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Cloverfield

Cloverfield

Ein Film von Matt Reeves

Irgendwie hätte man schon gerne die Gesichter von jenen Leuten gesehen, die im letzten Sommer vor dem großen Transformers Blockbuster das erste Mal den mysteriösen Trailer von Cloverfield zu Gesicht bekamen. Eine lauschige Party wird von der einen auf die andere Sekunde zerstört und endet mit einer enthaupteten Freiheitsstatue. Das alles in verwackelten Bildern gehalten und voila, schon hat man den größten Hype seit Blairwitch Project. Die Internetforen quollen vor Gerüchten über, jeder User trug einen kleinen Teil dazu bei, dass das Marketing von Cloverfield so perfekt funktionierte. Die Geschichte wurde unter Verschluss gehalten, damit auch niemand einen klitzekleinen Brocken mitbekommt. Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Meister der Geheimniskrämerei, J. J. Abrams, als Produzent hinter dem ganzen Projekt die Fäden zog.

Für all jene, die noch nie etwas vom Mysterium Cloverfield mitbekommen haben, hier mal eine kurze Einführung. Der gesamte Film wird aus der Perspektive von einer Person erzählt. Der Clou, es handelt sich hierbei nicht um hochwertige Aufnahmen, sondern lediglich um einen Amateurfilm, der mit einer handelsüblichen Handkamera aufgezeichnet wurde. Während Hud nur die Aufgabe bekommen hat ein paar Impressionen von Robs Abschiedsparty aufzunehmen, verkommt der Hobbyfilmer aber bald zur Nervensäge, die selbst bei den brenzligsten Situationen die Kamera nicht ausschaltet. Denn nachdem die Party von einem gigantische
n Ungeheuer zerstört wird, welches gerade dabei ist New York in Schutt und Asche zu legen, versucht der selbst ernannte Kameramann, zusammen mit seinen besten Freunden, aus der Stadt zu flüchten.
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Die ersten 20 Minuten können schon schnell die Geduld des Otto Normalverbrauchers
strapazieren. Ein nicht enden wollendes Partygequassel, soll dem Zuschauer die Charaktere und deren Umfeld ein bisschen näher bringen. So gibt’s eine Einführung in das Liebesleben einer handvoll gut aussehender New Yorker. Natürlich nicht so stylisch wie Sex and the City und wirklich Nerven strapazierend. Sobald der Zuschauer aber diese kleine Tortur überstanden hat, kann sich der Genrefreund auf einen kleinen Leckerbissen freuen. Denn wenn das Monster einmal die Bühne betritt, dann mit so einer Wucht, dass man schon fast aus den Kinosesseln geblasen wird. Sobald die ersten Gebäude einstürzen, kommt eine beängstigende 9/11 Atmosphäre auf. Die Menschen wanken durch eine gigantische Staubwolke und irren planlos, wie auch geschockt durch die zerstörten Straßen von New York. Spätestens jetzt wird klar, wie konsequent Cloverfield vorgeht. Durchgehend wird das „Handkamerafeeling“ suggeriert, ohne auch nur den kleinsten stilistischsten Einwurf. Auch Fernsehnachrichten werden nicht, wie man es sich vielleicht erwartet, einfach eingeblendet, sondern ebenfalls von der Kamera aufgenommen. Man hat tatsächlich das Gefühl ein Archivmaterial anzuschauen. Natürlich ist das alles nicht mehr so originell wie es Blair Witch Project vorgemacht hat, dennoch bleibt das unmittelbare Mittendringefühl durchgehend vorhanden und die Atmosphäre wunderbar unverbraucht.

