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Catwoman

Catwoman

Ein Film von Pitof


„It all started on the day that I died. If there had been an obituary, it would have described the unremarkable life of an unremarkable woman, survived by no one. But there was no obituary, because the day that I died was also the day I started to live.“


Jeder Bergsteiger weiß: Es ist ein beschwerlicher Weg nach oben, aber runter kommt man teilweise umso leichter. Zuweilen ungewollt. Diese bittere Pille musste auch Schauspielerin Halle Berry im Jahr 2004 – und damit gerade einmal drei Jahre nach ihrer Oscarauszeichnung für ihre Rolle in Marc Forsters „Monster’s Ball“ – schlucken. Denn mit dem Lack-und-Leder-Alptraum „CATWOMAN“, der lose auf dem gleichnamigen DC-Comic aus dem Batman-Franchise basiert, folgte nach dem anfänglichen Höhenflug eine imposante Bruchlandung, aus der die Berry nur deshalb unbeschadet hervorging, weil Katzen ja bekanntlich immer auf allen Vieren landen. Selten zuvor lagen Glück und Pech derart dicht beieinander.


Patience Phillips (Berry) ist ein unscheinbares Mauerblümchen im Dienste des Kosmetikkonzerns „Herade Beauty“, das durch Zufall erfährt, dass das neueste Produkt der Firma namens „Beau-line“ hässliche Nebenwirkungen beherbergt. Um einen Skandal zu verhindern, fackeln die Firmeninhaber – der skrupellose George Herade (Lambert Wilson) und das ihm in nichts nachstehende
Ex-Top-Model Laurel (Sharon Stone) – nicht lange und lassen Patience unsanft beseitigen. Doch eine computeranimierte Katze schlägt dem Tod ein Schnippchen und lässt Patience, deren lebloser Körper ans Ufer des Kanals geschwemmt wurde, mittels Lebenshauchs wiederauferstehen. Und dieses neue Leben hat es in sich, denn der grünliche Katzenatem hat Patience auch mit ungeahnten Superkräften ausgestattet, die sie fortan zur ominösen „Catwoman“ mutieren lassen – einer Mischung aus Katze und Mensch mit einem Fetisch für knapp bemessene Lederklamotten, Peitschenspiele und kurzgeschnittene, gefärbte Haare. Ob der Cop Tom Lone (Benjamin Bratt), für den das Herz unserer Heldin vor ihrer Verwandlung schlug, sich wohl mit diesen Veränderungen arrangieren kann? Sicher ist einzig, dass die Verantwortlichen für Patiences „Tod“ büßen werden, denn schwarze Katzen, die den Weg kreuzen, bringen selten Glück…


„Catwoman“ erblickte erstmals 1940 das Licht der Welt, damals noch als attraktive Diebin und Gegnerin von „Batman“ in dessen Comicserie. Weder eindeutig gut noch böse, entwickelte sich der schwarzgekleidete Charakter im Laufe der Jahre stetig weiter, durfte zeitweise sogar eine Liebesbeziehung mit dem dunklen Ritter respektive dessen Alter Ego Bruce Wayne führen. Diesen Aspekt verarbeitete unter anderem auch Tim Burton in seinem Kinoerfolg „Batmans Rückkehr“ [1992], in dem eine verführerische Michelle Pfeiffer als Katzenfrau die Krallen wetzte. Und nun durfte sich also die hübsche, wohlgeformte und durchtrainierte Halle Berry das enge Kostüm überziehen – ein zumindest in optischer Hinsicht durchaus nachvollziehbarer Entschluss, der jedoch von der restlichen Inszenierung nonchalant relativiert wird. Denn der vermeintliche Brüller zeigt schon recht früh sein wahres Gesicht, indem er sich als lediglich trauriger Katzenjammer entpuppt, an dem selbst hartgesottene Tierliebhaber keinen Gefallen finden dürften.


