Eduard Abramovich wird als Sohn eines einfachen Schreiners im Österreich des anbrechenden 20. Jahrhunderts geboren. Er verliebt sich in die Prinzessin Sophie von Teschen, doch aufgrund des Standesunterschieds hat die junge Liebe keine Chance und Eduard verlässt Österreich. Nach vielen Jahren und ebenso vielen Reisen kehrt er zurück und verdient als Illusionist Eisenheim sein Geld. Bei einer Vorführung, bei der auch Kronprinz Leopold anwesend ist, trifft er auf dessen Verlobte: Sophie! Die alte Liebe flammt erneut gegen alle Widerstände auf, doch Eisenheim ist zu einem großen Illusionisten geworden...
Im Jahr 2006 starteten in Amerika gleich zwei verschiedene Filme, die mit ähnlichen Mitteln um die Gunst des Publikums buhlten: Neben The Illusionist verquickte schon wenige Monate später The Prestige von Christopher Nolan das Motiv des Historienfilms mit einer Kriminalgeschichte und der Zauberei als Mittelpunkt. Ungleich erfolgreicher lief auch letzterer, so dass es Illusionist hierzulande nicht einmal den Weg auf die große Leinwand schaffte, sondern demnächst von Ascot Elite gleich auf der Silberscheibe ausgewertet wird. Und passend zu den demnächst anstehenden Würzburger Zaubertagen gibt es nun also eine Kritik zu diesem durchaus gut besetzten Stück Zelluloid (oder auch nicht). Ist das ganze ein magisches Filmerlebnis, oder doch nur eine große Illusion mit einer guten Prise Scharlatanerei? Das Wortspiel bitte ich zu entschuldigen.
D
er Film stammt nicht aus großem Hause, sondern ist eher eine Produktion der Independent-Schiene, kann jedoch trotz des moderaten Budgets von knapp 17 Millionen $ auf der optischen Seite ein paar Pluspunkte sammeln. Die Geschichte spielt im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts, kostengünstig gedreht wurde in Prag und anderen Orten in Tschechien. Hier gibt es ähnliche Bauten wie in Wien, und auch sonst verirrt sich kaum ein modernes Gebäude an den Horizont. Dazu kommen wirklich schöne Kostüme und Accessoires, so dass die Ausstattung sehr opulent - gerade bei dem knappen Budget - anzusehen ist. Trotzdem plätschert der Film in seiner schönen Optik etwas dahin, und gerade in der ersten Hälfte kommt wenig Spannung auf. Die Illusion des Zeitporträts wird durch ein paar kleinere Details ebenfalls gebrochen, die zwar nicht schwerwiegend sind, aber durchaus vermeidbar gewesen wären. So wird Paul Giamatti immer mit "Inspector" in englischer Aussprache angesprochen, und ich denke, dies ist auch im englischen Originalton so. Ein "Kommissar" oder ein wienerischer Ausdruck hätte hier für mehr Stimmung gesorgt. Auch das Jessica Biel nicht wie eine Herzogin, sondern eben wie eine moderne Frau breitbeinig auf Pferden reitet, empfand ich störend. Im Kern ist der Film also weniger Kriminalfilm, sondern ein historischer Liebesfilm, mit Krimi- und Fantasyelementen.
Die Fantasyelemente kreisen sich natürlich immer um die Person Eisenheims. Eigentlich den ganzen Film lang bis zum Ende darf der Zuschauer mitraten, ob Eisenheim einfach ein guter Illusionist ist, oder tatsächlich über magische und übernatürliche Fähigkeiten verfügt - die Auflösung sei hier natürlich nicht verraten. Aber diese ständig schwebende Frage steht immer im Hintergrund und über allem, so dass allein dadurch der Zuschauer den Film eigentlich bis zum Ende sehen möchte, um endlich eine Antwort darauf zu erhalten. Leider gibt es aber für meinen Geschmack zu wenig Zaubertricks, die sich bei diesem Thema natürlich angeboten hätten. Ein paar wenige und simple Tricks werden sogar erklärt, bzw. sieht man auch ein paar Handtechniken, was ich sehr interessant fand. Mangels Bonusmaterial auf der Presse-DVD konnte ich leider nicht feststellen, ob alle Zaubertricks im Film echt waren, oder da mit PC nachgeholfen wurde; wer dazu Infos hat, kann das gerne in den Kommentaren äußern. Erwähnenswert ist sicherlich, dass viele Tricks von Edward Norton unter fachkundiger Anleitung selbst vorgeführt wurden, manche Großaufnahmen von Händen wurden aber von professionellen Zauberkünstlern gedoubelt.
