„31. Oktober…Halloween!!“
Aha!…doch wenn wir uns jetzt mal etwas weiter vorbohren und nach der Bedeutung dieses in erster Linie in den USA populären Festes fragen – wer kann da noch wie aus der Pistole geschossen eine Antwort liefern?
„Da werden doch Kürbisse ausgehöhlt, Süßigkeiten gegessen, man verkleidet sich und erschreckt Leute!“ Ja, das ist schon alles richtig. Doch was ist die Grundidee dahinter –
warum werden Kürbisse aufgestellt,
woher stammt dieser Brauch überhaupt?
Nun, ursprünglich ist das betreffende Fest in Irland zelebriert worden und durch die ausgewanderten Landsmänner schließlich in die neue Welt gelangt, wo es sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Ohne dies historisch genau belegen zu können, wird angenommen, dass
Halloween direkt mit dem keltischen Fest zur Ehrung der Toten,
Samhain, in Verbindung steht.
Auch aus Irland stammt der Brauch, Fratzen in ein bestimmtes Gemüse zu schneiden und dieses, von einer Kerze erleuchtet, vor dem Haus zu positionieren, um böse Geister zu verschrecken. Allerdings handelte es sich in der Sage um den fiesen Jack O. (daher natürlich der Name
Jack O´Latern), auf welcher dieses Ritual basiert, noch nicht um einen Kürbis, sondern um eine mit einer glühenden Kohle versehene Rübe, die die Titelfigur vom Teufel höchstpersönlich erhielt, um damit den Weg in der Dunkelheit zu finden.
Der Kürbis ist dann schließlich erst von den US-Amerikanern mit seiner gruselnden Aufgabe als Laterne bedacht worden, da dieses Gemüse im Land gerade höheres Ansehen genoss.
Inzwischen steht wohl
Halloween für die meisten Kids, die kostümiert von Haustür zu Haustür ziehen, um von den Bewohner mit dem berühmten Satz
„Süßes, sonst gibt’s Saures!“ Süßigkeiten einfordern, an erster Stelle für das Einsammeln der Leckereien und das traditionelle Anschauen von Horror- und Gruselstreifen nach dem großen Beutezug. Der Schrecken zum Verscheuchen der Geister ist also einem eher kommerziellen Zweck gewichen; was bleibt ist aber die Tradition – und diese abzulehnen oder zu verspotten kann fatale Folgen haben. Zumindest in „Trick 'r Treat“, dem Regiedebüt des „
Superman Returns“-Autoren Michael Dougherty.
In dem Werk, welches das Licht der großen Leinwände leider nur auf diversen, weltweiten Festivals erblickte (und dort bereits frenetisch abgefeiert wurde), verschmelzen die Schicksale verschiedener Charaktere in einer Kleinstadt am
Halloween-Abend zu einer gekonnten Achterbahnfahrt, bei welcher neben der Gänsehaut auch der Spaß nicht zu kurz kommen soll.
Da hätten wir zum Beispiel einen psychopathischen Schuldirektor (Dylan Baker, „Kinsey“, „
Fido“), dessen Süßigkeiten wohl nicht jedem Kind bekommen, eine Gruppe von High-School-Gören (u.a. Anna Paquin, „X-Men“), die während einer Waldparty Besuch von einem blutsaugenden Gast erhalten, einige Kinder, die sich etwas weit hinter das Geheimnis des „Schulbus-Massakers“ wagen und einen alten Sack (Brian Cox, „
Manhunter“, „
Zodiac - Die Spur des Killers“), dem das betreffende Fest am Allerwertesten vorbeigeht. Außerdem laufen alle diese Figuren im Verlauf ihrer Geschichte mindestens einmal Sam (Quinn Lord, „The Hole 3D“), einem unheimlichen Jungen mit Kürbismaske, über den Weg, dem offensichtlich eine besondere Bedeutung in Bezug auf
Halloween zukommt...
