glauben kann, dass die Szene wirklich aus diesem Film stammt (aber der Schauspieler kann auch einem Leid tun, musste er doch stundenlang samt Kostüm in der prallen Sonne aushalten, bis der Mörtel getrocknet war, der ihn mit dem echten Fels verband). Aber sonst? Die „Bestie des Grauens“ wird von einer Spinnenmarionette dargestellt, die – glaubt man den Quellen – wohl ein Rest von Jack Arnolds Tarantula ist, und nach einem Brand notdürftig repariert wurde. Dann wäre da etwa noch die Rakete, die entweder eindeutig ein Modell oder halt ein halbes Plastikteil ist. Ausschau halten kann man dann freilich noch nach der Fototapete als Hintergrund, die sich erstens am oberen Bildrand eindeutig wellt und zweitens aus mehreren Teilen zusammengeklebt wurde, die nicht zueinander passen.

Auch bei reinen optischen Tricks geht der Film komplett in die Binsen, wenn etwa der Start einer V2 Rakete rückwärts gespielt wird, um das Landen auf dem Mond darzustellen: inklusive Feuer das von der Rakete eingesogen wird sowie Hütte und Versorgungseinrichtungen, die am unteren Bildrand wabern (denn das ganze einkopierte Element wackelt bedenklich). Überhaupt ist Cunhas äußerst bedächtige Regie dem Film alles andere als zuträglich: da wandelt das Amazon-Volk (das aus ungefähr 8 Frauen besteht) ohne Ziel und Sinn durch die Kulissen, während die Personen im Vordergrund miteinander reden – Dynamik ist etwas völlig anderes.

Und warum jetzt doch vier Sterne? Weil „Bestie des Grauens“ in seiner stümperhaften, fast schon kindlichen Naivität einfach toll unterhält! Sicherlich, wie so oft gilt: die Sternewertung bezieht sich auf den Film als Trashvergnügen, von einem guten oder auch nur durchschnittlichen Sci-Fi-Abenteuer ist Cunhas Film Lichtjahre entfernt. Aber die Veröffentlichung in der „Rückkehr der Galerie des Grauens“ samt Audiokommentar der Herren Kessler und Strecker sowie einer colorierten Fassung gibt dem Film sogar noch für mindestens einen zweiten Durchgang Anreiz.

Eine Rezension von David Kugler
(09. Februar 2012)
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Daten zum Film
Bestie des Grauens USA 1958
(Missile to the Moon)
Regie Richard E. Cunha Drehbuch H.E. Barrie, Vincent Fontre
Produktion Layton Film Productions Inc. Kamera Meredith M. Nicholson
Darsteller Richard Travis, Cathy Downs, Nina Bara, Gary Clarke, Michael Whalen
Länge 74:12 FSK 12
Filmmusik Nicholas Carras
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