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Exit

Exit

Ein Film von Peter Lindmark

Thomas arbeitet nicht nur erfolgreich in der Finanzbranche, auch privat scheint ihm das Glück hold: seine Tochter feiert bald ihren Geburtstag, seine schöne Frau steht auch zu ihm. Doch ein dunkles Geheimnis der Vergangenheit lastet auf ihm und der Firma. Diese geht nämlich auch über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. Zwar nicht in Evil Corporation © Marnier, aber das Ausscheiden möglicher Konkurrenten wird durchaus als Chance gesehen. Vor sieben Jahren erschoss sich sein Kollege Morgan, und als nun auch noch sein Chef sein Leben aushaucht, steht Thomas schnell unter Mordverdacht. Zu allem Überfluss gibt sich auch noch jemand als Morgan aus und bedroht Thomas' Familie. Oder ist der Totgeglaubte tatsächlich zurück?

Was sich wie eine Grisham-Verfilmung liest basiert auf einem Roman von Jesper Kärrbrink. Wir befinden uns also im skandinavischen Kino, in einer schwedischen Thrillerproduktion mit dem inzwischen zum internationalen Star gewordenen Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Insofern – das sei hier schonmal angemerkt – ist „Exit“ natürlich kein Thriller aufregend-hektischer Bauart im amerikanischen Stil. Vielmehr folgt der Film Thomas auf der Suche nach der Wahrheit sowie bei dem verzweifelten Versuch, seine Unschuld zu beweisen, verstrickt sich dabei jedoch in so manche Drehbuchuntiefe und das obligatorische Twistende, wie es eben auch den Filmen aus Übersee so häufig passiert. Obwohl also manchmal die Übersicht etwas verloren geht, und
auch optisch selten mehr als zweckhafte Bildgestaltung erreicht wird (der Film wirkt eben etwas bieder bzw. schwerlich wie ein Kinofilm), ist „Exit“ sicherlich kein Schuss in den Ofen. Begeistern können nämlich nicht nur einige wirklich spannende Szenen, sondern vor allem die Besetzung, allen voran natürlich Mads Mikkelsen und Samuel Fröler.

Wie gesagt liest sich die Inhaltsangabe zwar ziemlich wie nach einer John Grisham Vorlage, ist aber keine. Der wirtschaftliche Hintergrund ist zu weiten Teilen nur Aufhänger für die Geschichte, juristische oder finanzielle Verschwörungen tauchen quasi nicht auf. Das hat Vor- und Nachteile: der unbedarfte Zuschauer verliert sich somit nicht in kapitalistischen Technobabble über Aktien, Kurse und Geschäftsstrategien. Allerdings wirkt das „Evil Scheme“ durch den zurückgefahrenen Maßstab der ganzen Angelegenheit eigentlich ziemlich übersteigert, so dass an bestimmten Sackgassen des Drehbuchs ein paar Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden müssen, um die Story vorantreiben zu können. Das ist zwar alles halb so schlimm und im Rahmen eines Filmes noch goutierbar, aber ärgerlich ist es auf gewisse Weise dann doch irgendwie. Immerhin ist Realismus und gute Drehbücher doch eigentlich eines der Merkmale, in dem skandinavisches Krimi- oder Thrillerkino normalerweise ziemlich stark ist.

Insofern versucht „Exit“ sich auch nicht daran, ein Wirtschaftsthriller zu sein, was natürlich gerade in Zeiten der Bankenkrise reizvoll sein könnte. Der Wirtschaftsplot tritt wie gesagt sehr schnell in den Hintergrund, was insofern schade ist, da man wenig über die Person Thomas erfährt, der scheinbar selbst nicht unbedingt der netteste aller Mitmenschen ist. Dies wird allerdings in den einführenden Minuten, als es noch um den Konzern selbst geht, mehrere Male angedeutet, aber bei weitem nicht wirklich herausgearbeitet. Verschenktes Potential, gerade weil Thomas eigentlich die Person ist, mit der man mitfiebern sollte, aber leider sehr im Dunkeln bleibt. Was dann auch dazu führt, dass einige Storywendungen und -konstruktionen (z.B. sein Cousin) völlig überzogen und unglaubwürdig wirken, da sein Hintergrund eben nur vage beschrieben wird. Allerdings interessiert sich der Film auch nicht unbedingt so sehr für den finanziellen und geschäftlichen Hintergrund (auch wenn er immer wieder Spuren legt die aber quasi konsequent ins Leere führen), sondern zeigt den Kampf von Thomas gegen die Verdächtigungen, er wäre der Mörder seines Chefs. Lange Zeit – auch durch geschickte Kameraarbeit – lässt uns der Film im Dunkeln, ob Thomas wahnsinnig wird oder ob Morgan tatsächlich noch lebt. So neigt sich beim ersten Telefonat der beiden die Kamera langsam, so dass der Zuschauer hier munter miträtseln darf.

