Einst war es ein unheiliger und verfluchter Ort, an dem ein ganzes Dorf von Ketzern regelrecht hingeschlachtet und in einem Massengrab verscharrt wurde, später wurde über der mit Leichen gefüllten Grube eine gotische Kathedrale errichtet.
Im Jetzt entdeckt die Restauratorin Lisa eine geheime Schriftrolle und macht sich zusammen mit dem Archivar Evan an die Arbeit, um dem Geheimnis der Kirche auf den Grund zu gehen. Als die Pilgerstätte und Touristenattraktion wieder einmal von den Menschenmassen heimgesucht wird, öffnet Evan versehentlich das Tor zur Hölle, während ein alter Mechanismus die Kathedrale hermetisch abriegelt und alle Besucher darin gefangen hält und jedes Entkommen unmöglich macht.
Das Drehbuch von „The Church“ ist das reinste Fiasko und hat in etwa soviel Anspruch und Erzählfluss wie jenes eines Pornos, konzentriert sich doch auch hier die Handlung nur auf das Allernotwendigste, und dient als Lückenfüller zwischen den punktuellen Gewaltszenen. Die obligatorische Liebestheatralik zwischen den beiden Protagonisten ist noch dazu sehr vorhersehbar, unnütz und zieht die ohnehin träge Handlung zusätzlich in die Länge. Bis zum Ende hofft man (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt), dass der Film noch in Fahrt kommt, doch soll diese Erwartung nicht erfüllt werden. Der Beischlaf mit Satan beim „Finale“ ist total lächerlich (jeder Halloweenteufel und Krampus sieht gruseliger aus als Soavis Leibhaftiger), lediglich
der Schluss wird ein bisschen besser, weil bis auf eine tragende Figur niemand die Katthedrale lebend verlässt, was ziemlich unkonventionell und implosionsartig ist.
Die Dialoge sind so anspruchslos und platt, dass man besser ganz auf sie hätte verzichten sollen, und die Charaktere setzen sich aus den üblichen Verdächtigen zusammen. Jedes kleine Laienschauspielerensemble eines hinterwäldlerischen Dorftheaters hätte mehr Ausdruck und Charme, als die ziemlich unmotiviert scheinenden Darsteller (auch hier bietet sich der Vergleich mit dem Porno wieder an), aber wen darf das anlässlich der stereotypen Charaktere schon wundern. Lediglich Feodor Chaliapin Jr. als verkorkter und verkalkter Erzbischof kann überzeugen.
Die Gewaltszenen sind meist gut gelungen, wirken oft surreal und komisch, und auch die Masken sind passabel. Leider vermisst man hier etwas den für italienische Horrorfilme typischen expliziten Splatter. Die Ausstattung hingegen wirkt oft sehr billig, was vor allem die Rückblenden aufs Mittelalter verdeutlichen.
Die Kameraführung ist nur ab und zu interessant und besticht selten durch einfallsreiche Perspektiven, fehlt ihr doch der letzte Schliff und die Feinheiten anderer namhafter italienischer Meisterregisseure des Genre.
Der Soundtrack ist noch das größte Plus, weil hier Goblin, Keith Emerson und Fabio Pignatelli eine atmosphärischen Musik komponierten, die dem Film viel italienischen Flair verleiht und viel zu gut für „The Church“ klingt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „The Church“ eine herbe Enttäuschung ist, denn hier kommt nicht einmal der Splatterfan auf seine Kosten. Zwar zeichnet sich das italienische Horrorkino nicht gerade für gute Scripts und ein hohes erzähltechnisches Niveau aus, während Bavas und Argentos Werke aber zumindest den hohen Spannungsbogen aufrecht erhalten können, und den Fan durch geschickte Inszenierungen und phantastische künstlerische Stilmittel begeistern, ist Soavis Film einfach nur platt, dumm und öde. Einsteigern ist dieser Langweiler deswegen abzuraten, da er kein würdiger Vertreter des Italo-Genre ist.
Die eine oder andere Mordszene mag zwar durchaus okay sein, und es gibt immer wieder humorvolle Überraschungen (z.B. die U-Bahn und das Läuten der Kirchturmglocken), Spannung will sich aber bis zuletzt nicht einstellen, und der Film hat das gewaltige Potential des genialen Schauplatzes der gotischen Kathedrale und der unheimlichen Sets, offenbar aufgrund eines kreativen Blackouts seiner Macher, nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft.
Meine Erwartungshaltung war wohl viel zu hoch gesteckt, schließlich war niemand anderer als Dario Argento selbst am Script beteiligt, aber zu viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei, und so wirkt alles sehr zusammengestückelt und in sich uneins. Auch vom Regisseur Michele Soavi, der bereits zwei Jahre zuvor den Teeniehorrorverschnitt „Aquarius – Theater des Grauens“ gedreht hatte, welcher wesentlich mehr Gore und Blut bietet, ist man besseres gewohnt.