Dr. Marcus Monserrat lebt zusammen mit seiner Frau Estelle in ärmlichen Verhältnissen. Vor vielen Jahren deckte die Presse einen Skandal um ihn auf, so dass das alte Ehepaar kaum weiß, wie es über die Runden kommen soll. Doch Monserrat erfindet eine Maschine, mit der dank Hypnose andere Menschen gesteuert werden können, sowie deren Gefühle erlebbar werden. In dem jungen Schürzenjäger Mike Roscoe finden die beiden dann auch ein williges Versuchskaninchen. Tatsächlich funktioniert es auch, doch Estelle verfolgt schon bald ganz andere Ziele als ihr Ehemann...
Teil 5 der phantastischen Reihe „Der phantastische Film“ von e-m-s ist mal wieder etwas völlig anderes – für reichlich Abwechslung ist also gesorgt. Hierbei handelt es sich im weitesten Sinne um ein Altersdrama, gemischt mit Thriller, Horror und Science-Fiction. Der Film entstand für schlappe 50.000 Pfund unter der Regie des englischen Wunderkinds Michael Reeves. Reeves selbst drehte insgesamt nur drei Filme, der vorliegende Film ist Nummer zwei. Zu Berühmtheit kam Reeves nicht zuletzt wegen Witchfinder General mit Vincent Price, ein Hexenfilm jenseits kruder Exploitation. Reeves starb jedoch im Alter von nur 25 Jahren an einer Überdosis Tabletten, ob Selbstmord oder nicht ist nie so ganz geklärt worden. Auch der Star des Films, Boris Karloff, war zum Zeitpunkt der Produktion schon schwer krank. Der Film wurde jedoch ein kleiner Achtungserfolg, erhielt mehrere Preise und kam sogar bei so
nst konservativen Kritikern eigentlich ziemlich gute Bewertungen. Tony Tenser, ein erfahrener Exploitationproduzent, finanzierte den Film und konnte ihn auch schnell gewinnbringend verkaufen, unter anderem erwarb Erwin C. Dietrich die Rechte für Deutschland.
Ich schicke vor der weiteren Besprechung des Filmes gleich einmal voraus, dass ich nicht so richtig warm geworden bin mit dem gesehenen. Denn der Einstieg in den Film gestaltet sich dann doch eher schwierig. Mit Dr. Monserrat und seinem mysteriösen Hinterzimmer wird der (scheinbar) nominelle Bösewicht sogleich eingeführt, doch muss man auch festhalten, dass die ersten 40 Minuten des Films (und das ist immerhin die Hälfte der Laufzeit) irgendwie sehr wenig passiert, denn durch den fehlenden Bösen (dazu später mehr) wird eigentlich keinerlei Bedrohung oder Spannung aufgebaut. Auch lässt das Script des Films vieles im Dunkeln, was für die ohnehin schon unglaubwürdige Handlung vielleicht passender wäre. Vieles wird erwähnt und aufgebaut, aber nicht befriedigend ausgeführt. Die Entdeckung der Zeitungen wird eigentlich nie erklärt, oder auch nicht, über was für besondere Fähigkeiten Monserrat denn jetzt eigentlich verfügt. Am problematischsten ist dann vielleicht die Maschine, die Monserrat und seiner Frau den mentalen Zugriff auf Mike ermöglicht. Nur Mike wird mit der Maschine behandelt, aber warum jetzt ausgerechnet Monserrat und seine Frau ihn beeinflussen können, wird nie klar. Dann sind sicherlich irgendwo vernachlässigbare Hinterfragungen, trotzdem muss ich festhalten, dass mir die eigentlichen Handlung des Films zu krude und undurchsichtig blieb.
Die Umsetzung ist dafür doch recht sehenswert, bedenkt man vor allem das Alter des Films. Er vereint viele interessante Szenen aus verschiedenen Genres ineinander, aber es gibt auch einige Füllszenen, die man bedenkenlos hätte kürzen können, ohne das es für die Handlung schlecht gewesen wäre. Daher zieht sich der Film manchmal etwas sehr in die Länge, trotz der kurzen Laufzeit von nur knapp 82 Minuten. Gegen Ende zieht der Film dann aber nochmal an und präsentiert eine rasante Verfolgungsjagd, die zwar spannend ist, aber auch so manchen inszenatorischen Holprer in sich birgt - zu nennen wäre hier das Detail, dass sich das Polizeiauto um die eigene Achse dreht, der Verfolgte aber seinen Vorsprung nicht wirklich ausbauen kann. Am besten gelungen sind dann aber die kontrastreichen Gegenüberstellungen von Mikes Leben und dem Leben des Ehepaares Monserrat, natürlich am besten zu sehen in den "Steuerungsszenen". Wo Mike sich durch die Clubs des Londons der Swinging Sixtys bewegt, voll mit jungen, tanzenden und attraktiven Menschen sowie lauter Musik, sitzt das alte Ehepaar einsam am Küchentisch der düsteren Wohnung und hört nur das stetige Ticken der Uhr. Bei diesen Leuten tickt auch die Lebensuhr, und sie wollen einfach noch einmal die Freuden des Lebens spüren, wodurch das Motiv Estelles auch irgendwo nachvollziehbar wirkt.
Womit wir auch schon bei den zu Beginn kurz erwähnten Problemen des Bösewichts wären. Glaubt man anfangs, dass Boris Karloff mit grimmiger Miene als Dr. Monserrat der Feind unserer Hauptperson ist, stellt sich schon nach wenigen Minuten heraus, dass er eigentlich ein guter Mensch ist, und sogar recht hehre Ziele mit seiner Erfindung verfolgt. Auch seine Frau Estelle bleibt recht lange nur schmückendes Beiwerk, so dass man sich in den ersten 40 Minuten tatsächlich irgendwie langweilt, da es keinerlei Bedrohung für die Personen gibt. Als Estelle dann auf einmal zum Bösen des Films wird, nimmt auch der Film als Ganzes an Fahrt auf und wird deutlich besser und interessanter. Diese Wandlung hätte in meinen Augen jedoch schon deutlich eher stattfinden müssen. Punkten kann der Film jedoch mit seiner Atmosphäre. Das London der 60er Jahre wird nicht übertrieben bunt und überdreht eingefangen, sondern auch die Clubs wirken eher düster, und die meisten der Personen führen orientierungslose Leben, jenseits vom Glamour dieser Zeit. Auch die Szenen mit dem Ehepaar Monserrat wirken auf den Zuschauer sehr ernüchternd und deprimierend, vor allem das stetige Ticken der Uhr überträgt das ungute Gefühl der ablaufenden Zeit für das Ehepaar wunderbar auf den Zuschauer. Manche Kritiker nennen die Atmosphäre des Films sogar nihilistisch, ganz soweit würde ich jedoch nicht gehen.
Der größte Name des Casts ist sicherlich Boris Karloff. Karloff starb 2 Jahre später im Alter von 82 Jahren, und seine gesundheitlichen Probleme kann man ihm hier schon deutlich ansehen. Trotzdem spielt er den alten armen Wissenschaftler absolut überzeugend – sicherlich auch mit autobiographischem Einschlag, wurde er doch am Ende seines Lebens in mexikanischen Billigfilmen regelrecht verheizt. Catherine Lacey, eine gestandene Theaterschauspielerin spielt Estelle und braucht sich hinter Karloffs Leistung keineswegs zu verstecken; selten habe ich eine bedrohlichere alte Dame in einem Film gesehen. Mike Roscoe wird von Ian Ogilvy gespielt. Mit den Veteranen kann er natürlich nicht ganz mithalten, erinnert dafür optisch aber manchmal an einen jungen Michael Biehn. In einer Nebenrolle gibt es die sehr junge Susan George zu sehen, natürlich bekannt aus Peckinpahs Straw Dogs.
„Im Banne des Dr. Monserrat“ gibt es inzwischen als deutsche DVD. Da der Film niemals komplett synchronisiert wurde sind einige wenige Szenen im englischen Ton belassen wurden und haben deutsche Untertitel verpasst bekommen. Die DVD ist Teil 5 der Reihe „Der phantastische Film“, und erneut bekommt die DVD natürlich eine Kaufempfehlung, auch wenn Bild und Ton deutliche Zeichen des Alters bemerken lassen. Trotzdem gibt es wieder ein interessantes Booklet, einen Pappschuber mit alternativem Covermotiv und ein paar wenige Extras. Vielen Dank an e-m-s für die Bereitstellung eines Exemplares!
Fazit: Freunde von tendenziell deprimierenden Filmen dürfen hier getrost zugreifen. Leider ist die erste Hälfte des Films sehr anstrengend, aber insgesamt kann der Film mit einer gelungenen Atmosphären und sehr guten Schauspielern aufwarten.