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Mamma Mia!
Ein Film von Phyllida Lloyd
„Typical – you wait 20 years for a father and then three show up at once.”
Die Schweden sind schon ein lustiges Völkchen. Nicht nur, dass sie mittels des berühmt-berüchtigten Elchtests eine ganze A(uto)-Klasse buchstäblich ins Wanken brachten oder uns unter anderem mit dem Kuriosum namens Billy „beglückten” , welches – in kleinen Einzelteilen ausgeliefert – seit vielen Jahren schon Heimwerker aller Orten bisweilen ihre gute Erziehung vergessen lässt. Nein, sie stellten von 1972 bis 1982 mit der Pop-Combo ABBA, die weit mehr als 370 Millionen Tonträger verkaufte, auch noch eine der kommerziell erfolgreichsten Gruppen der jüngeren Musikgeschichte.
Unstreitig lag der Erfolg sowohl in den Ohrwurm-Qualitäten der unzähligen Hits als auch ihrem zeitlosen Flair begründet – beides Faktoren, die letztendlich dem unter der kunterbunten Musikoberfläche schlummernden theatralischen Potenzial den Weg von der gepressten CD in die dreidimensionale Welt des Musical-Theaters ebnen sollten. Bereits 1983 wurden diesbezüglich erste Andeutungen gemacht, als Judy Craymer, die spätere Produzentin des Films, Interesse daran äußerte, die Lieder für die große Bühne zu adaptieren. Anfängliche Zweifel des Duos Ulvaeus und Andersson sollten jedoch dafür sorgen, dass die Idee noch geraume Zeit nur auf dem Papier existierte. Abba was lange währt, wird endlich gut, und so er blickte "MAMMA MIA!" 1999 schließlich das Licht der Theaterwelt im Londoner West End. Schnell entwickelte sich die Produktion zu einem erfolgreichen Dauerbrenner, der nun – wen wundert es – auf Zelluloid gebannt seine Magie über die Lautsprecher der Kinosäle dieser Erde verbreiten möchte. Was auf CD gebrannt noch recht eindimensional daherkommt, entfaltet auf Bühne und Leinwand seinen ganzen Zauber erst durch die Story, welche den Liedern Plastizität verleiht und ihre einzelnen Geschichten zu einer abgerundeten Erzählung reifen lässt:
Die 20jährige Sophie (Amanda Seyfried, " Briefe an Julia" [2010]) lebt zusammen mit ihrer alleinerziehenden Mutter (Meryl Streep, " Der Teufel trägt Prada" [2006]) in der Villa Donna, einem wenig luxuriösen, dafür aber umso charmanter anmutendem Hotel auf einer kleinen griechischen Insel. Anlässlich ihrer bevorstehenden Hochzeit mit dem temperamentvollen Sky (Dominic Cooper, " From Hell" [2001]) und getrieben von dem Wunsch, am Arm ihres leiblichen Vaters zum Altar geführt zu werden, stellt die zukünftige Braut Nachforschungen über den Unbekannten an. Das Lesen des Tagebuchs ihrer Mutter Donna fördert jedoch eine Überraschung zutage: gleich drei Männer kommen als potentielle Väter in Frage. Aus Mangel an Zeit und genügend Anhaltspunkten beschließt Sophie prompt, einfach alle drei auf gut Glück zur Hochzeit einzuladen, um so vielleicht endlich die ersehnte Klarheit zu erlangen. Und so treffen schließlich der extrovertierte Architekt Sam (Pierce Brosnan, "James Bond 007 - GoldenEye" [1995]), der zurückhaltende Banker Harry (Colin Firth, " Tatsächlich Liebe" [2003]) und der lebensfrohe Weltenumsegler Bill (Stellan Skarsgård, " King Arthur" [2004]) auf der Insel ein. Doch ihre Anwesenheit bleibt ihrer einstigen Liebschaft Donna nicht lange verborgen. Wird Sophie trotz des sich nun entwickelnden (Gefühls-)Chaos noch rechtzeitig vor dem Erklingen der Hochzeitsglocken und -melodie ihren richtigen Vater ausfinden machen können?