Leider verstrickt sich der Film mit zunehmender Laufzeit in ein paar Subplots, die irgendwie einen Tick weit unglaubwürdig wirken. Der bereits schon erwähnte Cousin wird genauso aus dem Hut gezaubert wie einfach ein paar Informationen, die Thomas von verschiedenen Leuten, z.B. Fabian, bekommt. Es wird zwar gesagt, dass dieser „ein paar Telefonate führt“, aber die neuen Erkenntnisse werden einfach aus dem Hut gezaubert, ohne vom Drehbuch vernünftig dargestellt zu werden. Es wirkt, als haben die Autoren ihre erzählerischen Sackgassen bemerkt, und nutzen nun wiederholte Male den billigsten aller Taschenspielertricks, um die Erzählung wieder in die Gänge zu bekommen. Für den Film ist das somit nicht nur holprig, sondern vor allem auch ärgerlich, da der Zuschauer den nächsten Schritt nicht erahnen kann – im negativen Sinne! Dazu kommen dann noch kleinere Details, die den Filmgenuss nicht schmälern, aber zumindest schade sind; das meiste findet sich aber natürlich auch in anderen Thrillern. Nicht nur dass ab und zu der Deus Ex Machina seinen Auftritt bekommt, sondern auch die Polizisten und einige Bösewichte sind – in ganz klischeehafter Tradition – ziemlich dämlich szenenweise, so dass Thomas sich scheinbar ohne Fahnungsdruck bewegen kann. Stichwort Polizei: auch die ermittelnde Kommissarin wirkt seltsam unterentwickelt, als wären etliche ihrer Szenen auf dem Boden des Schneideraums liegen geblieben.

Das klingt jetzt aber alles wahrscheinlich schlechter als es ist. Denn einen Blick ist „Exit“ sicherlich wert, auch und gerade für Thrillerfreunde. Getragen wird der Film nämlich – auch über die Schlaglöcher des Scripts hinweg – von den tollen Darstellern, allen voran natürlich Mads Mikkelsen, aber auhc Samuel Fröler als Psychopath steht ihm in nichts nach und wirkt beeindruckend bedrohlich. Mikkelsen selbst kann durch sein kantiges Äußeres auch die dunklen Seiten seiner Figur wunderbar transportieren und überzeugt natürlich mit seiner hervorragenden Leinwandpräsenz. Beide Darsteller retten ihm daher den vierten Stern, so dass der Film insgesamt runder und vor allem unterhaltsamer als etwa „Sorry, Haters“ wirkt, der ebenfalls Teil der Killer-Thriller-Box (an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar) ist. Fans von Mikkelsen und skandinavischer Spannung sollten also doch zugreifen.

Eine Rezension von David Kugler
(25. März 2010)
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Daten zum Film
Exit Schweden 2006
(Exit)
Regie Peter Lindmark Drehbuch Jesper Kärrbrink, Peter Lindmark
Produktion Röde Orm Filmproduktion AB Kamera Eric Maddison
Darsteller Mads Mikkelsen, Alexander Skarsgård, Samuel Fröler, Kirsti Eline Torhaug
Länge 99:58 FSK
Filmmusik Johan Söderqvist
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 24.04.2010 um 09:43 Uhr

Der Film läuft heute um 23:00 Uhr im Ersten.
loveissuicde sagte am 25.04.2010 um 17:50 Uhr

Meiner Meinung nach ein ziemlich durchschnittlicher Thriller, da kann auch der gute Mads nix dran ändern..

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