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Shoot 'Em Up

Shoot 'Em Up

Ein Film von Michael Davis

Action ist männlich, nichts versprüht mehr Testosteron als ein guter Actionstreifen mit bleihaltigen Feuergefechten, coolen Sprüchen und scharfen Bräuten. Da wird die Story bald zur Nebensache, wenn die Kugeln durch den Bildschirm sausen und hunderte Männer dahingemetzelt werden. Aber natürlich kommt es in erster Linie darauf an, wie das Ganze präsentiert wird.
Nicht selten bekommt man da den typischen Einheitsbrei vorgesetzt, Filme die durch ihre Effekte untergehen und eine lustlose Actioneinlage nach der anderen reihen. Viel zu selten kommt man in den Genuss von etwas wirklich Unverbrauchten oder gar Innovativen.
Shoot ’Em Up ist somit eine willkommende Abwechslung. Ein Film, der genau weiß, was er ist und dem Publikum auch nichts vorgaukelt. So gibt’s weder eine intelligente Story, noch tiefschürfende Charakterprofile, stattdessen wird eine fast 90minutige Ballerorgie mit viel Blut, coolen Sprüchen und schön viel Ironie aufgetischt. Mit einem Wort: Machokino und das in Reinstform.

So schnell kann es gehen, noch vor ein paar Minuten nichtsahnend mit einer Karotte in der Hand auf einer Bank gesessen, befindet sich Mr. Smith schon bald in einer Schiesserei wieder. Eine schwangere Frau wird von ein paar grimmigen Bastarden bedroht, und Smith schreitet wie ein edler Ritter ein. Doch all seine Mühen sind vergebens, denn die Frau kann er nicht retten, dafür aber ihr Kind, welches sie während dem Gemetzel geboren hat. Ein bisschen Ã
¼berfordert, begibt er sich mit dem kleinen Racker zur Edelnutte Donna. Diese soll zumindest fürs Erste auf ihn aufpassen, da ihre Brüste vor Milch gerade zu übersprudeln.Viel Zeit bleibt ihm da aber nicht, denn Oberschurke Hertz hat sich schon an seine Versen geheftet, und der kennt wirklich kein Erbahmen.
Shoot Shoot Shoot

Wem die Geschichte mit dem Mann und dem Baby bekannt vorkommt, ist wohl auch in den Genuss von John Woos Actionklassiker Hard Boiled gekommen. Denn ganz gleich wie Mr. Smith musste sich einst Chow Yun Fat mit einem kleinen Hosenscheißer herumschlagen.
Nur im Gegensatz zu Woo, welcher seine Charaktere und Story ernst nimmt und die Geschichte auch mit einem recht dezent Grad an Pathos erzählt, bleibt Shot ’Em Up durchgehen ironisch. Das wird schon von der ersten paar Minuten an klar, wenn Smith (nicht nur einmal) eine Karotte als tödliche Waffe benutzt und inmitten eines Feuergefechtes ein Baby entbindet.
Hört sich kurios an, und das ist es auch! Im weiteren Verlauf wird’s dann sogar noch um einiges schräger, was dem Film aber nur zugute kommt. Es vergehen keine 10 Minuten, ohne dass irgendwelche Gangster das Zeitliche segnen, oder dass sich Smith gerade in einer sehr brenzligen Lage befindet.
Da kommt die Story eindeutig zu kurz, was aber auch nicht weiter schlimm ist, da sie lediglich dazu dient, um von einer zur nächsten Gewaltorgie zu kommen. So gesehen geht es schon in Ordnung, dass diverse Handlungsentwicklungen arg an den Haaren herbeigezogen sind.

Zwar kann man bei so einer Blutoper auf eine raffinierte Handlung verzichten, aber sicher nicht auf ausdrucksstarke Schauspieler, die aber durchaus vorhanden sind.
So gibt Monica Belluci eine heiße Begleiterin ab, welche sich um das Kind kümmert. Man merkt ihr vielleicht an, dass sie ein bisschen unterfordert ist, da ihr schablonenhafter Charakter keine wirklich anspruchsvolle Schauspielkunst abverlangt, aber im Großen und Ganzen passt sie gut in das Rollenschema.
Clive Owen ist gewohnt cool und bringt Mr. Smith genau so rüber wie er sein soll. Ein Antiheld mit einer großen Klappe und immer mit einem lässigen Spruch auf den Lippen. Auch wenn manchmal die Coolness in ungewollte Peinlichkeit abdriftet, hegt man dennoch Sympathien für ihn.
Paul Giamatti würde man nicht wirklich die Rolle des Psychoschurken zutrauen, da er meistens einen sympathischen Verlierer mimt. Glücklicherweise beweist er hier, dass in ihm durchaus eine dunkle Seite schlummert.
So wirkt er schön überzeichnet, was durch sein überdrehtes Charakterspiel wunderbar rüberkommt. Aber auch bei ihm gilt, nicht jede Pointe sitzt, und nicht alles ist so cool wie es sein soll.
Shoot Shoot Shoot
Natürlich wird Shoot ’Em Up nicht jedermanns Geschmack sein und natürlich wird’s auf der anderen Seite auch viel an Kritik hageln. Dafür ist die Angriffsfläche einfach zu groß, so kann man den Film als ein die Gewalt verherrlichendes, sexistisches und niveauloses Prollkino bezeichnen. Aber unter uns Männer ist es einfach ein saucooler, originell inszenierter und sehr unterhaltsamer Adrenalinkick.

