Wenn es in der Hölle zu heiss wird, ist es an der Zeit, das Bier kalt zu stellen.
Milton (Nicolas Cage, „
Im Körper des Feindes - Face/Off“) kommt direkt aus der Hölle – und der Schwerverbrecher ist nicht mal just nur aus dem Fegefeuer ausgebüchst, um auf der Erde ein kühles Blondes zu genießen.
Was ihn wirklich stinksauer macht, ist die Tatsache, dass der Satanisten-Führer Jonah King (Billy Burke, „
Das perfekte Verbrechen“) seine Tochter getötet und ihr Baby für ein teuflisches Ritual auserkoren hat.
Um das Ekelpaket bei seinem Vorhaben zu stoppen, verbündet er sich mit dem toughen Männertraum Piper (Amber Heard, „
All the Boys love Mandy Lane“), die eh gerade einen schlechten Tag hat und offensichtlich ebenso Gefallen daran findet, mal etwas Dampf abzulassen…auch wenn es ihr zwischendurch doch etwas zu viel qualmt.
Natürlich ist es kein leichter Weg, der zu Miltons Enkelkind führt.
Neben der kompletten Staatspolizei und den Sektenjüngern ist auch noch der Buchhalter des Beelzebubs höchstpersönlich (William Fichtner) hinter dem Entflohenen und dessen Verstärkung her.
Und so kommt es dann, dass sich auf den Strassen hinter den Beiden langsam Autowracks und Leichenberge auftürmen…
Wichtig vor dem Eintritt in den Kinosaal ist bei „Drive Angry“ bereits die Bestellung an der Süsswarentheke: Wer sich für Popcorn und Cola entscheidet, hat eine schlechte Wahl getroffen, denn dies ist eindeutig ein Streifen, der förmlich nach Bier sowie Nachos mit Käse und Jalapeños schreit.
Ja, das hier ist ein lauter, brutaler, sexy Actionstampfer, der allerdings obendrein auch noch so richtig hohl geraten ist und vielleicht vor allem deshalb ein gewisses Klientel besonders anspricht.
Besser ausgedrückt: Die Zeit zwischen dem Niederlassen in den Sessel bis zum Beginn der Werbung darf man gern mal wieder als kleine Lehrstunde bezeichnen, denn so erfährt man dann, wer in letzter Zeit wem mal „so richtig die Fresse poliert hat“ oder wer vor kurzem „so richtig durchgef
AUS JUGENDSCHUTZGRÜNDEN MÜSSEN WIR AN DIESER STELLE LEIDER ABBRECHEN!
Also jetzt erstmal wieder ganz konkret zurück zum Thema.
Ohne um den heissen Brei zu reden oder die Leser unnötig lange wie Fliegen um das kreisen zu lassen, was da so ekelig in der prallen Sonne auf der Strasse liegt: Im Grunde ist „Drive Angry“ ja so ein richtig dämlicher Mist-Streifen, den man nicht gerade Leuten empfehlen kann, die sich soeben nach einem richtig guten Film erkundigt haben.
Das Schlimme daran ist, dass der Rezensent während der (vielleicht etwas zu langen) 100 Minuten Laufzeit durchaus seinen Spaß an dem Radau gehabt hat – damit war jetzt übrigens der Streifen und nicht etwa das Gepöbel der Zuschauer gemeint!
Dieses Geständnis legt nun wahrscheinlich nicht gerade Zeugnis über einen exquisiten Filmgeschmack ab, aber machen wir uns doch nichts vor – ist es nicht irgendwo traurig, sich das ganze Leben lang nur hochwertvolle Cineastenkost reinzupfeifen, ohne auch gelegentlich mal so richtig hemmungslos die Sau bei offensichtlicher Gülle wie dieser rauszulassen?!
Schade ist, dass der Stoff, welcher hier nur als inhaltliches Skelett für das ganze Brimborium (welches – das muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden – in 3D präsentiert wird) dient, zwar kaum als Grundlage für ein grossartiges Sozialdrama herhalten könnte, aber schon Potential für mehr interessante Szenarios als die vorliegenden abgegeben hätte.
Schön für viele Fans wird in dem Film wohl aber die eine oder andere Reminiszenz an James Camerons „
Terminator“-Filme sowie auch unbekanntere Klassiker wie das Peter Fonda-Vehikel „
Urlaub in der Hölle“ (1975) sein.
Als Regisseur und Koautor hat sich übrigens Patrick Lussier verantwortlich gezeichnet, dessen Slasher-Neuauflage „
My Bloody Valentine 3D“ (2009) bereits das Publikum gespalten hat.
Die Spannung und das splattrige Filmvergnügen des Vorgängers kann Lussier hier leider nicht recht halten. Richtig grausig sind im Übrigen die Dialoge ausgefallen, welche bis auf wenige Ausnahmen alles andere als Coolness verbreiten und auf die Dauer eher nerven. Man hätte einen Großteil der wuchtigen Bilder besser einfach mit dem Gebratze einer One-Hit-Wonder-New-Metal-Band untermalen sollen…
Was man an dem Streifen nun aber positiv hervorheben muss, ist die Tatsache, dass man sich der Flachheit des Materials sehr wohl bewusst gewesen ist und deshalb alles passenderweise
larger-than-life und mit permanentem Augenzwinkern dargeboten wird.
Auch die Darsteller versuchen nicht gerade, eine verkniffene Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen, sondern stehen ihrer eigentlichen Überflüssigkeit im Getöse sehr gelassen gegenüber.
Daran, dass „Zottel-Nic“ Cage irgendwann mal einen sehr bedeutenden Filmpreis erhalten hat, wird sich in einiger Zeit aber wohl kaum noch ein Kinogänger erinnern können…
Die Schau wird dem tragischen Mimen übrigens sowohl von der (wie immer) rattenscharfen Amber Heard wie auch von dem herrlich passiven William Fichtner („L.A. Crash“) gestohlen.
So ist das halt manchmal, in Streifen wie diesem.
„Drive Angry“ verbleibt also ein typisches Produkt der „Generation Tarantino“ (diese Aussage soll ausdrücklich keinen direkten Vergleich darstellen, sondern den Film lediglich der Epoche des Pop-Phänomens zuordnen) – ein mit Zitaten gespicktes Spektakel, mit dem man sich gut mal den langweiligen Abend vertreiben kann. Mehr nicht.
Auf diesem Sektor hat der 64-jährige Sylvester Stallone zuletzt allerdings eine weit markantere Leistung abgeliefert…