Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Sieben Jungfrauen für den Teufel
von Antonio Margheriti




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Paul Solet > Grace
Grace RSS 1.0


Grace

Grace

Ein Film von Paul Solet

Dass Unschuld nicht nur ein Mittel ist, um einen harmonischen Familienfilm zu erschaffen, sondern auch – wenn man es richtig anstellt – für morbide Faszination und gleichzeitig Gänsehaut sorgen kann, zeigten schon endlose Beispiele angefangen bei „Kinder des Zorns“ über „Das zweite Gesicht“ bis hin zu „Hide and Seek“. Dass hier gerade große blaue Augen, blondes Haar, zartweiße Haut und helle Stimmen das Böse verkörpern, gibt dem Schrecken eine ganz neue Hülle. Je unpassender diese für die teuflische Seele, die sie verbirgt, zu sein scheint, desto schockierender und somit fesselnder kann die Wirkung auf den Zuschauer ausfallen.

Auch in diesem Beispiel hat das Böse keine schwarzen Hörner und schleppt erst recht keine rote Mistgabel mit sich herum. Ganz anders soll es der zierlichen Madeline Matheson begegnen, doch wird ihr erst langsam bewusst, dass es sich hierbei niemand anderen als ihr süßes Baby Grace ausgesucht hat…

Viel mehr muss zu dem Inhalt des Films nicht gesagt werden, weil man sich mit etwas schwarzer Phantasie den Plot selbst zusammenbasteln kann. Das Interessante an „Grace“ ist überraschenderweise nicht einmal ebengenannte selbst, sondern die Rollenzeichnungen aller um sie herum agierenden Figuren. Trotz immer teuflischer werdender Verhaltensweisen wird dennoch klar, dass auch die „normalen“, „unbesessenen“, „reinen Seelen“ eigentlich ziemlich kaputt sind. Madeline verzieht beim Akt mit
ihrem Mann keine Miene; und während sich der Gute über ihr abmüht, um ihr den langersehnten Traum eines eigenen Kindes zu erfüllen, verrutscht noch nicht einmal ihre Frisur. Schwiegermutter Vivian Matheson nötigt, wenn sie einmal nicht kalt in die Gegend lächelt, ihren Mann gern einmal dazu, ihre morbide Faszination vom Stillen eines Babys auch im ehelichen Bett zu befriedigen. Auch die anderen Schlüsselfiguren wie die Hebamme Patricia oder der Arzt Richard scheinen alle nicht so ganz „koscher“ und runden den Cast an verdorbenen Hauptfiguren sauber ab.

GraceGraceGrace
Ebenso viel Aufmerksamkeit könnte dem Versuch, mit Gegensätzen zu arbeiten, um den Interessantheitsgrad des Films zu steigern, entgegengebracht werden. Alles, was zunächst rein, sauber oder schön erscheint, wird im Laufe der Handlung ins Gegenteil verkehrt, so dass die Emotion des Zuschauers langsam von Entzücken nach Entsetzen wandert. Vor dem, auf das man zunächst gern geschaut hat (seien es zum Beispiel die formvollendeten Rundungen der jungen Mutter), verschließt man im Laufe des Film gern einmal schockiert die Augen. Genauso verhält es sich wohl vor dem niedlich-zerknautschten Neugeborenen, das gar nicht lange braucht, um makabererweise rote, statt der weißen Flüssigkeit als Hauptnahrungsmittel zu bevorzugen. Ironisch-witzig scheint hierbei auch, dass gerade die strenge Veganerin Madeline sich schließlich aus Verzweiflung und aufopferungsvoller Liebe für ihr Kind in ein blutiges Gemetzel stürzt; letztlich jedoch wird einem auch dieses Bild zu oft vor Augen geführt, so dass man irgendwann nur noch genervt abwinken kann „Okay, die Veganerin schlachtet, ich hab’s kapiert!“.

„Interessant“ reicht aber leider bei weitem nicht aus, um mehr als ein paar Minuten zu fesseln. Das schafft auch nicht inflationär gebrauchte Symbolik, die metaphorische Bildgewalt und die – im wahrsten Sinne des Wortes – bedeutungsschwangere Ruhe, die jede noch so kurze Szene zu einem Kraftakt macht. Kein leeres Wort, kein einfaches Dahingespiele: hier drückt jeder Satz und jeder Blick eine überdimensionale Wichtigkeit aus. Hingabe und eine zu groß geratene Portion Pathetik sorgen sehr schnell für Überreizung und einem erhöhten Nerv-Pegel. Denn was Symbolik eigentlich soll, nämlich verspielt-versteckt kleine Wahrheiten auf gekonnt verworrenen Schlängelwegen ans Licht bringen, ist hier nur schlechte Tarnung einer ganz nüchternen Tatsache: der Inhalt ist genauso hohl wie makaber. Hübsche Hülle (Madeline-Darstellerin Jordan Ladd sei Dank), aber nichts darunter.

Eine Rezension von Anja Strilek
(24. August 2009)
    Grace bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Grace USA, Kanada 2009
(Grace)
Regie Paul Solet Drehbuch Paul Solet
Produktion Kevin DeWalt
Darsteller Jordan Ladd, Gabrielle Rose, Samantha Ferris, Malcolm Stewart, Serge Houde, Troy Skog
Länge 85 min FSK
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum