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What have you done to Solange?

What have you done to Solange?

Ein Film von Massimo Dallamano

Duschende InternatschĂŒlerinnen bereichern ja prinzipiell erstmal jeden Film, und wenn es sich dabei noch um einen Giallo von Massimo Dallamano handelt, was soll da noch schief gehen? In deutschen Landen firmierte die ganze Chose dann auch wieder in der Edgar Wallace Reihe unter „Das Geheimnis der grĂŒnen Stecknadel“, denn immerhin macht uns Joachim „Blacky“ Fuchsberger der ermittelnden Kommissar. Der Film markiert immerhin Nr. 37 der Edgar Wallace Filme, ist also der VorgĂ€nger von Umberto Lenzis Seven blood-stained Orchids und damit auch der vorletzte Film dieser legendĂ€ren Reihe.
Anzumerken sei auch noch, dass der Film fĂŒr mich persönlich noch eine wichtige Rolle spielt: eines Abends kam der Streifen in der gekĂŒrzten deutschen Fassung im Fernsehen, und fĂŒr mich heute noch unerklĂ€rlich, sah ich den gemeinsam mit meinem Vater an. Keine Ahnung warum.
Jedenfalls war dies quasi mein erster Giallo und hat mich mit dem Genre angefixt. Welch tolle Geschichte, meine Damen und Herren!

Auch die Geschichte dieses feinen Giallo ist toll: Enrico Rosseni, Lehrer am örtlichen katholischen MĂ€dcheninternat, treibt in einem Boot die Themse entlang, darf es aber nicht mit seiner SchĂŒlerin Elizabeth treiben, die will nĂ€mlich nicht. In all dem Gefummel beobachtet Elizabeth scheinbar einen Mord, doch Rosseni glaubt ihr nicht. Am nĂ€chsten Tag findet man die Leiche einer SchĂŒle
rin – erstochen und vergewaltigt, beides mit einem Messer. Als einziges Indiz: eine grĂŒne Stecknadel. Rosseni gerĂ€t bald unter Verdacht, Elizabeth meint etwas merkwĂŒrdiges bemerkt zu haben, und immer mehr SchulmĂ€dchen hauchen ihr Leben aus. Irgendwas verbindet die Opfer untereinander, und was wissen die Priester, bei denen alle Opfer in die Beichte gingen?

Man merkt schon: wir befinden uns wieder im SchulmĂ€dchenreich des Massimo Dallamano, der mit Der Tod trĂ€gt schwarzes Leder uns einen grandiosen quasi-Nachfolger geschenkt hat. „What have you done to Solange?“ ist der Startschuss dieser thematisch lose zusammenhĂ€ngenden Trilogie, deren Finale mit Orgie des Todes einen ziemlich unwĂŒrdigen Abschluss bekam. Wenigstens ĂŒbernahm beim Ursprungsfilm Dallamano persönlich die Regie und steht auch hier wieder fĂŒr Genre-Unterhaltung par Excellence. Die Kritiken sind sich dabei auch recht einig: wer einen Edgar-Wallace-Film sehen will, findet Solange? ziemlich mies, aber wer Gialli liebt und sich nicht satt sehen kann, wird mit dem Film bestens bedient. Denn Solange? vereint viele Genre-Elemente in Perfektion! Ein Mörder mit schwarzen Handschuhen, uneindeutige Indizien, ein selbst verdĂ€chtiger Hauptdarsteller, schmissige Musik von Maestro Morricone himself, und dank der fiesen Mordmethode und dem SchulmĂ€dchenthema eine gesunde Portion Sleaze im besten Sinne.
What have you done to Solange?What have you done to Solange?What have you done to Solange?
Die Mordmethode ist nĂ€mlich wirklich fies. Die Mehrzahl der Opfer wird durch einen Messerstich zwischen die Beine getötet, und die lange Klinge wird dort auch stecken gelassen. Diese Tötungsart ist natĂŒrlich stark sexuell konnotiert, geschieht jedoch immer im Off, und auch das Endergebnis wird nicht sonderlich spekulativ ausgeschlachtet, sondern nur kurz gezeigt. Kennt man das Ende des Films, den TĂ€ter und sein Motiv, hĂ€tte der Modus Operanti auch kaum besser gewĂ€hlt werden können. In der Gesamtheit kommt der Film dadurch auch sehr dĂŒster und brutal rĂŒber, unterscheidet sich also vollkommen von thematisch Ă€hnlichen Filmen wie Sieben Jungfrauen fĂŒr den Teufel, greift aber schon die AtmosphĂ€re eines Der Tod trĂ€gt schwarzes Leder vor. NatĂŒrlich hĂ€lt sich auch der Humor in Grenzen, selbst die jungen, naiven und nicht gar so unschuldigen SchĂŒlerinnen scherzen wenig. DafĂŒr duschen sie natĂŒrlich gemeinsam (rasieren sich aber nicht alle die Achseln...) und bergen gar ein finsteres Geheimnis – leichte Exploitation hat noch nie geschadet, und Dallamano beherrscht die Klaviatur des Sleazes gar vorzĂŒglich (welch poetischer Satz!).