Dass der Erfolg einer Bühnenproduktion nicht immer auch auf die Leinwand-Adaption derselben abfärbt, haben in der Vergangenheit einige traurige Vertreter dieser Gattung bewiesen. Keine Frage also, dass die Verantwortlichen bei der Kinoversion eines der weltweit erfolgreichsten Musicals überhaupt auf Nummer sicher gehen wollten, so dass Catherine Johnson nach der Buchvorlage für das Bühnenstück auch für das Drehbuch des Films engagiert wurde. Auch Regisseurin Phyllida Lloyd kennt sich bestens im Musical-Genre aus, hatte sie doch auch das Regieamt der Bühnenfassung bekleidet. Somit dürfte schon im Vorfeld klar sein, was den Zuschauer erwartet: ein sorgfältig zusammengestelltes Menü nach bereits bewährtem Rezept, bestehend aus mitreißenden Tanzeinlagen im perfekt choreographierten Ambiente, eingebettet in die fetzige Abba'sche Soundkulisse und formvollendet mit einer kleinen, abba feinen Geschichte über Liebe, Verantwortung und Träume.
Das Salz in der Suppe eines jeden Film-Musicals sind abba natürlich diejenigen, die dem Geschehen auf der Leinwand Gesicht, Namen und Stimmen geben. Bemerkenswert ist hier vor allem die Tatsache, dass alle Darsteller in "MAMMA MIA!" ausnahmslos in ihren Rollen überzeugen, der eine mehr, der andere etwas weniger. Verantwortlich für diese Abstufung in der sonst kohärenten Bewertung der Schauspielerleistungen zeichnet sich vor allem die scheinbar ewig junge Meryl Streep, die sich als zentrale Figur des Trios Donna and the Dynamos nahtlos in das Gesamtgefüge einbindet, die guten Leistungen ihrer Kolleginnen Julie Walters (" Harry Potter" [2001]) und Christine Baranski (" Der Grinch" [2000]) abba dennoch übertrifft. Ihre Darbietung zeugt von solch erfrischender Freude an Spiel und Musik, dass man meinen könnte, hier hätte Jemand seine späte zweite Berufung gefunden.
Doch es wäre unfair, ihr allein das Gelingen des Streifens zuzubilligen, steht ihr doch die nicht einmal halb so alte Filmtochter Amanda Seyfried fast in nichts nach. Auch sie überzeugt sowohl gesangs- als auch schauspieltechnisch, während sie sich auf die Suche nach ihren ebenfalls singend umherwandernden vielleicht-Vätern begibt. Diese schmettern zwar keine Arien, die einem die Tränen in die Augen treiben, lassen sich abba dennoch die Butter nicht vom Brot nehmen. Überraschend sauber kommen ihre Gesangsleistungen daher – zwar nicht weltbewegend, jedoch auch längst nicht so schlecht, wie viele im Vorhinein meinten, ohne den Film überhaupt gesehen zu haben. Erst anschauen, dann urteilen, ist eben schon immer die klügere Entscheidung gewesen.
Daher jetzt auch genug der langen Vorreden. Ab ins Kino mit dem oder der Honey, Honey des Vertrauens, Money, Money, Money an der Kasse abgeben, im Sessel zurücklehnen und knappe zwei Stunden ab(ba)feiern! Das Jahr 2008 hat sein erstes rundum gelungenes Feel-good-Movie und einen wortwörtlich heißen Anwärter auf einen der vorderen Plätze in der Hitliste des Kinosommers. Abba hallo!
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Daten zum Film
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Mamma Mia! USA, Großbritannien 2008
(Mamma Mia!) Regie
Phyllida Lloyd Drehbuch Catherine Johnson
Produktion Benny Andersson, Tom Hanks, Mark Huffam, Björn Ulvaeus, Rita Wilson Kamera Haris Zambarloukos
Darsteller Meryl Streep, Amanda Seyfried, Stellan Skarsgård, Pierce Brosnan, Colin Firth, Rachel McDowall, Julie Walters, Christine Baranski, Enzo Squillino Jr., Dominic Cooper, Philip Michael Länge 109 Minuten FSK ohne Altersbeschränkung
http://movies.universal-pictures-international-germany.de/mammamia/# Filmmusik ABBA (Stig Anderson, Benny Andersson, Björn Ulvaeus) Basierend auf der Bühneninszenierung des gleichnamigen Erfolgsmusicals und dem Original-Bühnenscript von Catherine Johnson |
Kommentare zu dieser Kritik
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Jeannette TEAM sagte am 23.07.2008 um 19:50 Uhr
