Das menschliche Herz ist eine durch eine Scheidewand getrennte Pumpe, welche auf der einen Seite sauerstoffarmes Blut der Lunge zuführt und auf der anderen Seite das wieder mit Sauerstoff angereicherte Blut in den Körperkreislauf treibt. Das Blut dient dabei als Transportmedium von Nähr- bzw. Abfallstoffen an die verschiedenen Organe.
So sieht (grob vereinfacht) die physiologische Funktion des Herzens aus.
Trotzdem kommt dem Herzen, vor allem in der Literatur und im Volksmund, oft die Bezeichnung „Sitz der Seele“ zuteil.
Und auch wenn die moderne Hirnforschung inzwischen stetig mehr phänomenale Ergebnisse zu Tage fördert, weiss man über die Seele bisher doch eigentlich herzlich wenig bis nichts.
Vielleicht sitzt sie also ganz woanders – vielleicht tatsächlich in dem eingangs erwähnten Pumporgan…
Auch in seiner Kurzgeschichte „Das verräterische Herz“ (im Original „The Tell-Tale Heart“) hat der Schriftsteller Edgar Allan Poe dem titelgebenden Glattmuskel eine besondere Eigenschaft verliehen:
Das Herz eines Opfers schlägt mit einem solchen Lärm auf die Ohren des Täters ein, dass dieser in Angst aufschreit und sich dabei selbst verrät.
Diese kleine Schaudermär hat dann – wenn auch
sehr frei – als Inspiration zu dem Horror-Thriller „Das schwarze Herz“ gedient, welcher von den Regie-Brüdern Ridley Scott („
Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt “, „Blade Runner“) und Tony Scott („
Begierde“, „True Romance“) produzierend begleitet worden ist.
Für die Inszenierung selbst zeichnet sich Michael Cuesta, der 2001 den Spielfilm „L.I.E.“ und anschließend einige Beiträge zu den Serien „Six Feet Under“ und „Dexter“ vorgelegt hat, verantwortlich.
Das Drehbuch stammt aus der Feder des „
Horsemen“-Autoren Dave Callaham – und stellt bei dem absolut sauber umgesetzten und souverän gespielten Werk die größte Schwachstelle dar.
Der alleinstehende Vater Terry Bernard (Josh Lucas, „
Poseidon“) wird von zwei großen Problemen gleichzeitig geplagt:
Zum einen leidet seine kleine Tochter Angela (Beatrice Miller) an einem sehr seltenen, irgendwann tödlich endenden Gendefekt und zum anderen hat er sich selbst erst vor kurzer Zeit einer eiligen Herztransplantation unterziehen müssen.
Halt und Stützkraft bekommt er nur von der Kinderärztin Elizabeth Clemson (Lena Headey, „
The Broken“), die sich rührend um Angela kümmert und auch ein Auge auf deren Daddy geworfen hat.
Leider befinden wir uns hier nicht in einem romantischen Liebesfilm, sondern in einem etwas härteren Thriller mit übernatürlichen Anleihen.
Und so dauert es nicht lange, bis Terry von eigenartigen Visionen geplagt wird und sein neues Herz zu randalieren beginnt. Während eines Arztbesuches gelingt es ihm, einen Blick in seine Akte zu werfen und so die Identität seines Spenders herauszufinden.
Doch sein Herz scheint nun immer mehr Besitz von ihm zu ergreifen und plötzlich begeht Terry reflexartig Morde an Personen, die er zuvor nur in seinen merkwürdigen Flashbacks gesehen hat.
Um Licht in das Mysterium zu bringen, konfrontiert er den abgewrackten Cop Phillip Van Doren (Brian Cox, „
Trick r Treat“), der erfolglos in den Vieillard-Morden ermittelt hat, deren männliches Opfer Terrys Spender gewesen ist…
Trotz einer eigentlich spannenden Grundidee ist Regisseur Cuesta mit „Das schwarze Herz“ leider nur ein mittelmäßiger Reißer gelungen, der in erster Linie an seiner argen Vorhersehbarkeit krankt.
Warum Terrys Herz ihn zu den Taten treibt, dürfte für die wenigsten Zuschauer eine große Überraschung sein und bleibt auch nicht lange ein Geheimnis.
Ärgerlich ist auch, dass man das Geschehen stets durch die Augen des Protagonisten miterlebt und man sich deshalb zusammen mit ihm immer bewusst ist, wer die Morde gerade begeht. Hätte Cuesta – oder wahrscheinlich eher Schreiber Callaham – den Handlungsablauf etwas anders gestaltet, wäre daraus schon ein weiteres Plus zu schöpfen gewesen.
Sobald sich Terry im Klaren darüber ist, dass ihn nun eigentlich seine Pumpe leitet, bekommt man von den Machern bildlich ein Fernglas gereicht, mit dem man fast bis zum Ende des Films schauen kann.
Wenn dann das (zugegebenermaßen durchaus packende) große Finale vorbei ist, ahnt der erfahrene Zuschauer, dass da noch etwas fehlt. Da kommt noch ein Knall.
Und genauso ist es dann auch.
Im Grunde könnte man das Werk ja geradezu als „belanglos“ abtun – was hat man schließlich von einem Spannungsfilm, der einen gleich zu Beginn tief in die Karten schauen lässt?
Nun, man kann „Das schwarze Herz“ mit Sicherheit einige Kritikpunkte vorwerfen (u.a. einiges an medizinischem Blödsinn und eine unglaubwürdige Figurenkonstellation), jedoch nicht, dass er trotz seiner Mängel langweilig geraten wäre.
Dafür ist Cuestas Inszenierung einfach zu tight, zu versiert. Er schafft es, dem Film eine gewisse Stimmung zu verleihen, die die Zuschauer bei der Stange hält.
Auch die visuellen Spielereien, die zum Glück dezent und handlungsdienlich eingesetzt werden, gefallen durchaus.
Was das Werk aber letztlich am stärksten in das solide Mittelfeld rettet, sind seine Darsteller:
Sowohl Josh Lucas, als auch Lena Headey und der eigentlich immer großartige Brian Cox liefern zwar keine überragenden Leistungen ab, wissen aber zumindest genau, was sie noch aus ihren limitierten Figuren herauskitzeln können.
Damit stellt „Das schwarze Herz“ unter dem Strich keinen nennenswert guten Film dar, aber kann dem Thrillerfan – ebenso wie auch der bereits erwähnte „
Horsemen“ – als nette Unterhaltung über die langen Abendstunden helfen.
Dem gerne zitierten Edgar Allan Poe wird er allerdings in keinster Weise gerecht…