Eine Rezension von Stefan Hornig
(23. Oktober 2007)
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Daten zum Film
Shoot 'Em Up USA 2007
(Shoot 'Em Up)
Regie Michael Davis Drehbuch Michael Davis
Produktion Warner Bros
Darsteller Clive Owen, Paul Giamatti, Monica Bellucci, Stephen McHattie, Greg Bryk
Länge 86 min FSK ab 18
http://wwws.warnerbros.de/shootemup/
Kommentare zu dieser Kritik
Spanish Jack sagte am 13.11.2009 um 17:09 Uhr

@ Stefan Hornig:
Du hast recht, wenn Du einen Querverweis auf Hard Boiled von John Woo ziehst. Dieser Film diente Regisseur Michael Davis als Inspiration zu Shoot'Em Up. Im Interview sagte er, ohne
Hard Boiled hätte es Shoot 'Em Up nie gegeben. Ich sehe auch die exquisit choreographierten Shootout-Sequenzen als offen-sichtliche Hommage an Altmeister Woo. Diese Ballete des Todes
erinnern in ihrer Machart sehr an ihn. Deine Kritik zum Film
geht für mich soweit in Ordnung, nur der letzte letzte Absatz
hat mich ziemlich gestört. Von Gewaltverherrlichung, Sexismus und niveaulosem Prollkino ist da die Rede. 1. Die Gewalt in diesem Film ist derart grotesk-comichaft überzogen, so dass der Zuschauer sie in keiner Sekunde ernst nehmen kann. Die vielen ironischen Brechungen und slapstickhaften Einlagen
nehmen dem Geschehen viel von seiner Härte. Konterkariert wird
die Gewalt auch durch die Fürsorge von Owen und Bellucci, die
sie dem Baby entgegen bringen. "No Babies were harmed in this
Movie". 2. Wenn Du mit sexistisch auf die Szene anspielst, in
der Giamatti den heissen Pistolenlauf auf Frau Belluccis Schenkel drückt, ist das zwar eine sehr unschöne Geste von ihm, aber bestenfalls als Sexismus in der Version Extra-Light
anzusehen. Ich denke eher, das die Szene beim Zuschauer ein
ungutes Gefühl hervorrufen sollte. Wir haben alle Angst um
unser Genital. Hätte ihm ein Mann gegenüber gesessen, hätte
er es genauso gemacht. 3. Niveauloses Prollkino. Was hat Dich
denn da geritten ? Der Film besitzt zwar nur ein sehr dünnes
Story-Gerüst, ist aber in seiner gesamten Machart weder prol-
lig noch niveaulos. Du solltest Dir vielleicht mal die Bonus
Disc der Steelbook-Edition anschauen. Danach wirst Du anders
denken. Hoffe ich. Wenn Du die drei Attribute, mit denen Du
meinen kleinen Liebling bedacht hast, in Reinkultur erleben
möchtest, empfehle ich Dir das Italokino der 70er Jahre.
Aber deshalb um Himmels Willen keine Feindschaft. Immerhin
hast Du Shoot 'Em Up 5 Sterne gegeben und der Rest Deiner Kritik geht gut mit ihm um. Für mich ist dieser Film ein
quietschbuntes, lebensbejahendes und auch warmherziges (den-
ke an die Szene mit dem alten Wollsocken auf dem Kopf des Ba-
bys) Stück Actionkino vom Feinsten. Shoot'Em Up hat seinen festen Platz in meinem Herzen erobert (Wow !). Und das mit 6
goldenen Sternchen. So long....









Stefan TEAM sagte am 14.11.2009 um 12:17 Uhr

Mit meinem letzten Absatz hab ich eigentlich gemeint, dass der Film bei etwas konservativeren bzw nicht ganz so aufgeschlossenen Konsumenten den Eindruck hinterlassen könnte, dass er ein gewaltverherrlichendes, sexistisches und niveauloses Prollkino ist. Für mich ist Shoot 'Em Up, wie im letzten Satz beschrieben, aber ein saucooler, originell inszenierter und sehr unterhaltsamer Adrenalinkick.

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