So hetzen die Protagonisten quer durch New York. Mit der Angst im Nacken, versuchen sie so gut es geht aus der Hölle zu entkommen. Dass dabei die Logik manchmal auf der Strecke bleibt, ist wohl selbstverständlich. So wird sich der kritische Zuschauer schnell einmal fragen, wie lange der Akku der Kamera hält. Ebenfalls strapazieren leichtfertige Entscheidungen der Protagonisten, recht blad das Nervenkostüm des Rezipienten. Der ewige Drang von Rob seine Geliebte zu retten ist nicht nur recht unverständlich, da kaum auf die Beziehung zwischen den beiden eingegangen wird, sondern wirkt sich auch ein bisschen auf die so mühsam erstellte realistische Atmosphäre aus. Nachdem sein halber Freundeskreis das Zeitliche gesegnet hat, weicht er noch immer nicht von dem heroischen Gedanken ab, seine „Quasifreundin“ zu retten. Selbst beim Blair Witch Projekt, kam es zu einem Zeitpunkt, ab dem jeder nur an sich dachte und höchst egoistisch agierte. Das bleibt hier aus und die elendige „Keiner wird zurück gelassen“ Sentimentalität wird Genre typisch auch hier zelebriert. Natürlich sind solche Aktionen die Eckpfeiler eines jeden Monsterfilms, aber wenn schon die Inszenierung anders ist, wieso dann nicht auch die Dramaturgie?
Für den ewigen Internet-Foren- Fan, welcher sich schon wahnwitzige Verschwörungstheorien ausgetüftelt hat, bleibt nur zu sagen, dass alles nicht so mysteriös ist, wie es das Marketing vielleicht vorprophezeite. Es bleiben viele Fragen offen, und das was es zu sehen gibt, ist bei weitem nicht so geheimnisvoll, wie es der Trailer vermuten ließ. Enttäuschend ist es auf keinen Fall, nur wird der Zuschauer mit einem dicken Fragezeichen alleine zurückgelassen.
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Eins ist klar, Cloverfield hat den Zahn der Zeit perfekt getroffen. Ein Film für die von den Medien so liebevoll benannte Youtube – Generation. Ein Film, der vielleicht nicht perfekt ist, aber rein von der Marketingidee leise Zukunftstöne spukt. Dass dann das Endprodukt an sich den hohen Erwartungen nicht vollkommen gerecht wird, ist vielleicht ein bisschen ernüchternd, aber im Endeffekt wird nur verdeutlicht, wie viel Luft nach Oben noch vorhanden ist.

Eine Rezension von Stefan Hornig
(27. Februar 2008)
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Daten zum Film
Cloverfield USA 2008
(Cloverfield)
Regie Matt Reeves Drehbuch Drew Goddard
Produktion J. J. Abrams
Darsteller Michael Stahl-David, Odette Yustman, Mike Vogel, Lizzy Caplan
Länge 85 min FSK ab 16
http://www.cloverfieldmovie.com/
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 27.02.2008 um 16:49 Uhr

Ein in der Tat schwieriger Film. Einerseits tierisch unterhaltsam, andererseits vom Ansatz her irgendwie...kacke. Und das furchtbare Publikum im Kino war auch nicht hilfreich.

Ich erinnere mich an den Typen neben mir: "Warum filmt der die ganze Zeit? So ein Scheiss. Blabla."
Aber der hinter ihm war gut: "Weil dann der Kack-Film aus wäre, und jetzt Fresse du Idiot!"

Aber nun gut, da kann der Film nichts für. Das virale Marketing ist ja ne ganz nette Idee, mich stört allerdings sehr, dass der Film sich als echt verkauft. Aber das ist er ja definitiv nicht, denn die Zerstörung NY hätte man ja mitbekommen.

Viel schlimmer finde ich, dass er seinen Ansatz nicht radikal genug verfolgt. Das fängt natürlich mit der fragwürdigen Aku-Laufzeit an (hier ist in deiner Rezension ein Fehler, da es kein Tape ist, sondern auf Speicherkarte aufgezeichnet wird). Aber auch filmt Hud zu professionel, und das stört mich viel mehr. Geht man beim großen Vorbild davon aus (dazu gleich mehr), dass es sich um Profis oder Semiprofis handelt, ist so manch Kameraführung verständlich. Aber Hud ist nunmal Laie und filmt dafür zu gezielt. Das ist einerseits an unzähligen Reaction-Shots bei Dialogen zu sehen, was sicherlich nicht so gefilmt werden würde. Andererseits, und das als symptomatische Szene, bedient sich Hud einer Filmsprache, die die fiktive Realität aufbricht und damit die Prämisse des Films eigentlich ad absurdum führt. Die symptomatische Szene ist die auf der Brücke, als sich die Gruppe in dem Menschentross befindet. Hauptdarsteller A bekommt einen Anruf, Hud bleibt stehen, filmt ihn dabei, Darsteller B bis X laufen aber weiter. Nun schreit Hud, sie sollen stehenbleiben und warten, und genau hier bricht der Film. Hud zoomt beim Schreien auf die Freunde in der Ferne, anstatt die Kamera zu Boden zu richten und sich eine Hand vor den Mund zu halten, wie man das halt so macht. Eine Szene die mich sehr gestört hat und exemplarisch für den Film ist.

Ansonsten ist in deiner Kritik ein weiterer Fehler, und zwar das große Vorbild Blair Witch.
"Natürlich ist das alles nicht mehr so originell wie es Blair Witch Project vorgemacht hat..."
Blair Witch macht nichts vor, sondern nach. Blair Witch kopiert Cannibal Holocaust, somit ist dieser eigentlich der Ursprungsquelle dieses Stils. Zumindest ist mir persönlich kein Film vorher bekannt, der den Ansatz ähnlich verfolgt.

