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2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
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Bis ans Ende der Welt
von Wim Wenders




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Der Sternwanderer

Der Sternwanderer

Ein Film von Matthew Vaughn


„A philosopher once asked: ‚Are we human because we gaze at the stars, or do we gaze at them because we are human?’ Pointless, really... ‚Do the stars gaze back?’ Now that`s a question.”


Es ist gewiss kein Geheimnis, dass Märchen seit jeher etwas Faszinierendes anhaftet, das nur schwerlich in Worte zu fassen ist. Manche schreiben diese Faszination der Zeitlosigkeit des märchenhaften Stoffes zu, der schon so viele, viele Jahre überdauert hat; wiederum andere verbinden mit dem umfangreichen Grimm`schen Fundus an Erzählungen einfach „nur“ schöne Kindheitserinnerungen. Gemeinsam haben diese beiden Gruppen in jedem Fall eins: sie alle unterstreichen eindrucksvoll, dass Märchen bei jeder einzelnen Person etwas bewirken können. Wobei dieses „etwas“ jedoch meistens für mindestens genauso viele Möglichkeiten steht wie das tapfere Schneiderlein dereinst Fliegen erledigt hat. „Meistens“ bedeutet aber nun einmal nicht „immer“, weshalb hier und da Ausnahmen von der Regel auftauchen, die die sieben und mehr möglichen Wirkungen reduzieren auf lediglich eine einzige. Märchenhaft, in der Tat. Lauschen wir also der Geschichte eines jungen Mannes namens Tristan, der seiner Geliebten verspricht, ihr als Liebesbeweis einen gefallenen Stern zu bringen. Es war einmal vor 150 Jahren...


Wir befinden uns im kleinen englischen Dorf Wall, welches durch eine große Steinmauer vom dahinterliegenden Märc
henreich Stormhold abgetrennt ist. Niemand hat es bisher gewagt, die Mauer zu passieren, und der einzige Durchgang (ein Loch in der Mauer) wird seit einer halben Ewigkeit von einem alten Mann (David Kelly) bewacht. Doch Neugier treibt den jungen Dunstan Thorn (Ben Barnes), und tatsächlich gelingt es ihm eines Tages, durch eine List das unbekannte Land zu betreten, wo er sich sogleich auf einem großen Jahrmarkt der Merkwürdigkeiten wiederfindet. Es ist eine junge, hübsche Frau (Kate Magowan), die Blumen verkauft, die ihn auf den ersten Blick fasziniert. Sie „verkauft“ ihm für einen Kuss ein Schneeglöckchen als Glücksbringer und erklärt Dunstan, dass sie in Wirklichkeit eine Königstochter sei, die nun als Sklavin arbeiten müsse. Eine Zauberkette bindet sie an den Wohnwagen ihrer Herrin, der Hexe Sal (Melanie Hill), die jedoch gerade nicht zugegen ist. So bittet die Hübsche den jungen Neugierigen, doch zu ihr in den Wagen zu kommen. Was dort geschieht, zeigt erst neun Monate später Wirkung, als bei Dunstan – inzwischen wieder zurückgekehrt – ein Baby in einem Korb abgegeben wird, welches fortan von ihm in Wall aufgezogen wird.


18 Jahre später ist aus dem Baby ein schon recht stattlicher Junge namens Tristan (Charlie Cox) geworden, der sich unsterblich in die gleichaltrige Victoria (Sienna Miller) verliebt hat, die jedoch mit dem Schönling Humphrey (Henry Cavill) liiert ist. Tristan lässt nicht locker, die von ihm Angebetete zu umgarnen und sieht seine Chance gekommen, als sich die Schöne zu einem nächtlichen Rendezvous unter dem Sternenhimmel hinreißen lässt. Denn als die beiden eine Sternschnuppe sehen, die hinter der Mauer aufschlägt, entsteht in seinem Kopf die tolldreiste Idee, seiner Victoria als Liebesbeweis den gefallenen Stern zu bringen. Victoria ist sofort Feuer und Flamme und setzt Tristan die Frist von einer Woche, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Andernfalls werde sie nicht ihn, sondern den ihr eigentlich versprochenen Humphrey heiraten. Wenn der Abenteurer gewusst hätte, dass die Sternschnuppe in Wirklichkeit der Abendstern war, der durch einen fliegenden Zauberrubin eher unfreiwillig auf die Erde geholt wurde, hätte er vielleicht von seinem weiteren Vorhaben abgelassen. Der Zauberrubin wurde nämlich vom sterbenden König von Stormhold (Peter O`Toole) losgeschickt, um seinen rechtmäßigen Nachfolger zu ermitteln, weshalb sich nun die verbleibenden (und überaus mordlustigen!) Söhne auf die Suche nach ihm machen. Aber auch die böse Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) heftet sich an die Fersen des gefallenen Sterns, um endlich wieder ihre ehemalige Schönheit zurückzuerlangen. Tja, wenn Tristan doch nur gewusst hätte, auf was für ein Abenteuer er sich da eingelassen hat...! Zu allem Überfluss entpuppt sich nämlich der Stern nicht als Stein, sondern erscheint in Form einer jungen Frau (Claire Danes), die überhaupt nicht sonderlich erpicht darauf ist, als Geschenk für Tristans Freundin herhalten zu müssen.

Der SternwandererDer SternwandererDer Sternwanderer

Matthew Vaughn, Ehemann von Claudia Schiffer, ist in der Vergangenheit neben seiner Tätigkeit als Produzent erst durch den sehr positiv aufgenommenen Film „Layer Cake“ [2004] als Regisseur in Erscheinung getreten. „DER STERNWANDERER“ ist somit die zweite Regiearbeit des jungen Filmschaffenden, und auch die Verfilmung des Romans vom Hit-Autor Neil Gaiman (Co-Autor von „Die Legende von Beowulf“ [2007]) schlägt erfolgsmäßig in dieselbe Schneise wie der Vorgänger. Kritiker und Zuschauer waren nach Sichtung größtenteils voll des Lobes, so dass sich Vaughn fast wie im Märchen gefühlt haben muss. Wahrscheinlich überkam den Regisseur ein ähnliches Gefühl, als vor Drehbeginn große Namen wie Robert De Niro, Peter O`Toole und Michelle Pfeiffer zusagten, der Filmwerdung von Neil Gaimans „Märchen für Erwachsene“ beizuwohnen. Sie alle wurden an Bord versammelt, so dass das Produktionsstudio aufgrund der bisherigen Starbesetzung auch zuließ, die männliche Hauptrolle des Tristan mit einem bisher eher unbekannten Schauspieler namens Charlie Cox zu besetzen. Nach Ansicht des Regisseurs wäre es der Geschichte nicht zugute gekommen, wenn ein Star vom Schlage eines Orlando Bloom – möglicherweise etwas entfremdet mit seltsamem Haarschnitt und dicker Brille – als Tristan gecastet worden wäre, da somit von vornherein klar gewesen wäre, wie der Hase läuft. Anders hier: Charlie Cox macht seine Sache ausnahmslos gut und spielt den abenteuerlustigen Tristan mit einer solchen Spielfreude, dass man den Schluss ziehen könnte, hier musste sich jemand gar nicht sonderlich viel verstellen.

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Die mit Claire Danes prominent besetzte zweite Hauptrolle ist überdies eines der vielen weiteren Glanzlichter (wie passend), die der Film bietet. Sie verleiht dem gefallenen Stern ein zutiefst menschliches, einfühlsames Gesicht, das hier und da mit leisem Humor überrascht. Überhaupt ist „DER STERNWANDERER“ ein erfrischend lustiges, originelles Fantasymärchen, das all die umherwandernden fantastischen Elemente nicht ausschließlich zum Zwecke des Präsentierens von Schauwerten benutzt, sondern sie als etwas Alltägliches darstellt. Das hiermit einhergehende Skurrile ist somit völlig normal und wirkt – so man sich dieser Tatsache bewusst ist – niemals aufgesetzt oder grundlos übertrieben. Der Zuschauer lacht über den tuntigen Pirat in Gestalt des gestandenen Schauspielers Robert De Niro und schmunzelt während der Verjüngungsaktion der Hexe Lamia, die einfach mal völlig grundlos die Hüllen fallen lässt – auf dem Papier mag sich dies zurecht seltsam anhören, aber im Film passt es einfach. Genauso wie die in alten Geschichten so oft bemühte böse Königin vor den sprechenden Zauberspiegel. So sind sie eben, die Märchen. Fern ab aber vom Kitsch, der zeitweise einige Märchen heimsucht, kreierte Matthew Vaughn mit durchweg gelungenen Visual Effects seine eigene, mitunter sehr düstere Märchenwelt voller zauberhafter Charaktere und wundersamer Geschehnisse, teils sehr frei nach der von Neil Gaiman erdachten Geschichte, die geradewegs einem staubigen Märchenwälzer entsprungen sein könnte. So säumen Hexen, Einhörner, fliegende Piratenschiffe und Zauberpflanzen den langen Weg unseres Helden Tristan. Ein junger Mann, der sich aufmachte, die wahre Liebe zu finden.