Ich fand den Film einsame Spitze! Die Lieder sowieso, klar. Abba eben auch super gesungen (zumindest größtenteils, da darf man nicht kleinlich sein). Ich finde, die haben alle jeden Spaß mitgemacht und waren sich auch für nichts zu schade. Sowas ist immer sympathisch und uneitel. Ich kenn das Musical nicht und war deshalb von der Story angenehm überrascht. Nicht so dohv-dämlich, sondern flott und locker. Also ich geh sicherlich nochmal ins Kino und werde eine der Ersten sein, die sich die DVD kauft! Mein Kinosommer ist definitiv gerettet! |
Stefan R. TEAM sagte am 29.07.2008 um 12:15 Uhr
Nach zweiter Sichtung sehen sich die Autoren leider gezwungen, einen Stern auf die ursprüngliche 5-Stern-Wertung draufzuschlagen. Wir bitten um Nachsicht ;) |
Anj TEAM sagte am 04.08.2008 um 21:47 Uhr
Na, für so eine 6-Sterne-Bewertung waren da ja ganz schön viele "abba"s in der Rezension ;-)
Aaaaalso: Ja, der Film hat mich wirklich überrascht. Ich war sehr abgeneigt, diesen zu sehen und haben es letztlich doch nur gemacht, weil es so viele überwältigend gute Kritiken gab. Noch nicht einmal "Joa, ganz nett", sondern eben "herausragend" oder "abba hallo". ^^
Und ich habe nichts bereut. Der Film ist wirklich mitreißend, unglaublich lustig und romantisch und voller witziger Ideen. Einziger Negativpunkt: (Achtung: Spoiler!) ist die Hochzeitsszene, in der Goldlöckchen kurzum erklärt, dass sie doch nicht heiraten will und ihr lieber Sky das ja eh nicht gewollt habe. Und alles ist okay und bums, so ist es eben. Das war mir einen Tick zu simpel, konstruiert und ideenlos und hat ein wenig an meiner Begeisterung genagt. Der Plot war sonst so toll und eben recht Hollywood-unlike, dass mir das ein wenig sauer aufgestoßen ist.
Nichtsdestotrotz ist "Mamma Mia!" vor allem wegen der Songs und deren Perfomance einfach umwerfend. Ich mochte einige Stücke sogar lieber als im ABBA-Original, was größtenteils daran liegt, dass für den Film mit viel mehr Ausdruck gesungen wurde und Meryl Streeps Singstimme einfach wundervoll, charismatisch und kräftig ist.
Wer hier unebdingt erwähnt werden sollte ist der Schauspieler Philip Michael, der den "Pepper" spielt (der junge Barkeeper, der mit einer von Meryls Freundinnen anbandelt). Ich fand ihn wirklich herausragend, von besonderer Ausstrahlung und Intensität im Spiel. Dies kommt vor allem in der "Does your mother know"-Szene zum Vorschein. Wirklich super. Ein Gesicht, das man so schnell nicht vergisst und ein Name, von dem man hofft, dass er in Zukunft nun häufiger auf Leinwänden auftauchen wird. Denn bisher ist über den Schauspieler noch recht wenig bekannt. Ich hoffe also, dass "Mamma Mia!"s Erfolg auch für ihn ein Sprungbrett sein wird und er eben nicht nur mir auffällt.
Fazit: Ich stimme zu, ein absolutes "Feel good Movie" mit tollen Darstellern und mitreißender Musik. Niemals zu albern, immer einen Hauch ironisch und bissig und dabei zugleich romantisch und liebevoll inszeniert. Ganz toll! |
Renee TEAM sagte am 05.08.2008 um 09:54 Uhr
Achtung Spoiler!
Die Hochzeit beziehungsweise den ganzen Schluss fand ich klasse. Gerade die Tatsache, dass Sophie spontan die Hochzeit abgesagt hat und sich lieber mit ihrem Liebsten in die Welt hinaus begibt, fand ich gelungen. Zusammen mit der mehr als brillanten Entscheidung, nicht zu offenbaren, welcher der 3 Kandidaten nun ihr tatsächlicher Vater ist, war diese Szene und der ganze Ausgang so Überraschungs-geladen, dass nciht eine Sekunde lang Enttäuschung darüber aufkam, dass die geplante Traumhochzeit in Weiß doch nicht stattfand und wir das Vaterschaftsrätsel nie lösen werden. Der Film hat so zwar trotzdem ein rosarotes Happy End bekommen, welches so aber überraschend kam und daher alles andere als kitschig oder Cliché-beladen wirkt. Super Leistung. |
Anj TEAM sagte am 05.08.2008 um 15:09 Uhr
[Spoiler!]
Also dass nicht geklärt wurde, wer nun der Vater ist, fand ich auch super und gerade das bezeichne ich als Hollywood-unlike. Super! Und trotzdem wars ja sehr zauberhaft und irgendwie zufriedenstellend. Man wollte es am Ende auch wirklich nicht mehr wissen, es war egal.
