"Es ist Sonntag Nachmittag und gießt in Strömen." Hätte Klaus Eberhartinger den "Märchenprinz" so und nicht anders begonnen, wären dem Hund hinterm Ofen glatt die Füße eingeschlafen. Anfänge sind wichtig, das lehren einen das Leben und Wolf Schneider. Und so, wie etwas anfängt, geht es meistens auch weiter. In diesem Fall: schlecht.
Rachel Samstat (Meryl Streep) ist so erfolgreich, wie man es als Ernährungsredakteurin im New York der 80er Jahre nur sein kann. Fades Thema, fader Job, fades Leben. Endlich kommt ein wenig Schwung in die Sache, als sie Mark Foreman (Jack Nicholson) kennen lernt. Dieser lebt nicht nur weit weg in Washington D.C., sondern ist außerdem ein Frauenvernascher vor dem Herrn und nur im Nebenjob Zeitungskolumnist. Es kommt, wie es kommen muss: Rachel hat zwar keine Lust dazu, verliebt sich aber trotzdem - wie Frauen halt so sind. Völlig überraschenderweise verliebt sich Mark anscheinend auch. Damit hätte wirklich niemand rechnen können, der ernsthaft am glorreichen Untertitel "Sie dachten, es war Liebe. Tatsächlich war es Sodbrennen." vorbeigelesen hat. Wer sich diesen gnadenlos miesen Analogieschluss einfallen hat lassen ("Liebe ist eh so ähnlich wie Sodbrennen - schließlich verursacht beides ein heißes Kribbeln im Bauch"), für den dürfte "an den Haaren herbeigezogen" dezent untertrieben sein. Immerhin war er wenigstens des Englischen soweit mächtig, den einfallsreichen Wortwitz des Originaltitels "Heartburn" aufzugr
eifen.
Dröge plätschert das Filmchen nun dahin, bis - gar unerwartet - eine Hochzeit ansteht. Nicht etwa des Widerspenstigen Zähmung vonseiten der Geliebten, wie der geübte Liebesfilm-Fan vielleicht vermuten könnte. Nein: Der vormalige Schwerenöter hat dem promisken Leben freiwillig abgeschworen. Dummerweise hat jetzt die Braut ein mieses Gefühl. Wäre sie dem nur gefolgt! Sie hätte sich (und uns) eine weitere Stunde öden Dahintümpelns erspart - und das Ende wäre dasselbe gewesen. Frau heiratet notorischen Fremdgänger, der kann seine Seitensprünge doch nicht bleiben lassen, sie verlässt ihn, kommt zurück, bekommt ein Kind und er geht fremd. Der ultimative Kreislauf einer hervorragend funktionierenden Romanze. Wobei in diesem Fall der Ausdruck "Romanze" noch nicht einmal angebracht ist, handelt es sich dabei doch um ein "episodenhaftes Liebesverhältnis, das durch die äußeren Umstände als romantisch erscheint". Weiß zumindest der Duden. Nora Ephron und Mike Nichols aber leider nicht. Aus diesem Grund dürften vermutlich nicht einmal die eingefleischtesten Beziehungsbibelforscher diesem Film etwas abgewinnen können; Romantik als "in homöopathischen Dosen vorhanden" zu beschreiben, grenzt an Größenwahn.
Doch Halt! Zwei Dinge lernen wir aus diesem Film (außer, dass er eine graunhafte Folter ist und eigentlich der Verkauf - selbst um vier Euro - definitiv verboten sein müsste): Jack Nicholson singt ganz passabel. Und: "Wenn du Monogamie willst, heirate einen Schwan." Leider liest Rachels Vater nicht die Neon. Hätte er's mal lieber getan, dann wüsste er nämlich, dass Schwäne mitnichten monogam leben, sondern genauso fremdgehen wie alle anderen. Allerdings machen sie es ein wenig schlauer als wir Menschen: Sie warten darauf, dass der Partner sich zum Zwecke eines außerehelichen Vergnügens davonschleicht, und verkrümeln sich bei der Gelegenheit selbst für einen Quickie aus dem nun nicht mehr eifersüchtig bewachten Nest. Schwan muss nur wissen, wie. Auch Mark weiß, wie. Und bekommt dafür vor versammelter Meute der glücklichen Pärchen-Freunde eine Sahnetorte ins Gesicht geklatscht - bevor ihn Rachel verlässt (Dieses mal endgültig? Man darf gespannt sein! Gibt es einen zweiten Teil?). Eine dritte Runde der Farce erspart uns Nichols gnädig. Es sei ihm an dieser Stelle auf Knien dafür gedankt.
Wie der große Leonard Maltin zu dem Schluss kommt, dass dieser Film "ein Muss" sei, bleibt sowohl bei oberflächlicher als auch näherer Betrachtung ein Rätsel. Vermutlich ist er dem weit verbreiteten Vorurteil aufgesessen, bei einem Film mit Jack Nicholson und Meryl Streep in den Hauptrollen könne man gar nichts falsch machen. Regisseur Mike Nichols sei vergönnt, in der Vergangenheit mit der "Reifeprüfung" ein Meisterwerk geschaffen zu haben. Dieser Umstand hinderte ihn offensichtlich aber nicht daran, eine ebenso fade, platte wie grauenhaft langatmige "Komödie" zu fabrizieren. Zugegebenermaßen: Das Attribut "bissig-amüsante Betrachtung" in Kombination mit "moderne Romanze" auf der DVD-Hülle hätte einen vermutlich nachdenklich stimmen sollen.