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„DER STERNWANDERER“, der trotz Märchenthematik eher ungeeignet für die ganz Kleinen ist, erweist sich im Ergebnis glücklicherweise wieder als erfrischend unterhaltsames Fantasyabenteuer, nachdem einige Produktionen in den letzten Jahren mehr enttäuschten denn begeisterten. Tolle Effekte gehen Hand in Hand mit tollen Schauspielern und einer nicht sonderlich komplizierten, dafür aber originell gestrickten Geschichte über Liebe, Heldenmut und Abenteuer. So schließt sich auch plötzlich der Kreis zum Anfang, denn während Take Thats „Rule the World“ den Abspann einläutet, kommt der Zuschauer nicht umhin, die eingangs erwähnte Ausnahme nickend zu bestätigen. Der märchenhaft schöne Film über einen hellen Stern, der auf die Erde kam, kann nämlich im Grunde nur eine einzige Wirkung hervorrufen, die so naheliegend wie einleuchtend ist: er lässt uns schlicht und ergreifend strahlen.


Eine Rezension von Stefan Rackow
(13. März 2008)
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Daten zum Film
Der Sternwanderer USA 2007
(Stardust)
Regie Matthew Vaughn Drehbuch Jane Goldman, Matthew Vaughn, nach der Romanvorlage "Stardust" von Neil Gaiman
Produktion Lorenzo di Bonaventura, Michael Dryer, Neil Gaiman, Matthew Vaughn Kamera Ben Davis
Darsteller Claire Danes, Charlie Cox, Michelle Pfeiffer, Robert De Niro, Sienna Miller, Ricky Gervais, Peter O'Toole, Rupert Everett, Jason Flemyng, Mark Strong, Henry Cavill, Melanie Hill, Kate Magowan, David Kelly, Ben Barnes
Länge 122 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://movies.uip.de/dersternwanderer/
Filmmusik Ilan Eshkeri
Anmerkung Grundlage dieser Rezension war die am 6.3. 2008 veröffentlichte DVD aus dem Hause Paramount. Vielen Dank für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Kommentare zu dieser Kritik
Zombie-mower TEAM sagte am 14.03.2008 um 00:42 Uhr

"Der Sternenwanderer" war für mich der persönliche Überraschungskinofilm des vergangenen Jahres. Nach den eher visuell als substantiell opulenten Augenwisch-Spektakeln wie den letzten Harry Potter Film und den von Special Effects überladenen jüngsten Spider Man Teil habe ich in diesem Märchen nicht so viel erzählerische und schauspielerische Dichte erwartet als dann letztendlich der Fall war.

Das Ergebnis sorgte bei mir dann ganz schön oft für heruntergefallene Kinnlade, ich weigere mich schon fast, die Story als einfach zu bezeichnen. Hier verwinden sich drei Haupterzählstränge (die Geschichte der opportunistischen, sich gegenseitig in den Rücken fallenden Thronfolger, die des der Mid-Life-Crisis zum Opfer fallenden Hexengeschwister-Trios und das des aufeinaner eher gestoßenen als zueinander gefundenen Pärchens Tristan und das Sternen-Mädchen) in einem harmonischen Ganzen und werden noch von zahlreichen anderen Randexistenzen bereichert.
Eigentlich ist die Geschichte sogar dermaßen schillernd und inhaltlich von mehreren grotesken Episoden erfüllt, dass man daraus eine würdige Trilogie hätte schaffen können.
Die Bandbreite der Einfälle hätten dem Kopf eines Terry Gilliam entstammen können.

