Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Schamlos
von Eddy Saller




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Ralf Huettner > Mondscheintarif
Mondscheintarif RSS 1.0


Mondscheintarif

Mondscheintarif

Ein Film von Ralf Huettner

“Mondscheintarif” ist die schwungvolle und originelle Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ildikó von Kürthy. Für Männer ein Lehrstück über Frauen, für Frauen ein Spiegel ihrer selbst. Weibliche Nöte beim Unglücklich-Verliebtsein werden herrlich selbstironisch und witzig dargestellt, die Besetzung ist ausgezeichnet gewählt. Dieser Film kann zweifellos trotz mittelmäßigem Kinoerfolg zu den besten nationalen Werken der letzten Jahre gezählt werden und steht der Buchvorlage in nichts nach. Chapeau!

Cora Hübsch (entzückend gespielt und hervorragend gesprochen von Gruschenka Stevens), Mitte dreißig, holt sich eine Blasenentzündung und muss zum Arzt. Dort trifft sie auf die Vertretung Dr. Daniel Hoffmann (von Tim Bergmann hinreißend umgesetzt) und verliebt sich auf den ersten Blick. Das zweite Wiedersehen erfolgt unverhofft, doch leider so peinlich, dass Cora ihre Achtung nur wahren kann, indem sie ihm mit einem selbstbewussten Auftritt die Telefonnummer zusteckt. Das Warten auf seinen Anruf schmerzt, aber er kommt. Das erste Date ist ein Volltreffer, das zweite selbstverschuldet misslungen, das dritte eine Landung im Bett. Das Warten auf seinen Anruf nach dem Sex ist am schlimmsten. Coras beste Freundin Jo (absolut cool und lässig gespielt von Jasmin Tabatabai) und zuverlässige Retterin in Notlagen besteht auf einen bestimmten Verhaltenskodex, der in solchen Fällen einzuhalten ist, um sich als modern, emanzipiert und unabhängig zu pr
sentieren (hier sei an “The Rules” von Ellen Fein und Sherrie Schneider erinnert). Die selbst gesetzte Frist läuft aus, der Anruf kommt nicht. Cora trifft Daniel hingegen zufällig nachts im Park – mit der bildhübschen Schauspielerin Carmen (Bettina Zimmermann)! Das sitzt. Cora ahnt nicht, dass es Daniels Schwester ist. In ihrer Verzweiflung und Wut fährt sie zu ihm und stellt ihn zur Rede. Versöhnung, Szenen einer glücklichen Zeit zu Zweit: Happy End!
MondscheintarifMondscheintarifMondscheintarif
Witzige, ehrliche und vor allem wahre Gedanken einer Frau mit extrem hohem Identifikationspotential (das Markenzeichen von Ildikó von Kürthy) stellen die unspektakuläre Handlung in den Hintergrund. Buch und Script, bei dem die Kürthy auch mitgewirkt hat, heben sich wohltuend vom Mittelmaß der meisten sogenannten Frauenbücher ab. Typisch weibliche und lebensbedrohliche Sorgen (Was zieh ich an? Wie nehm ich ab? Wer ist die Andere? Wann ruf ich an und wann hüpf ich mit ihm in die Kiste?) werden treffsicher und erfrischend formuliert (Achtung: es wird gelästert). Danke!

Der Film zeichnet sich nicht nur durch Substanz und rhetorischen Schwung aus, sondern benutzt filmische Elemente, die in ihrer Gesamtheit als originell angesehen werden können. So erzählt uns Cora ihre Geschichte mit Blick in die Kamera, der Zuschauer wird wie eine gute Freundin in ihre Privatsphäre mitgenommen und darf an ihren innersten Gedanken teilnehmen. Diese werden uns in Bildern präsentiert, erst einen Moment später erfahren wir, dass sie nicht der wahren Handlung entsprechen. Auch werden hin und wieder graphische Mittel eingesetzt, die aus dem Bild heraustreten. Ein kurze Anmerkung zur Musik: Cora ist ein Fan von “Reamonn”. Diese Band wird in einer Szene in die Story integriert, treibt den Plot jedoch nicht voran. Das echte Musikvideo des Lieds “Weep” zeigt entsprechend Ausschnitte des Films. Wer`s mag!

Der mit 350.000 Kinobesuchern in Deutschland nur mittelmäßig erfolgreiche Film wurde mit insgesamt rund 1 Mio. Euro vom FFF Bayern, der FFA und dem Filmboard Berlin-Brandenburg gefördert. Erstaunlicherweise wurde dieser überaus weibliche Stoff von einem Mann verfilmt. Ralf Huettner meistert seine Aufgabe als Regisseur jedoch mit so großer Souveränität und so tiefem Verständnis für die Story, dass der Zuschauer der Produktionsfirma Hager Moss dankbar ist, diese Entscheidung getroffen zu haben. Gut gemacht!

Die DVD hat einiges Zusatzmaterial zu bieten, u.a. den Trailer, Interviews, entfallene Szenen, einige Mitschnitte vom Filmset und den Soundtrack von Reamonn (Lied: “Weep”) als Musikclip. Zugreifen!

Eine Rezension von Jeannette Armborst
(01. März 2007)
Mondscheintarif bei Amazon.de kaufen    Mondscheintarif bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Mondscheintarif Deutschland 2001
Regie Ralf Huettner Drehbuch
Produktion Hager Moss Film, Senator Film und Sevenpictures
Darsteller Gruschenka Stevens, Tim Bergmann, Jasmin Tabatabai, Bettina Zimmermann
Länge ca. 90 Min. FSK
www.mondscheintarif-derfilm.de
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum