Es gibt Filme, die sieht man sich in seiner Kindheit ein, vielleicht zwei Mal an, erfreut sich an ihnen, und vergisst sie in dem Moment, in dem das nächste Leinwand-Erlebnis einen mitreißt. Und dann gibt es Filme, die beim ersten, zweiten und dritten Mal immer wieder denselben Spaß bringen, die uns immer wieder auf dieselbe Weise mitfühlen und mitfiebern lassen. Diese Filme sind es, an die man sich auch im Erwachsenenalter nicht einfach nur gern zurückerinnert, sondern die selbst dann noch – viele Jahre später – genauso spannend sind wie beim allerersten Mal. Filme, denen man dann mit einem verzückten Lächeln folgt, während man wiederentdeckt, wie toll das Ansehen damals war. Solche Filme sind es, die das auslösen, was wir Nostalgie nennen. Und
"DIE GOONIES" ist einer von ihnen.
Die Bewohner der „Goon Docks“ stehen vor dem Aus. Ein Unternehmer hat Großes mit dem Gebiet vor und kauft systematisch das Land auf. Auch die Eltern von Mikey und seinem großen Bruder Brand können sich nicht mehr dagegen wehren, und die Jungen sind kurz davor, ihr Zuhause zu verlieren. Ein Zufallsfund auf dem Dachboden lässt Mikey jedoch Hoffnung schöpfen, denn die alte Karte, die er plötzlich in den Händen hält, scheint den Weg zum verschollenen Piraten-Schatz des legendären einäugigen Willie zu zeigen. Mikey, seine Freunde Data, Chunk und Mouth sind sofort Feuer und Flamme von der Idee, sich auf Schatzsuche zu begeben. Bevor Brand einschreiten kann,
sind die Jungs auch schon unterwegs und stürzen sich in das Abenteuer ihres Lebens. Dummerweise kreuzen sie dabei den Weg der Fratelli-Familie, die nicht nur auf der Flucht vor der Polizei, sondern auch selbst scharf auf den Schatz sind. Die Kinder müssen sich ganz schön anstrengen, um den Wettlauf gegen die skrupellosen Gangster zu gewinnen, und die unzähligen versteckten Fallen machen den Weg nicht gerade sicher. Doch ein wahrer Abenteurer gibt nicht auf und ein wahrer Goonie erst recht nicht…
"DIE GOONIES" – das sind der verträumte, von Asthma und seinem besserwisserischen Bruder geplagte Mikey (Sean Astin, "
Der Herr der Ringe"); der Hobby-Erfinder Data (Jonathan Ke Quan, "
Indiana Jones und der Tempel des Todes"), dessen Phantasie oft besser funktioniert als seine Konstruktionen; der verfressene Chunk (Jeff Cohen, "Perfect Harmony"), dessen Mund grundsätzlich entweder mit Essen oder mit den großartigsten Münchhausen-Geschichten gefüllt ist; und Mouth (Corey Feldman, "
Stand By Me") mit seiner großen Klappe, die ihn mehr als nur einmal in Schwierigkeiten bringt. Eine lebhafte Truppe, also, die mühelos für reichlich Trubel sorgt. Im Laufe des Abenteuers werden dann auch Sport-Ass Brand (Josh Brolin, "Jonah Hex"), Cheerleaderin Andy (Kerri Green, "Three for the Road") und deren beste Freundin Stef (Martha Plimpton, "Mosquito Coast") zunächst unfreiwillig in die Truppe aufgenommen, und alle gemeinsam bestreiten die großartigste Schatzsuche, die ihr kleines verträumtes Örtchen je gesehen hat.
Kein Wunder, waren die Schlüsselfiguren hinter den Kulissen doch allesamt Abenteuer-erprobt. Die Geschichte stammt immerhin von niemand Geringerem als
Steven Spielberg ("
Jäger des verlorenen Schatzes"), der auch als ausführender Produzent sowie als Regisseur bei der
second unit fungierte. Seine Idee wurde unter der Regie von
Richard Donner ("Superman") nach dem Drehbuch von
Chris Columbus („Gremlins – Kleine Monster“) umgesetzt, und herausgekommen ist ein waghalsiger Spaß für kleine und große Entdecker. Rein formal weist der Film ein paar Mängel auf, so ist unter anderem der Schnitt leider nicht immer hundertprozentig gelungen. Beispielsweise erzählen die Kinder am Schluss aufgeregt von der Begegnung mit einer Riesenkrake, von welcher der Zuschauer bisher gar nichts wusste, da besagte Szene es gar nicht in den fertigen Film geschafft hat.
Solche Patzer nimmt man dem Gesamtwerk jedoch nicht im Geringsten übel, dafür ist die Geschichte einfach zu mitreißend erzählt. Der Film ist wie eine wilde Achterbahnfahrt, die gerade jungen Zuschauern alles gibt, was sie sich nur wünschen könnten: sie begeben sich mit den Protagonisten auf eine abenteuerliche Suche, geleitet von einer lang verborgenen Schatzkarte, entdecken dabei geheimnisvolle Höhlen, jede Menge Stolperfallen, ein Piratenschiff und einen verschollenen Schatz, während sie sich stets vor ihren zwielichtigen Verfolgern in Acht nehmen müssen.
"DIE GOONIES" sind albern, völlig überdreht, unkoordiniert und laut. Die teils Comic-haften Figuren kommen natürlich gerade bei den jüngeren Zuschauern gut an, verstehen es aber auch, Erwachsene in ihren Bann zu ziehen. Der Film hat diesen gewissen Charme, der aus einem eigentlich gar nicht übermäßig überragenden Film einen Kult-Klassiker macht, so dass man ihn auch Jahrzehnte nach seiner Uraufführung noch immer wieder gern ansieht.
Der Score von
Dave Grusin ("Die Reifeprüfung") gibt dem Ganzen den passenden spannungsgeladenen musikalischen Rahmen, und die jungen Darsteller sind so eifrig bei der Sache, dass man ihnen am liebsten vorauseilen und selbst ein wenig Entdecker spielen möchte. Mit der abenteuerlustigen Truppe um Mikey stürzt man sich Hals über Kopf zurück in einen Lebensabschnitt, in dem kindliche Träumereien und Phantasien von phantastischen Erlebnissen und verborgenen Schätzen das tägliche Spiel bestimmten. Zurück in eine Zeit, in der einfach alles möglich schien. Wer
"DIE GOONIES" in seiner Kindheit geliebt hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch Spaß an diesem Filmabenteuer haben.
"DIE GOONIES" ist einer dieser Filme, bei denen man sogleich in Nostalgie verfällt und sich schwups! wieder jung fühlt, und außerdem eines jener andauernd spaßigen Abenteuer, die selbst niemals alt werden.