Wollt Ihr Euch mal wieder richtig amüsieren und viel lachen? Na, dann geht in “Shoppen”. Ein innovativer Kinofilm, der sich in mehrfacher Hinsicht von gewohnten Schemen löst. Der Nachwuchs-Regisseur und Autor Ralf Westhoff hat mit einer kleinen Crew und einem Talent-Pool des Münchener Theaterraums einen temporeichen und witzigen Film geschaffen.
Speed-Dating in der Single-Stadt München: eine oberflächliche Angelegenheit, bei der sich Weiblein und Männlein gegenübersitzen und in fünf Minuten versuchen herauszufinden, ob das Gegenüber potentiell zu einem passen könnte. Sind sich beide sympathisch, dann werden vom Veranstalter die Telefonnummern verschickt, aber nur dann. In “Shoppen” geht es um neun Frauen und neun Männer, die date-willig sind und dem Glück, der Liebe oder der sexuellen Abwechslung mal eine Chance geben wollen. Der Film besteht aus drei Teilen: erst werden alle vorgestellt, dann wird das Dating selbst gezeigt und zum Schluss gibt es einige Folgedates.
Der Film langweilt zu keinem Zeitpunkt – und das bei einer Handlung, die eigentlich nicht vorhanden ist. Woran das liegt? Die 18 Rollen sind abwechslungsreich, der Zuschauer verliert aber trotzdem nicht den Überblick. Jeder Teilnehmer hat Macken und Persönlichkeit. Es werden aber nicht nur Klischees abgearbeitet, sondern originelle Ideen eingeflochten. Im Film wird unheimlich viel gesprochen, die Dialoge sind aber flott, kurz und clever. Auch wird der Zuschauer
nicht um ein Ende betrogen. Schließlich wurde die Neugierde geweckt, wie es mit den Leuten weitergeht und wer mit wem und wer mit wem nicht. Dies alles wird zu Ende geführt und auch hier spart “Shoppen” nicht an Einfällen.
Der Regisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff hat es geschafft, mit einem kleinen Budget im fünfstelligen Bereich einen abendfüllenden Spielfilm zu produzieren. Einsparungen konnten u.a. beim Material erzielt werden, denn gedreht wurde auf Video. Dieser Look ist aber stimmig, passt zur Situation und den Alltagsszenen - Hochglanz wäre zu protzig gewesen.
Westhoff wollte keine bekannten Gesichter aus der Film- und Fernsehwelt und castete deshalb Schauspieltalente aus den Münchener Theatern. Dies erforderte organisatorische Flexibilität, denn um 18 erfolgreiche Jungschauspieler, die alle gleich wichtige Rollen tragen, an einem Tag zusammenzubringen wurde der Drehplan fast täglich über den Haufen geworfen. Insgesamt konnte jedoch zügig in nur 20 Tagen abgedreht werden. Dass zeitgleich zur Fußball-WM 2006 gefilmt wurde, stellte sich als überraschend vorteilhaft dar, da technisches Equipment und professionelles Personal freigesetzt wurden (gedreht wurde in diesen Wochen sonst kaum).
Der Schnitt ist auffallend schnell. Nie hält sich eine Szene lang bei einem Teilnehmer auf, nie sind die Dialoge schwerfällig. Dies ist dem Charakter des Speed-Dating angepasst, weiter, weiter, immer weiter. Gleichzeitig ist der Film aber auch nicht stressig oder wirkt gehetzt. Dieser Stimmung hat er übrigens auch seinen Titel zu verdanken: beim Shoppen wird jedes Stück kurz gescannt, beurteilt und dann mitgenommen oder weggelegt. Und das alles im Rahmen eines abgesteckten Zeitbudgets.
“Shoppen” wurde vor öffentlichem Publikum zum ersten Mal auf den legendären Hofer Filmtagen 2006 gezeigt, wo er begeistert aufgenommen wurde. Westhoff erhielt für seine Leistungen den Bayerischen Filmpreis 2007 im Bereich Nachwuchs.