In der Filmgeschichte kommt es sehr selten vor, dass sich eine Reihe von Mal zu Mal qualitativ weiterentwickelt. Die Verbesserungen mögen vielleicht nur im Detail liegen, dennoch ist es sehr lobenswert, dass man nicht immer darauf aus ist, mit jedem neuen Teil das Genre neu zu definieren. Vielmehr versucht man ein kleines bisschen besser zu werden, bis man schlussendlich die Perfektion erreicht.
Auch wenn Das Bourne Ultimatum ganz knapp an der Perfektion vorbeischrammt, ist es trotzdem sehr erfreulich, wie positiv sich diese Trilogie entwickelt hat, und wie grandios die Bourneserie (hoffentlich) endet.
Jason Bourne (Matt Damon) ist auf der Flucht. Zwar kann er sich an Bruchstücke aus seiner Vergangenheit erinnern, aber so richtig weiß er nicht, wer er einst war und was er in seiner Vergangenheit genau angestellt hat. So reist er nach London, um sich dort mit dem Enthüllungsjournalisten Simon Ross (Paddy Considine) zu treffen, welcher von einer geheimen Quelle genauere Informationen über ihn hat. Die CIA hat sich aber mittlerweile schon an die Fersen von Ross geheftet und somit schwebt der nichts ahnende Journalist bereits in Lebensgefahr. CIA Abteilungsleiter Noah Vosen (David Strathairn) will Bourne unverzüglich eliminieren lassen, weil er diesen immer noch als eine existente Gefahr sieht. Lediglich die Agentinnen Nick Parsons (Julia Stiles) und Pamela Landy (Joan Allen) sind Verbündete von Bourne. Während Parson schon bald um ihr eigenes Leben
bangen muss, setzt sich Landy bei der CIA für ihn vergeblich ein.
Die Vorgänger sind noch mit einem typischen Handlungsaufbau aufgekommen, „Das Bourne Ultimatum“ startet stattdessen in mitten einer Verfolgungsjagd und schnürt schon von Anfang an die Kehle des Zuschauers zu.
Bourne Veteranen werden sich von der ersten Minute an heimisch fühlen, weil Greengras alles mit im Gepäck hat, was die Reihe einst ausgezeichnet hat.
Allen voran Matt Damon, der ein weiteres Mal Jason Bourne mimt. Durch sein eiskaltes Spiel, welches mit einer guten Portion Sympathie abgerundet wird, beweist er erneut, wie breit gefächert sein Charakterrepertoire ist. Denn während er in seinen letzten Projekten einen Gang runter geschalten hat, ist er jetzt wieder voll in seinem Element und macht seine Arbeit ganz wunderbar. Schon allein seine Mimik und kleinen Gesten sagen mehr als so mancher Dialog. Jede einzelne Sekunde nimmt man ihm ab, ein kompromissloser Killer zu sein. Während er in „Die Bourne Identität“ und in den Anfängen von „Die Bourne Verschwörung“ noch Franka Portente, alias Marie an seiner Seite hatte, steht er hier alleine da. So kann sich der Film voll und ganz auf den starken und interessanten Hauptdarsteller konzentrieren. Lediglich der CIA Agentin Nick Parsons, die in den Vorgängern ein kleiner Sidekick am Rande war, wurde mehr Raum zu gesprochen. Kurz wird auf eine gemeinsame Vergangenheit mit Bourne hingewiesen, die aber sofort bei Seite geschoben wird, wenn es wieder zur Action geht. Das ist zwar gut für den Action Fanatiker, weil dadurch die brillant inszenierte Verfolgungsjagd kaum ins Stocken gerät und der Film in seinem hohen Tempo weiter machen kann, aber ein bisschen enttäuschend für den Cineasten, weil sich dieser wohl ein intensiveres Eingehen auf die Nebencharaktere erwartet hätte.
Wie schon oben erwähnt, ist das Bourne Ultimatum eine einzige Verfolgungsjagd rund um den Globus. Fast jeder Kontinent wird dabei einmal abgeklappert und Jason Bourne hinterlässt auch sichtlich seine Spuren. Der aus der Reihe bekannte „Wackelkamera“ Stil kommt erneut zum Einsatz und ist auch maßgeblich für die Atmosphäre des Filmes verantwortlich. Durch die hektischen und verwackelten Aufnahmen, braucht man schon ein klein bisschen Zeit bis man sich daran gewöhnt. Aber spätestens nach der nervenzerreisenden Bahnhofszene, hat sich das Auge darauf eingestellt und wird auch sichtlich verwöhnt. Diese dichte, realistische Inszenierung ist genau jener Aspekt, welche den Film auszeichnet und ihn einzigartig macht.
Da können die
Spielzeugroboter noch so geniale Tricks auf Lager haben,
John McClane weitere coole Sprüche loslassen und Kampfjets vom Himmel holen, aber Jason Bourne verpasst ihnen dennoch einen Tritt in den Allerwertesten. Jetzt nicht weil die Action aufwendiger ist, oder fettere Explosionen vorkommen, der Grund ist ein ganz anderer. Es ist durchgehend ein Spannungsbogen vorhanden, welcher keine Hänger in der Story zulässt, und die Inszenierung ist viel unverbrauchter und somit um einiges origineller als die von der Konkurrenz.
Allein das Katz und Mausspiel über den Dächern von Tangier oder die fulminante Autoverfolgungsjagd gegen Ende hin sind das Eintrittsgeld schon wert. Was da einem geboten wird ist schlicht und ergreifend die beste Action, welche man in diesen ohnehin schon von Blockbustern vollgestopften Sommer zu sehen bekommt.
Gerade weil die Inszenierung so realistisch ist, wirkt der stets überlegene Bourne an manchen Stellen ein klein bisschen deplatziert. Teilweise läuft einfach alles zu sehr am Schnürchen. Egal wie aussichtslos die Lage auch ist, Bourne findet immer einen Weg. Da ist es auch keine Hilfe, dass die CIA manchmal zu inkompetent dargestellt wird. Natürlich sind sie allesamt Meister irgendwelche Leute zu finden, die sich irgendwo auf der Welt versteckt haben, aber wenn es dann mal zu Sache geht, folgt eine unüberlegte Entscheidung nach der anderen. Zwar bleibt das immer in einem Rahmen des Erträglichen, aber hätte man Bourne mehr Ecken und Kanten verpasst und die CIA eine Spur raffinierter gezeichnet, wäre die ansonsten so realistische Atmosphäre noch einmal kräftig untermauert worden.
Während in diesem Sommer die eine oder andere Fortsetzung ins Kino kam, beklagten sich die meisten Zuschauer über die sinkende Qualität der Filme.
Geschichten wurden weiter erzählt, Urgesteine des Kinos hat man wieder rausgekramt und Pixel und Polygone projizierte man realistischer denn je auf die Leinwand.
Teilweise entäuscht, teilweise positiv überrascht verließ man das Kino und musste sich selber eingestehen, dass die wirkliche Bombe nicht gezündet wurde…bis jetzt. Denn pünktlich zum Sommerende schafft es Das Bourne Ultimatum, sich den Titel „Sommerblockbuster des Jahres“ zu sichern. Da kann man nur hoffen, dass es auch bei einer Trilogie bleibt und nicht irgendwelche profitgierigen Produzenten die Serie bis zum erbrechen ausschlachten. Denn ein besseres Ende wird wohl kaum möglich sein und so sollte man Jason Bourne in Frieden ruhen lassen, das hätte er sich mehr als verdient.