Ganz besonders lobenswert ist der Anfang bzw. die Rückblende in Eisenheims Kindheit und Jugend. Während der Film manchmal etwas dahinplätschert und stellenweise auch arg uninspiriert aber handwerklich ausreichend abgefilmt wurde (besonders ärgern mich hier die ständigen Schnitte wenn Eisenheim einen Trick aufführt - das führt Zaubern im Film ad absurdum), ist der Anfang richtig gut. Da wird die Rückblende wie ein Film aus damaliger Zeit inszeniert, mit einem offensichtlich getricksten Straßenmagier der nach Stop Motion aussieht, sowie tollen Über- und Abblendungen. Dabei wirkt der Film zu Beginn auch fast schon wie eine märchenhafte Biographie, die ich persönlich ja sehr mag, man denke nur an Amelie oder Big Fish. Leider verfällt der Film dann in eine andere Richtung und wird zum Kriminalfilm, der zwar an sich gut funktioniert, allerdings hätte mir eine Fortführung des schönen Beginns gewünscht und besser gefunden. Natürlich gibt es ganz im Stil moderner Krimithriller das obligatorische Twistende, was hier natürlich nicht verraten werden soll. Allerdings kommt dieses nicht unbedingt überraschend wenn man das Thema des Films bedenkt, und ist darüber hinaus in meinen Augen noch relativ plump am Ende erklärt.
Bei den Schauspielern gibt es natürlich einige bekannte Gesichter. Edward Norton spielt Eisenheim gewohnt sicher und überzeugend, auch dass er szenenweise selbst zaubert finde ich sehr schön. Jessica Biel wirkt nicht ganz so deplatziert wie in anderen Filmen, was vor allem bedeutet, dass sie nicht so modellhaft wirkt wie beispielsweise in The Texas Chainsaw Massacre. Rufus Sewell als Kronprinz Leopold ist ebenfalls souverän wie immer, ohne aber große Akzente zu setzen. Der heimliche Star des Casts ist aber sicherlich Paul Giamatti der eine hervorragende Leistung als Inspector Uhl bietet. Gerade sein nuanciertes Spiel als Polizist, der zwischen Sympathie zu Eisenheim und Untergebenheit bezüglich seinem Kronprinzen hin- und hergerrissen ist, ist absolut sehenswert. Die Kamera führte Dick Pope, der für diesen Film auch eine Oscarnominierung erhielt, dabei aber leer ausging - beides zurecht, da
Pans Labyrinth einfach zu gut fotografiert war.
Auf DVD gibt es den Film aus dem Hause Ascot, vielen Dank für das Rezensionsexemplar. Es liegt hierbei aber nur die Presse-DVD vor, die zwar gutes Bild und Ton hat, dafür eine irre nervige Presse-Einblendung mitten im Bild, die stellenweise auch fleißig Gesichter verdeckt. Sehr schade.
Fazit: "The Illusionist" ist ein durchaus sehenswerter Film, der jedoch ab und an zu stark zwischen einzelnen Genres schwankt und daher manchmal eine klarere Linie vermissen lässt. Der gelungene Anfang entschädigt aber für so manchen Leerlauf, nur dass während den Zaubertricks desöfteren sinnlose Schnitte eingefügt werden, verzeih ich ihm dann trotzdem nicht.