Obwohl ich ja eine Theorie aufgestellt habe: War es nicht so, dass ein Kind nur dann blaue Augen haben kann, wenn mindestens ein Elternteil auch blaue Augen hat? (oder hab ichin genetik gepennt und das stimmt gar nicht?) Also Meryl Streep hat schonmal braune Augen und Colin Firth auch. Pierce Brosnan hat blaue und die Tochter so blau-grüne. Bei dem dritten Mann weiß ich das nicht mehr so genau. Aber eigentlich würde da einiges für Pierce Brosnan sprechen ... ^^
Ich fand es nicht schlimm, dass die Hochzeit abgesagt bzw auf ein anderes Oärchen vershcoben wurde, sondern eher, wie es war. Man hat (oder jedenfalls ich) im ganzen Film nicht mitbekommen, dass Sky eigentlich gar nicht heiraten will. Diese Problematik kam nicht vor und auf einmal kommt das Thema auf, weil es gerade passt und man ja irgednwie eine Lösung dafür finden musste, dass die zwei Twens nun nicht heiraten. Das fand ich ein bisschen zu erfunden und konstruiert eben. da bin ich nicht so schnell drüber hinweg gekommen.
danke übrigens für die Aufnahme des Philip Michael in die Darstellerliste. :-) |
Renee TEAM sagte am 05.08.2008 um 15:26 Uhr
Gern geschehn. :)
[Spoiler] (schon wieder! Langsam wird's langweilig^^)
In dem Gespräch, in dem Sophie Sky beichtet, dass sie ihre potenziellen Väter eingeladen hat, meint er, er hätte für das Reisen aufgegeben. Das klang für mich schon ein bißchen so, als wäre er nur ihr zuliebe auf der Insel geblieben. Ich glaube zwar schon, dass er sie gern heiraten wollte, aber vielleicht hätte er sich eher noch Zeit damit gelassen, wenn es nach ihm gegangen wäre. Statt dessen entschließt er sich, Sophie dabei zu unterstützen, ihrer Mum mit dem Hotel zu helfen. Sophie hat es als ihre Pflicht angesehn, ihrer Mutter beizustehen, und hatte Angst davor, dass diese sich von ihr verlassen fühlen würde, wenn sie mit Sky die Insel verlässt. Das dürfte er wohl ebenfalls mitgekriegt haben. Scheint so, als wäre er hier mehr auf ihre Wünsche eingegangen und hätte seine eigenen Vorstellungen hintenangestellt. Und dann macht auch ihr Kommentar, dass er ja eigentlich gar nicht heiraten wollte, Sinn. Für mich jedenfalls.^^ |
Tine sagte am 26.08.2008 um 13:46 Uhr
Ich fand den Film unglaublich albern. So viel gelacht habe ich bis jetzt nur in Bully-Herbig-Filmen.
Philip Michael allerdings hat auch mich beeindruckt. Von ihm würde ich gern noch mehr sehen bzw. hören. |
Marleen sagte am 27.08.2008 um 14:28 Uhr
Da ich schon das Musical gesehen hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Filmschauspieler es genauso überzeugend rüberbringen könnten. In der Anfangsszene war es auch recht seltsam anzusehen, wie „James Bond“ zum fröhlichen ABBA Medley durch die Lande rauscht. Aber als Sophie anfängt ihren Freundinnen aus dem Tagebuch ihrer Mutter mit Honey Honey vorzusingen, musste ich zugeben, dass sie das sehr gut machte. Und spätestens als Donna ihre Freundinnen mit großem Geschrei am Hafen empfängt war ich allemal überzeugt, dass der Film mindestens genauso mitreißend und komisch wird wie das Musical. Die Schauspieler waren allesamt große Klasse, ob sie nun die geborenen Sänger waren oder nicht, waren sie sich nicht zu schade jeden Kitsch und Klamauk mitzumachen. Im Kino herrschte eine großartige Stimmung und es wurde gelacht und am Ende sogar geklatscht. Der Film hatte den Vorteil, dass mehr Tänzer und Sänger zur Verfügung standen als es auf der Bühne möglich war und so gab es ein volleres Volumen und durch die Nebendarsteller viel mehr Gags im Hintergrund. |
Jeannette TEAM sagte am 27.08.2008 um 20:11 Uhr
Ja, den Hintergrund-Chor fand ich auch besonders witzig. War übrigens schon 4 mal drin B-) Man entdeckt immer neue Sachen, die Spaß machen... |
Anj TEAM sagte am 27.08.2008 um 21:29 Uhr
Ja, ich zum Beispiel habe beim zweiten Mal gucken sehr auf Philip Michael geachtet ^^. Ihm werden ja nicht viele Szenen vergönnt, aber wenn man genau aufpasst, entdeckt man immer mal wieder seine wilde Mähne irgendwo hervorlugen. Echt toll :-))) |
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