Action ist männlich, nichts versprüht mehr Testosteron als ein guter Actionstreifen mit bleihaltigen Feuergefechten, coolen Sprüchen und scharfen Bräuten. Da wird die Story bald zur Nebensache, wenn die Kugeln durch den Bildschirm sausen und hunderte Männer dahingemetzelt werden. Aber natürlich kommt es in erster Linie darauf an, wie das Ganze präsentiert wird.
Nicht selten bekommt man da den typischen Einheitsbrei vorgesetzt, Filme die durch ihre Effekte untergehen und eine lustlose Actioneinlage nach der anderen reihen. Viel zu selten kommt man in den Genuss von etwas wirklich Unverbrauchten oder gar Innovativen.
Shoot ’Em Up ist somit eine willkommende Abwechslung. Ein Film, der genau weiß, was er ist und dem Publikum auch nichts vorgaukelt. So gibt’s weder eine intelligente Story, noch tiefschürfende Charakterprofile, stattdessen wird eine fast 90minutige Ballerorgie mit viel Blut, coolen Sprüchen und schön viel Ironie aufgetischt. Mit einem Wort: Machokino und das in Reinstform.
So schnell kann es gehen, noch vor ein paar Minuten nichtsahnend mit einer Karotte in der Hand auf einer Bank gesessen, befindet sich Mr. Smith schon bald in einer Schiesserei wieder. Eine schwangere Frau wird von ein paar grimmigen Bastarden bedroht, und Smith schreitet wie ein edler Ritter ein. Doch all seine Mühen sind vergebens, denn die Frau kann er nicht retten, dafür aber ihr Kind, welches sie während dem Gemetzel geboren hat. Ein bisschen Ã
¼berfordert, begibt er sich mit dem kleinen Racker zur Edelnutte Donna. Diese soll zumindest fürs Erste auf ihn aufpassen, da ihre Brüste vor Milch gerade zu übersprudeln.Viel Zeit bleibt ihm da aber nicht, denn Oberschurke Hertz hat sich schon an seine Versen geheftet, und der kennt wirklich kein Erbahmen.
Wem die Geschichte mit dem Mann und dem Baby bekannt vorkommt, ist wohl auch in den Genuss von John Woos Actionklassiker Hard Boiled gekommen. Denn ganz gleich wie Mr. Smith musste sich einst Chow Yun Fat mit einem kleinen Hosenscheißer herumschlagen.
Nur im Gegensatz zu Woo, welcher seine Charaktere und Story ernst nimmt und die Geschichte auch mit einem recht dezent Grad an Pathos erzählt, bleibt Shot ’Em Up durchgehen ironisch. Das wird schon von der ersten paar Minuten an klar, wenn Smith (nicht nur einmal) eine Karotte als tödliche Waffe benutzt und inmitten eines Feuergefechtes ein Baby entbindet.
Hört sich kurios an, und das ist es auch! Im weiteren Verlauf wird’s dann sogar noch um einiges schräger, was dem Film aber nur zugute kommt. Es vergehen keine 10 Minuten, ohne dass irgendwelche Gangster das Zeitliche segnen, oder dass sich Smith gerade in einer sehr brenzligen Lage befindet.
Da kommt die Story eindeutig zu kurz, was aber auch nicht weiter schlimm ist, da sie lediglich dazu dient, um von einer zur nächsten Gewaltorgie zu kommen. So gesehen geht es schon in Ordnung, dass diverse Handlungsentwicklungen arg an den Haaren herbeigezogen sind.
Zwar kann man bei so einer Blutoper auf eine raffinierte Handlung verzichten, aber sicher nicht auf ausdrucksstarke Schauspieler, die aber durchaus vorhanden sind.
So gibt Monica Belluci eine heiße Begleiterin ab, welche sich um das Kind kümmert. Man merkt ihr vielleicht an, dass sie ein bisschen unterfordert ist, da ihr schablonenhafter Charakter keine wirklich anspruchsvolle Schauspielkunst abverlangt, aber im Großen und Ganzen passt sie gut in das Rollenschema.
Clive Owen ist gewohnt cool und bringt Mr. Smith genau so rüber wie er sein soll. Ein Antiheld mit einer großen Klappe und immer mit einem lässigen Spruch auf den Lippen. Auch wenn manchmal die Coolness in ungewollte Peinlichkeit abdriftet, hegt man dennoch Sympathien für ihn.
Paul Giamatti würde man nicht wirklich die Rolle des Psychoschurken zutrauen, da er meistens einen sympathischen Verlierer mimt. Glücklicherweise beweist er hier, dass in ihm durchaus eine dunkle Seite schlummert.
So wirkt er schön überzeichnet, was durch sein überdrehtes Charakterspiel wunderbar rüberkommt. Aber auch bei ihm gilt, nicht jede Pointe sitzt, und nicht alles ist so cool wie es sein soll.
Natürlich wird Shoot ’Em Up nicht jedermanns Geschmack sein und natürlich wird’s auf der anderen Seite auch viel an Kritik hageln. Dafür ist die Angriffsfläche einfach zu groß, so kann man den Film als ein die Gewalt verherrlichendes, sexistisches und niveauloses Prollkino bezeichnen. Aber unter uns Männer ist es einfach ein saucooler, originell inszenierter und sehr unterhaltsamer Adrenalinkick.