Schon nach wenigen Minuten des Films besteht kein Zweifel, dass man es mit einem Italostreifen aus den 60ern zu tun hat.
Die experimentelle Schnitttechnik, die schräge aber groovige Musik und die hippe Ausstattung im Pop Art-Stil lassen gar keinen anderen Schluss zu.
Leider ist der grenzgeniale Soundtrack und der tolle Look auch das Einzige, weswegen man sich die knapp über 80 Minuten von Piero Schivazappas „Femina Ridens“(so der italienische Originaltitel) bis zum Schluss gibt.
Doch zunächst zur Handlung:
Philippe Leroy(bekannt aus „Milano Kaliber 9“) spielt Dr. Sayer. Der Mann hat eigentlich alles was Frauen begehren: er ist gebildet, reich und hat auch noch ein schmuckes Anwesen. Zudem hat der Gute aber auch eine ordentliche Macke( die natürlich auf ein Kindheitstrauma zurückzuführen ist) und vergnügt sich an Wochenenden mit Prostituierten, die er in der Abgeschiedenheit seines Luxusheims zu SM - Ritualen zwingt und foltert.
Da kommt ihm seine Praktikantin Maria(Dagmar Lassander, spielte ua. In Mario Bavas „Hatchet fort he Honeymoon“) gerade recht.
Der Einladung des Gentlemans nachkommend begibt sie sich auf das unheilvolle Anwesen und wird sobald mit ein paar Pülverchen im J & B ins Reich der Träume bugsiert.
Als sie aufwacht, offenbart sich ihr der wahre Charakter ihres Bosses.
Sie findet sich an die Wand gekettet, der Willkür des Doktors ausgeliefert, der sie fortan a
ls Sklavin gefangen hält.
Doch hat der Doc nicht damit gerechnet, dass Maria ganz schön clever ist und den Spieß kurzerhand umdreht….
Was jetzt in der Theorie ganz interessant klingt, krankt in der Umsetzung an einem Problem, welches Regisseur Schivazappa mit unzähligen seiner im Italo-Exploitation-Genre tätigen Kollegen gemein hat:
Er legt großen Wert auf tolle Optik, Kameraspielereien und eine Wahnsinnsaustattung(so zB die Reproduktion einer überlebensgroßen Skulptur der Künstler Niki De Saint Phalle, Jean Tinguely und Per Olof Ultvedt) und vergisst dabei etwas ganz Wesentliches: nämlich, dass ein Film auch eine gute Handlung inklusive Spannungsaufbau haben sollte.
So bleibt der Eindruck eines zwar unglaublich gut gefilmten Streifens, aber leider auch nicht mehr. In weiterer Folge Stagnation auf künstlerisch( man könnte es vielleicht auch geschmäcklerisch nennen) hohem Niveau .
Dazu tragen auch die gerade mal durchschnittlichen darstellerischen Leistungen der Hauptakteure (insbesondere von Lassander) und die zunehmend wirre Handlung bei.
Die wartet allerdings mit einem wirklich guten Schluss auf, der zwar nicht alle Logiklöcher schließt aber zumindest für einige Verblüffung sorgen wird.
Für Retrofans ist „Femina Ridens“ trotz der genannten Mängel sicher einen Blick wert, denn ein optischer Genuss sondergleichen ist der Film, der vom englischen Label Shameless Films zusammen mit Director Shivazappa neu editiert und somit erstmals in seiner ursprünglichen Form vorliegt, allemal.
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Shameless Screen Entertainment