Wenn ein Streifen neben John Carpenters, nach dem betreffenden Fest benanntem,
Original die Beschreibung „
Halloween-Film“ verdient, dann ist das ohne Frage dieser kleine
Jetzt-schon-Kult-Grusler, der sich vor allem unter Genre-Liebhabern bereits eine treue Fan-Gemeinde aufgebaut hat.
Angefangen bei dem an alte „E.C. Comics“ der 50er erinnerndem Vorspann, über den klassischen Horror-Score bis zu den mit schwarzem Humor gespickten, haarsträubenden Story-Ideen, verkörpert „Trick 'r Treat“ die „Nacht der Schrecken“ (so auch der deutsche Untertitel) ganz vortrefflich.
Dabei soll aber angefügt werden, dass Doughertys Erstling keine in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten im Stil von „Geschichten aus der Gruft“ präsentiert, sondern sich die Wege der Protagonisten eher in „
Pulp Fiction“-Manier kreuzen. Diese Entscheidung sorgt dafür, dass sich das Werk weniger zu einem Horrorfilm im Sinne einer furchterregenden Erfahrung, als vielmehr zu einem skurrilen Sammelsurium an Ideen und Zitaten entwickelt, das den Zuschauern an erster Stelle ein bestimmtes
Halloween-Feeling vermitteln will.
Durchgehend präsent ist auf jeden Fall der Geist der erwähnten „Schundcomics“, während manchmal auch mehr als nur ein Hauch eines Tim Burton durch „Trick 'r Treat“ weht und dann Quentin Tarantino möglicherweise bei der Struktur des Ganzen Modell gestanden hat...naja, zumindest bekommt man durch diese abenteuerliche Beschreibung schonmal eine gewisse Ahnung davon, was einen in dem äußerst kurzweiligen, leider nur 80-minütigen Streifen so in etwa erwartet.
Wer gerne Serienkiller, Vampire, Untote und Dauerlutscher als potentielle Mordwerkzeuge auf einmal haben möchte, ist hier definitiv an der richtigen Adresse. Wer dagegen cineastischen Anspruch und Tiefgang sucht, ganz sicher nicht!
Dass Michael Dougherty bei dem Film zum ersten Mal auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, merkt man übrigens zu keiner Sekunde. So derart straff und ohne holprige Übergänge wie hier die Inszenierung ausgefallen ist, hätte auch ein alter Genre-Hase wie Sam Raimi den Lautsprecher geschwungen haben können – übrigens ist dieser Name als Vergleich jetzt gar nicht so abwegig, schließlich hat dessen letzter Streich „
Drag Me to Hell“ (2009) ebenfalls zu einem wilden Ritt auf dem Dämonen-Hengst eingeladen und ähnliche Unterhaltungsqualitäten wie der vorliegende Streifen besessen.
Neben der Umsetzung an sich gibt es auch einen ganzen Haufen bekannterer Gesichter vor der Kamera zu bewundern, die sichtlich ihren Spaß bei der Arbeit an dieser exzellenten Ideen-Knalltüte gehabt haben. Besonders der eigentlich immer grandiose Ex-„Hannibal Lector“ Brian Cox liefert als grummeliger und
Halloween-hassender Mr. Kreeg einen zum Thema passenden Ebenezer Scrooge ab.
Am Ende ist „Trick 'r Treat“ genau wie die „Geschichten aus der Gruft“ ein makaber-moralischer Film, in dem (fast) jeder das bekommt, was er oder sie im jeweiligen Kontext verdient. Dass dabei manchmal nicht ganz zimperlich mit den Figuren herumgesprungen wird, sollte eigentlich klar sein. Einen beinharten Splatterfilm gibt es hier zwar nicht zu sehen, aber die eine oder andere blutige Einlage sollte man dem Streifen schon zugestehen.
Abschließend ist diese kleine Genre-Perle der ultimative
Feel-Good-Film für den DVD-Abend am 31.10. – am besten mit einem Sack voll Süßigkeiten auf dem Schoß genießen.
Nur ein kleiner Tipp: Vorher abchecken, dass die Bonbons nicht mit Säure oder Rasierklingen bestückt sind…