Was machen eigentlich Studenten, wenn sie nicht gerade ihre zwei Stunden Vorlesungszeit in der Woche absitzen? Na, wissen wir doch schon: feiern, saufen, Unsinn treiben. Wer selbst nicht studiert hat, kann sich diese Erkenntnis in einer Art Reality-Movie holen, das da bei uns BEACH PARTY ANIMALS heißt und mit dem Titel wohl Verwandtschaft zu diversen College-Komödien der letzten Jahre suggerieren soll. Im Englischen heißt das, hüstel, Dokudrama schlichtweg THE QUEST, weil es um eine Gruppe von Collegestudenten geht, denen ein Dokuteam mit Kameras nach Mexiko folgt, wo sie ihren
Spring Break feiern, und wo die zentrale Figur aus der Gruppe endlich einen Treffer beim anderen Geschlecht landen soll - der gute Junge ist mit seinen 21 Jahren nämlich noch Jungfrau. Alarmiert die Presse!
Im Vorspann sehen wir dann den ursprünglichen Originaltitel: DRUNKEN JACKASSES: THE QUEST, und das läßt uns ja nicht nur auf das Niveau schließen, sondern auch auf den Inhalt - "youthful shenanigans", wie der Amerikaner vielleicht sagen würde. Die Kumpels reisen also nach Mexiko und stürzen sich dort von einer Party zur nächsten, saufen sich ins Koma, werden von blanken Busen nur so erschlagen, und verbringen ein wenig Zeit mit bewährten Schenkelklopfern wie einer Ein-Dollar-Wette, bei der sich einer der Freunde selber in den Turnschuh pinkeln und den dann wieder a
nziehen muß. Der studiert bestimmt Publizistik.
Eddie, unser noch unberührter Protagonist, probiert derweil alles Mögliche aus, um sich eine begattungswillige Frau aufzureißen. Das klappt auch zunächst ganz gut, aber dann scheitert es halt immer an den üblichen Problemen: Die WG-Mitbewohnerin taucht auf und dann gibt's statt einer interfakultären Menage-à-trois doch nur eine Beschwerde wegen Ruhestörung. Eine andere schnell angelachte Entjungferungsassistentin verschwindet leider spurlos, während Eddie ein Kondom besorgt - vielleicht hat sie sich flott uminskribiert. Im Voice-Over läßt uns Eddie glücklicherweise stets an all seinen ausgeklügtelten Plänen und tiefsinnigen Gedanken teilhaben: "Jetzt war es doch an der Zeit, sich mal richtig vollaufen zu lassen."
Eine blonde Frau, die ich vielleicht dem Fachbereich Psychologie zuordnen würde, hat es Eddie besonders angetan, und deswegen lädt er sie zum Abendessen ein und geht dann mit ihr am nächsten Tag auf einen romantischen Segeltrip. Dabei ist er dauernd total frustriert, weil es noch keinen Sex gibt, und deswegen hält er sich mit Smalltalk über Wasser. "Hörst du viel Musik?", fragt sie. "Nein, ich schau mehr fern", sagt er. "Was studierst du?", will sie wissen. "Elektrotechnik", führt er aus. "Wo willst du mal arbeiten?", hakt sie nach. "Beim Radio", nuschelt er. Vielleicht sollten sich die beiden studierenden Kleinhirne doch lieber auf schnellen Sex als auf komplexes Beziehungsgedöns konzentrieren.
Derweil verfolgen wir auch mit, was andere Figuren machen: Zwei Liliputaner laufen herum und graben mit schwerst beifallhemmenden Langer-Schwanz-Sprüchen diverse Frauen an, die sich dabei auch noch hochgradig amüsieren. Einer der beiden erklärt uns dann auch, daß er noch nie Sex mit einer großen Frau hatte, und da fühlen wir natürlich mit ihm. Zum Glück ist er am richtigen Ort gelandet, weil Frauen und Kleidung in Mexiko offenbar ein eher flüchtiges Verhältnis führen. Der stämmige Hans, ein Freund von Erik, wird derweil in besoffenem Zustand mitsamt seinem Bett auf den Parkplatz des Hotels gebracht, was beinahe so komisch ist wie das Kondom, das die Truppe dem niedergemähten Eddie in den Allerwertesten steckt. Mir waren diese RTL2-Ballermann-Sendungen ja auch schon immer viel zu intellektuell.
Dem geschulten Auge wird freilich schnell auffallen, daß das Prozedere eventuell nicht ganz so Reality-getreu abläuft, wie es impliziert wird. Erstaunlicherweise laufen stets mindestens drei Kameras bei jeder wichtigen Aktion, und auch wenn einer der Kumpels seine jammernde Freundin zuhause anruft, stehen bei ihr Kameras herum. Aber sicherlich bin ich da nur übermäßig mißtrauisch, und der Film fängt den typischen Alltag eines Studenten in dokumentarischer Schärfe wahrheitsgetreu ein.
In der Fortsetzung sehen wir dann sicher, was Uniprofessoren tun, wenn sie nicht gerade ihre zwei Stunden Vorlesungszeit in der Woche abhalten müssen.