Dabei konnte durchaus mit Großem gerechnet werden, denn immerhin war der französische Regisseur und Visual-Effects-Spezialist Pitof (bürgerlicher Name: Jean-Christophe Comar) zuvor für den visuell bahnbrechenden Fantasy-Horrorfilm „Vidocq“ [2001] verantwortlich, der ihm den internationalen Durchbruch bescheren sollte. Warum nun ausgerechnet ein Film aus seiner Hand, noch dazu mit einer aufreizenden Schauspielerin in der Hauptrolle und viel Potential für visuelle Spielereien, in jeglicher Hinsicht als misslungen bezeichnet werden muss, ist eine dieser Fragen, deren Beantwortung im vorliegenden Falle deshalb so schwer fällt, weil man gar nicht weiß, wo genau man mit der Ergründung anfangen soll.


Wagen wir es trotzdem: Pitofs „CATWOMAN“ erzählt, wie die Inhaltsangabe eindrucksvoll beweist, eine selbst fürs Superheldengenre absolut belang-, weil substanzlose Geschichte, in der eine Schauspielgröße wie Sharon Stone („Basic Instinct“ [1992]) mehr als gekonnt verheizt wird, da die Story um einen Kosmetikskandal, für den die Verantwortlichen über Leichen gehen, den Bierdeckel nicht wert ist, auf den sie in doppelter Ausführung niedergeschrieben werden könnte. Dementsprechend farb- und konturlos geben sich dann auch die Bösen, welche mit ihren trivialen Plattitüden und hundsgemeinen Absichten nicht etwa das Fürchten, sondern vielmehr das unfreiwillig hervorgerufene Lachen lehren. Aber nicht nur die Gegenspieler haben Probleme, sich zu profilieren. Ausgerechnet die namhafte Titelheldin vollführt eine unnachvollziehbare Wandlung nach der nächsten und transportiert den Umstand, dass zwei sich erst noch einen müssende Seelen in ihrer üppig zur Schau gestellten Brust weilen, durch hölzernes Schauspiel bedingt mehr als unzureichend über die Leinwand hinaus.


Passenderweise schlagen auch gleichzeitig zwei Herzen in dieser Produktion: das einer stereotypen Superheldenverfilmung beziehungsweise jenes einer zelluloidgewordenen Männerphantasie. „CATWOMAN“ möchte gerne beides sein und lässt Halle Berry in Lack und Leder gekleidet mehr oder minder lässig die Peitsche schwingen und lasziv miauen. Das Schnittgewitter, das Pitof währenddessen entfacht, macht es aber gelinde gesagt unmöglich, sich für das eine, noch für das andere in irgendeiner Weise erwärmen zu können. In „bester“ Videoclip-Manier nämlich lassen wirre Kameraeinstellungen, knallige Farben und ein schon nach kurzer Zeit nervender, weil permanent auf cool getrimmter und hämmernder Score von Klaus Badelt („Fluch der Karibik“ [2003]) jegliches Gespür für inszenatorisches Geschick schmerzlich vermissen. Hinzu gesellen sich schließlich noch mäßige bis größtenteils schlechte Visual Effects, die als Double für die kostümierte Berry herhalten sollen, jedoch trotz eines dicken $100 Mio.-Budgets erschreckend künstlich wirken. Und fertig ist „CATWOMAN“, der gutgemeinte, aber im Endeffekt meilenweit über das Ziel hinausgeschossene und damit gescheiterte Versuch einer Comicadaption, mit dem mindestens zwei vielversprechende Talente ironischerweise gehörig auf den Hund gekommen sind.



Eine Rezension von Stefan Rackow
(06. Mai 2011)
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Daten zum Film
Catwoman USA, Australien 2004
(Catwoman)
Regie Pitof Drehbuch John D. Brancato & Michael Ferris und John Rogers Story Theresa Rebeck und John D. Brancato & Michael Ferris
Produktion Warner Bros. Pictures / Village Roadshow Pictures / DiNovi Pictures / Frantic Films / Maple Shade Films / Catwoman Films Kamera Thierry Arbogast
Darsteller Halle Berry, Sharon Stone, Lambert Wilson, Benjamin Bratt, Michael Massee, Frances Conroy
Länge 104 Minuten FSK ab 12 Jahren
Filmmusik Klaus Badelt
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