Der Film brennt! Er reißt einen mit! Er lässt einem keine Luft zum Atmen! Und diese unglaublichen Schauspieler…
Genauso schnell wie in diese Rezension wird auch der Zuschauer in die Handlung des Films „The Rock – Fels der Entscheidung“ geworfen, wo er, kaum dass er sich orientierungslos umgesehen hat, auch schon weiter in die tieferen Abgründe des Plots und der effektreichen Action gezogen wird.
Stanley Goodspeed (Nicolas Cage) ist ein ganz normaler FBI-Agent, zuständig für chemische Waffen und Meister seines Fachs. Alles, was er will, ist ein paar Takte auf seiner Gitarre zu klimpern und seine schwangere Freundin zu ehelichen. Also warum noch einmal befindet er sich jetzt mit einem Haufen schießwütiger Möchtegernmärtyrer auf diesem verdammten Berg und soll eine ganze Metropole voll Menschen retten?
Ach ja, da war doch was… Ex-General Frank Hummel (Ed Harris), der mit seinem Arbeitgeber, den ach so solidarisch scheinenden Vereinigten Staaten, mehr als unzufrieden ist, verschanzt sich mit einigen weiteren Abtrünnigen der Armee im ehemaligen Gefängnis von Alcatraz, das jetzt nur noch als Touristenhochburg herhält. Gut so, denn so hat Hummel gleich ein paar – genau genommen 81 – Geiseln und zusätzlich einige mit chemischem Giftzeugs bespickte Raketen, die er auf San Francisco abfeuern will, sollte seiner Forderung nach 100 Millionen Dollar nicht nachgekommen werden.
Wer kann helfen? Natürlich das findige FBI, das s
o schlau war, einen Ex-Sträfling mit auf die Mission zu nehmen, da John Patrick Mason (Sean Connery) der einzige Mensch ist, der jemals erfolgreich von Alcatraz fliehen konnte und sich somit wie kein zweiter auf dem Gefängnisberg auskennt und weiß, wie man sich einschleichen kann.
Ach ja, und da ist natürlich noch Stanley Goodspeed, der im Moment ja eh nichts besseres zu tun hat, als Heiratspläne zu schmieden und somit gleich mit nach Alcatraz kommen kann, um die hochgiftigen Raketen zu entschärfen.
Begleitet werden unsere beiden Haupthelden, Goodspeed und Mason, von einer wunderbaren Filmmusik, die fast allein dafür verantwortlich ist, dass man sich vor Spannung an seine Armlehnen krallt und sicherlich nicht dem Gedudel entspricht, das sonstige Actionfilme untermalt.
Die schon komplexe Story wird von noch vielschichtigeren Figuren, die die drei Hauptdarsteller spielen, getragen. Da ist zum einen Frank Hummel, der nach außen hin als rücksichtsloser Märtyrer erscheint und ganz San Francisco mit einem Knopfdruck auslöschen könnte. Allerdings ist dies nur Fassade, Hummel ist keineswegs das Charakterschwein, das er vorgibt zu sein. In Wirklichkeit nämlich hat er nicht vor, irgendeine der Geiseln auch nur zu verletzen, geschweige denn San Francisco mit einer Ladung Giftgas wegzupusten.
Mason wird als eiskalter, gefährlich scheinender Schwerverbrecher vorgestellt und entpuppt sich als gerechte Intelligenzbestie und fürsorglicher Vater.
Und dann ist da Goodspeed, der Held dieser Geschichte und ganz genre-unlike eine sehr glaubwürdige Figur, denn Goodspeed managt nicht alle Gefahrensituationen auf Anhieb und mutiert auch nicht von heute auf morgen zur kampferprobten Killermaschine. Goodspeed bricht kurz vor Antritt der Mission fast zusammen vor Angst und ist von Sorgen um seine Verlobte geplagt. Auch während seiner Odyssee durch Alcatraz hat er immer wieder Schwierigkeiten, da er eben Chemiker ist und eher selten Menschen erschießt.
Vor allem beeindruckt auch das Spiel zwischen Mason und Goodspeed, die im Laufe des Films die Rollen tauschen. Erst hat der Ex-Knacki die Oberhand, führt den ängstlichen Goodspeed durch Alcatraz und rettet hier und da seine Haut. Doch kaum hält Goodspeed die chemische Substanz, mit der die Raketen bespickt sind, in den Händen, ist er in seiner Welt und kommandiert nun Mason herum, während dieser nur reagiert. Am Ende glänzen beide dann durch perfekte Zusammenarbeit.
Der Film nimmt sich also Zeit für die Entwicklung der Persönlichkeiten und ihrer Beziehung zueinander und konfrontiert einen nicht mit fertigen Beinahe-Superhelden.
Am Ende wird „The Rock – Fels der Entscheidung“ dann sogar moralisch und stellt eine unlösbare Frage: „How does one weigh human life?“ San Francisco mit einer Million Zivilisten ist bedroht, also sollte die Bedrohung – Alcatraz – zerstört werden. Dort aber befinden sich immerhin 81 unschuldige Geiseln… Kann man das Leben von 81 Menschen gegen das von einer Million aufwerten? Ist so etwas überhaupt möglich?
Letztendlich ist zu sagen, das „The Rock – Fels der Entscheidung“ einfach eine runde Sache darstellt: rasante Story, knallbunte Action, mitreißende Musik, tolle Darsteller, komplexe Figuren und sogar ein wenig Tiefe – was will der Actionfreund mehr?