Trotzdem bleibt Cloverfield unterhaltsam, wenn man das ganze eben nicht als "Laiendokumentation" sieht. Nervig ist das Pathos, aber nun gut, man könnte Cloverfield ja schon als Allegorie auf 9/11 sehen, kein Wunder das die Amis da zusammenhalten müssen. Und das Sequel wird ja schon geplant.
Stefan TEAM sagte am 27.02.2008 um 18:54 Uhr

Das mit der Speicherkarte hab ich wohl nicht mitbekommen, danke jedenfalls für den Hinweis.
Dennoch halte ich Blair Witch Project für den großen Bruder. Denn vielleicht hat es das Stilmittel der Amateurkamera schon vorher gegeben, nur war Blair Witch Project der erste Film hinter dem auch ein superb ausgeklügeltes Marketingsystem stand.
Also ich hab mich dabei nicht nur auf den Film, sondern auch auf das alles drum herum bezogen.
Damocles TEAM sagte am 27.02.2008 um 20:16 Uhr

Ja, aber gerade das ganze drumherum war im Endeffekt nur eine Kopie von Cannibal Holocaust, natürlich im Zeitalter des aufstrebenden Internets.

Aber auch bei CH wurde das "gefundene Material" als echt verkauft, inkl. Fake-Schrifttafeln im Abspann. Die Schauspieler durften ein Jahr lang nicht in der Öffentlichkeit auftreten, da sie ja für tot gehalten werden, etc.
Anj TEAM sagte am 28.02.2008 um 17:09 Uhr

Ich habe Cloverfield als besseren "Godzilla" in "Blair Witch Project"-Machart gesehen. (Dabei habe ich eben auch gedacht, dass der Stil von Blair Witch kopiert sit, denn - nun ja - Cannibal Holocaust ist nicht unbedingt ein Film, den ich gesehen habe)

Wo fang ich an? Am besten am Anfang. Auch ich habe mich gefragt, warum man denn die Zuschauer mit einer so in die länge gezogenen PAryszenerie langweilt. Auch kam bei mir ein Hauch von Langeweile auf. Im Nachhinein finde ich das aber gerade gut: Durch diese etwas langeilige, ruhige, normale Stimmung gibt es einen viel großeren atmopshärischen Bruch, als die Partyleute aufs Dach stürmen und mitkriegen, dass irgendwas Schlimmes vor sicht geht. Somit schwenkt auch beim Zuschauer die Stimmung um: von diesem Moment an ist man total gebannt. Super gemacht, wie ich finde.

Die Spannung ist überhaupt das beste an dem Film. Normalerweise bin ich ein Typ, dem bei Wackelkamera schlecht wird. Aber bei Cloverfield ist mir das nichtmal aufgefallen, da ich so mitfieberte.

Authentisch wirkte der Film vor allem durch die Aufnahmen, die die Leute durch die vernebelten Straßen rennen und in Geschäfte flüchten zeigt. Das erinnert wirklich sehr sehr stark an Originalaufnahmen vom 11. September.

Zwei Minuspunkte: Wie schon in der Rezension erwähnt fand ich die Darsteller einfach zu unauthentisch, da alle so überdurchschnittlich attraktiv sind. Außer der Typ, der die ganze Zeit filmt, aber den sieht man ja auch kaum. Zweiter Punkt ist eben diese "Wir lassen niemanden zurück"-Problematik. Zuerst konnte ich das gut nachvollziehen, denn durch Schock und Angst kann amn wahrscheinlich nicht mehr klar denken und sich jeden Schirtt genau überlegen. Da stürmt man los und lässt sich vom überschäumenden Gefühl leiten. Später allerdings fand ich es dann aber auch nur dämlich, dass eine ganze Gruppe Leute wegen einer Freundin, die höchstwahrscheinlich sowieso tod ist, ihr Leben aufs Spiel setzt. So sehr ich die Moral vn wegen niemanden zurück lassen auch mag, emfpand ich sie in diesem Film als unpassend.

Und Damocles, die Leute, die mit dir im Kino saßen, find ich toll. bei uns wurde es erst so witzig, als meine Freundin und ich im Abspann mitsangen... Und da bin ich auch schon beim Punkt Musik, die im Abspann läuft: Ich fand die total sußer! Erinnerte mich sehr an King Kong der 30er Jahre und als dann auch noch diese Frauenstimmen losheulten, musste ich einfach mitmachen. Klasse!

Alles in allem ein toller Film. Nicht perfekt, aber für einen Abend voller Spannung vollkommen perfekt!

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