Im Grunde kann ich am Film keine Schwächen erkennen und rätsle immer noch, weshalb unser Rezensist keine Vollbewertung vergibt. Schließlich befindet sich die Handlung immer in einer unaufhaltsamen Dynamik, die Inszenierung ist äußerst aufwendig (ist vom Budget mit seinen 65 Mio. Dollar fast ein Drittel so teuer wie "Van Helsing" und schaut dennoch noch pompöser und bunter aus), die Effekte sind hier genau die Würze in der Suppe, der Humor ist zum wegknicken und die Schauspieler spielen bis in die kleinste Rolle vorzüglich.
Der Hauptdarsteller Charlie Cox hat die charmante Präsens eines jungen Brendan Frasers und hat mit ihm neben den Gesichtszügen auch sehr starke Ähnlichkeiten im selbstironischen Humor. Michelle Pfeiffer ist eine Abwechslung von sexy femme fatale, fieses Biest und wandelnder Zombie - und spielt auch herrlich gegen ihr Image. Robert De Niro bietet zum Schluss ein herrliches Bonbon von gekonnter Vorführung seines komödiantischen Talents (wahrlich so großartig wie in "Meet the Parents") und beweist eindrucksvoll, dass Johnny Depp nicht der einzige Schauspieler in Hollywood ist, der einen homosexuellen Piraten glaubhaft und urkomisch darstellen kann.

Ich kann diesen Film nur jedem Zuschauer jeglichen Alters empfehlen.

Naja, einen Grund zum Meckern habe ich doch gefunden:
Der deutsche Titel ist wiedermal eine einzige Beschämung, untergräbt er doch die Bedeutung des erst zum Schluss im Film aufgelösten Geheimnisses vom "Stardust".
Stefan R. TEAM sagte am 14.03.2008 um 10:54 Uhr

Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Ich wundere mich gerade selber, dass ich nur 5 Sterne sehe, da ich - wie ja aus der Rezension hervorgeht - eigentlich die Vollwertung vergeben wollte. Wird flugs geändert!

Terry Gilliam stand übrigens zur engeren Wahl als Regisseur des Films, wollte aber nach "Brothers Grimm" [2005] keinen weiteren Fantasy-Film mehr drehen.
Renee TEAM sagte am 18.04.2008 um 18:41 Uhr

Ich bin immer noch traurig darüber, dass mir "Der Sternwanderer" als Kinoerfahrung entgangen ist. Aber wenigstens wurde mir kürzlich ermöglicht, das Anschauen in höchst angenehmer Umgebung nachzuholen. Mir wurde viel versprochen, die Erwartungen waren groß - und sie wurden nicht enttäuscht. Was sich da vor meinen Augen entfaltete war eine der schönsten und einfallsreichsten Geschichten, die in den letzten Jahren filmisch erzählt wurden. Mir gefällt der Gedanke sehr, dass unsere Realität ganz nah am Phantastischen liegt, viel näher vielleicht als wir es ahnen. Märchen dienen immerhin seit jeher nicht nur der Unterhaltung, sondern haben stets belehrenden und unterweisenenden Charakter, was umso besser funktioniert, wenn sich Leser, Zuhörer und wie in diesem Falle Zuschauer sich vorstellen können, dass das Erzählte tatsächlich einer vielleicht längst vergangenen oder räumlich weit entfernten, aber nichtsdestotrotz wahrhaftigen Realität entspringt. "Der Sternwanderer" greift genau diese Idee auf und gibt so der Geschichte eine glaubhafte Note, wobei die künstlerischen Effekte - so oppulent sie sein mögen - stets das Maß halten und nie aufgesetzt wirken. Genaugenommen nimmt man sie nie bewusst als solche wahr, denkt nie darüber nach, wie sie wohl zustande kamen. Vielmehr nimmt man sie als Teil der Geschichte hin, begreift sie als für die im Film geschaffene Welt selbstverständlich. In derart natürlicher und ungezwungener Weise einen solch phantastischen Stoff zu verpacken zeugt von großem Geschick. Und so präsentiert der "Der Sternwanderer" nicht nur einfach ein traumhaftes Märchen, sondern ein fesselndes Abenteuer, das aus einer zutiefst menschlichen, mitreißenden Geschichte erwächst. Ganz großes Kino.
Stefan R. TEAM sagte am 25.03.2010 um 15:43 Uhr

Free-TV-Premiere heute abend um 20.15 Uhr bei Sat1, Wiederholung 0.15 Uhr - anschauen!

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