Ich habe mich beim Schauen die ganze Zeit gefragt, warum mir die aufdringliche, völlig respekt- und grenzenlose Barbra Streisand eigentlich sympathisch ist und ich sie lustig finde. Weil sie wie Bugs Bunny ist. Bugs Bunny ist zwar ein naseweiser Quertreiber, aber wir mögen ihn, weil alle um ihn herum entweder neurotisch, vertrottelt oder verklemmt sind. Bugs bringt Leben in die Bude. Genau das tut Streisand hier auch. Sie bringt Chaos und Verwirrung und lockert so das Leben von allen, aber vorallem das von Howard Bannister (Ryan O'Neal), gehörig auf.
Der ist mit seiner nervigen Verlobten Eunice Burns (Madleine Kahn) im Bristol Hotel einquartiert, wo er als Musikologe bei einem einschlägigen Kongress teilnehmen und dort einen Geldgeber von seiner neuen, bahnbrechenden Theorie überzeugen möchte. Als Judy Maxwell (Barbra Streisand) ihn sieht, verliebt sie sich vom Fleck weg in ihn und weicht ihm nicht mehr von der Seite, bis er ihrem Charme erliegt. Gleichzeitig tummeln sich eine Menge eigenartiger Gestalten im Hotel (zum Beispiel ein Agent, der inkognito bleiben möchte und deshalb einen Sack voller Golfschläger mit sich herumträgt), die jeder hinter einer Tasche her sind. Der eine hinter einer mit geheimen Dokumenten, zwei andere hinter einer mit Juwelen.
Leider sehen nicht nur diese beiden Taschen identisch aus, sie gleichen auch der Tasche, in der Howard seine Klangsteine hat und der, in der Judy ihre Wäsche hat aufs Haar. Und so werden Taschen in einem Tempo gemopst, vertauscht und zurückgebracht, dass Mitdenken zur sportlichen Herausforderung wird. Dazwischen gehen Autos und Fensterscheiben zu Bruch und ein Hotelzimmer in Flammen auf, Judy und Howard flüchten auf einem Fahrrad in einen chinesischen Drachen und so quer durch die Stadt, bis am Ende alle in der San Francisco Bay landen.
Barbra Streisand ist nicht nur witzig, sie trägt den ganzen Film und gibt beständig das Tempo vor. Ryan O'Neal ist saukomisch als verplanter, unsicherer und etwas steifer Professor, der angesichts des Wirbelwinds Streisand an einer Stelle nur noch "Help." in die Kamera sagen kann. Der Film ist voll von weiteren Auftritten, angefangen bei Madeleine Kahn (deren Witz ich erst hier so richtig verstanden habe) über den überforderten Richter Liam Dunn bis hin zu John Hillermann, die zum Schreien sind. Nur Kenneth Mars, der hier mit der Sprache Großartiges aufführt, übertreibt es bisweilen ein wenig.
Bogdanovich hat den Film als Hommage an die Screwball Comedies der 30er Jahre intendiert und so folgt hier Witz auf Witz und Streisand und O'Neal liefern sich atemlose Wortgefechte. "What's up, doc?" war ein Hit, der zweite in Folge für Bogdanovich, obwohl er das völlige Gegenteil vom davor entstandenen und viel gepriesenen "The last picture show" ist. Wo "The last picture show" Bogdanovich heute noch Arbeit verschafft und ihm künstlerische Glaubwürdigkeit verleiht, ist "What's up, doc?" der Film, der am besten im Gedächtnis der Menschen geblieben ist. Bogdanovichs Fähigkeit, sich die Stile der großen Regisseure anzueignen (Hier Howard Hawks, bei "The last picture show" John Ford) und in ein neues Gewand zu packen, wurde hier noch bewundert und beklatscht, doch schon bald musste er sich den Vorwurf gefallen lassen, keine eigene Handschrift zu haben.
"What's up, doc?" ist ein rauschender, leichtfüßiger Spaß, auch wenn mich die zwei großen Chaosszenen - die Verfolgungsjagd und das Zerlegen des Hotelzimmers - nicht so begeistert haben wie sie es wohl eigentlich sollten. Aber mangelnde Kreativität und Phantasie kann man hier niemandem vorwerfen und ich habe angeblich sowieso ein Problem mit Komödien. That's Entertainment!