Der Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) steht vor den Trümmern seiner Karriere. Eine Top-Story über den Großindustriellen Wennerström entpuppt sich als Falle, Blomkvist muss wegen Verleumdung ins Gefängnis und zieht sich aus dem Aufsichtsrat seiner Zeitschrift Millennium zurück, um diese zu schützen. In diesen Tagen erhält Blomkvist das Angebot, für den Industriellen Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) zu arbeiten. Vanger sucht den Mörder seiner Lieblingsnichte Harriet, die vor mehr als dreißig Jahren spurlos von einem Familienfest verschwand. Zu diesem Zeitpunkt war die Insel Hedeby, auf der sich der Firmensitz des Vanger-Konzerns befindet, durch einen Autounfall auf der einzigen Verbindung zum Land komplett abgeschottet. Trotzdem blieben alle Suchaktionen erfolglos. Vanger erhält seit diesem Tag zu jedem Geburtstag einen gepresste Blume per Luftpost. Ein Geschenk, welches seine Nichte Harriet ihm vor ihrem Verschwinden zu jedem Geburtstag machte. Während seiner Ermittlungen stößt Blomkvist auf die Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace). Gemeinsam beschließen sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Ermittlungen stellen sich gefährlicher heraus als erwartet, denn noch immer mordet ein frauenhassender Killer auf Hedeby.
„Verblendung“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stieg Larsson. Kurz nach dem Tod des Autors avancierte die „Millennium-Trilogie“ zu den meistgelesenen Büchern in der EU. Von eigentlich 10 geplanten Büchern um den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist konnten lediglich 3 fertiggestellt werden. Zu vier weiteren Titeln liegen Manuskripte vor, um die derzeit ein erbitterter Rechtsstreit tobt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis dieser erfolgreiche Stoff auch den Weg ins Kino findet. Kürzlich hat sogar Quentin Tarantino Interesse bekundet, das Buch erneut zu verfilmen. Die vorliegende Co-Produktion aus Dänemark, Schweden und Deutschland von Niels Arden Oplev (Der Traum) ist nun die erste Verfilmung des Weltbestsellers. Bis auf einige Verkürzungen und Vereinfachungen versucht sich das Drehbuch nah an der Romanvorlage zu halten. Der Figurenhintergrund wurde vereinfacht, die Handlung beschleunigt und die Figur des Mikael Blomkvist um seine sexuellen Eskapaden erleichtert. Nebenstränge wie die Wennerström-Affäre werden nur am Rande behandelt. Trotzdem gelang dem Regisseur hier eine faszinierend intensive Erzählung der Buchvorlage, die sich vor keinem Hollywood-Film verstecken muss.
Am Anfang des Filmes werden die Charaktere Salander und Blomkvist parallel eingeführt. Der Zuschauer erfährt von der Gerichtsverhandlung aufgrund der Wennerström-Affäre ebenso wie vom sexuellen Missbrauch der Lisbeth Salander durch ihren gesetzlichen Vormund. Erst in der Mitte des Filmes treffen beide aufeinander und beginnen damit, Hendrik Vanger zu helfen. Dabei wird schnell klar, dass Lisbeth ein ruheloser Mensch ist, der nur wenig Kontakt sucht und kein Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen kann. Diese Konstellation macht die Paarung Salander und Blomkvist auf Dauer so explosiv. Im Zuge ihrer Ermittlungen kommen sich die beiden dabei sehr nahe. Auch wenn der Film nicht die tiefen charakterlichen Abgründe, die das Buch offenbart, darstellen kann, macht Noomi Rapace ihre Sache unglaublich gut. Das Mädchen mit den vielen Tattoos und den Piercings stellt am Ende sogar Michael Nyqvist als Hauptdarsteller in den Schatten. Eine Frau, die in ihrer Kindheit Opfer von Gewalt wurde, deren Umstände aber erst im zweiten Teil „Verdammnis“ genauer durchleuchtet werden. Neben den brutalen Verbrechen und der Suche nach dem Killer stellt sicherlich die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten den Reiz dieser Verfilmung dar.
Der Kernpunkt des Filmes dreht sich um Männer, die Frauen hassen. In düsteren Bildern werden gesellschaftliche Umstände beschrieben, in denen Männer Frauen herabwürdigen und missbrauchen. Oplev setzt hierbei besonders viel auf die Atmosphäre seiner Bilder und die musikalische Untermalung. Durch die Atmosphäre wird ein Großteil der Spannung über den kompletten Film hindurchgetragen, die spannende Schnitzeljagd um den Mörder tut ihr übriges. Neben der gelungene Optik wirkt die Handlung mit mehreren Wendungen äußerst fesselnd. Dabei nimmt die fortschreitende Auflösung des Komplotts immer größere und gefährlichere Ausmaße an. Daneben Noomi Rapace, die ihren Part außergewöhnlich glaubwürdig spielt und Michael Nyqvist, der als sympathischer, aber verschrobener Journalist langsam dem Verbrechen auf die Spur kommt. Oplev schuff mit „Verblendung“ einen Thriller, der sich auf Hollywood-Niveau bewegt. Mit seinem Werk braucht er sich vor vermeintlichen Größen des Genres nicht zu verstecken. Ein fesselnder, intensiver Thrill made in EU.