Dallamano lĂ€sst den Killer auch ausreichend stalken, so dass wir es mit zunehmendem Filmverlauf immer mehr mit einem waschechten Giallo zu tun haben. Höhepunkt dĂŒrfte dann eine Mordszene sein, die nicht nur im Aufbau, sondern auch in der Exekutive aus der Ego-Perspektive gefilmt ist – erneut ein Indiz fĂŒr die BrutalitĂ€t des Films, ohne auf vordergrĂŒndige Spezialeffekte zu setzen. Überhaupt ist das Ganze ĂŒberaus spannend. Man kann fleißig mitrĂ€tseln, es gibt genug VerdĂ€chtige, und Dallamano prĂ€sentiert uns ausreichend Motive und lĂ€sst ziemlich jeden so wirken, als wĂ€re er leicht neben der Spur.

Nur die Verdachtsmomente gegen Rosseni, auf den sich die Ermittlungen lange konzentrieren, mögen nicht so recht funktionieren. Wir sehen eindeutig, dass Rosseni beim Anfangsmord nicht der Killer sein kann, da er sich in Gesellschaft von Elizabeth befindet. Somit bliebe nur eine eventuelle MittĂ€terschaft ĂŒbrig. Fatalerweise stellen sich Rosseni und Elizabeth leider auch stellenweise absolut dĂ€mlich an, so dass dieser Subplot zu gunsten eines anderen lĂ€ngst hĂ€tte aufgegeben werden können. Ganz exzellent ist dafĂŒr die Beziehung von Enrico und seiner Frau Herta geschrieben. Eine gut gemachte zwischenmenschliche Beziehung mit Höhen und Tiefen erwartet man wohl in solch einem Genrefilm als allerletztes. Die Auflösung der Geschichte, die Motivation des Killers und ein gewisses Handlungsdetail ist zwar etwas weit hergeholt, aber das tut dem Film keinen Abbruch. Auch die Ermittlungsarbeit der Polizei holpert manchmal vor sich hin, aber da sich der Film auf Rosseni konzentriert, und Blacky Fuchsberger nur eine Nebenrolle spielt, bekommt man natĂŒrlich die eigentlichen Ermittlungen zu weiten Teilen gar nicht mit.
What have you done to Solange?What have you done to Solange?What have you done to Solange?
Die Fotografie kann dabei ebenso ĂŒberzeugen, da (oder obwohl?) niemand geringeres als Joe D'Amato hinter der Kamera stand. Ennio Morricone liefert mal wieder einen wahrhaft vorzĂŒglichen, stellenweise sehr traurigen und melancholischen Score ab (der gute Herr scheint sich die meisterhaften StĂŒcke in der Zeit so mir nichts dir nichts zwischen Mittagessen und Kaffee-Trinken am Nachmittag mal so aus dem Ärmel geschĂŒttelt zu haben. Erneut tolle Arbeit!), und man kauft Fabio Testi mit Bart und Cortsakko den PĂ€dagogen, der seinen SchĂŒlerinnen auch mal privat „Nachhilfe“ gibt, problemlos ab. Als deutschen Cast und ein ZugestĂ€ndnis an die Wallace-Reihe gibt’s wie gesagt Blacky Fuchsberger, Karin Baal und GĂŒnther Stoll. ErwĂ€hnenswert ist sicherlich noch Camille Keaton als „Titelfigur“ Solange. Keaton spielte Jahre spĂ€ter im Kultfilm Ich spuck auf dein Grab die Hauptrolle als Vergewaltigungsopfer auf Rachefeldzug. FĂŒr den Schnitt verantwortlich zeichnet sich Antonio Siciliano, der dieses Amt auch unter anderem bei Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert inne hatte – neben zahlreichen weiteren Filmen.

Somit hat der Film eigentlich alle Zutaten, die dieses Genre ausmachen.

Wunderbares Ding! Eventuell liegen die 6 Sterne nicht zuletzt an meiner persönlichen „Beziehung“ zu dem Streifen, aber nichtsdestotrotz bleibt Solange? einer der herausragenden Gialli und natĂŒrlich ein absolut sehenswertes Prequel zu Der Tod trĂ€gt schwarzes Leder.

Anschauen!

Eine Rezension von David Kugler
(21. April 2009)
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Daten zum Film
What have you done to Solange? Deutschland, Italien 1972
(Cosa avete fatto a Solange?)
Regie Massimo Dallamano Drehbuch Bruno Di Geronimo, Massimo Dallamano
Produktion Rialto Film Preben-Philipsen, Clodio Cinematografica Kamera Joe D'Amato
Darsteller Fabio Testi, Karin Baal, Joachim Fuchsberger, Cristina GalbĂł, Camille Keaton, GĂŒnther Stoll
Länge ca. 103 Minuten FSK
Filmmusik Ennio Morricone
Diese Kritik bezieht sich NICHT auf die deutsche Edgar-Wallace-Fassung.
Kommentare zu dieser Kritik
Cornholio sagte am 06.09.2011 um 16:18 Uhr

Wahnsinn - vielen Dank an den Rezensenten. Endlich habe ich mal eine wunderschöne Hommage an den Film hier entdeckt. Was die Sache so schwer gemacht hat, war der hier angegebene Titel.

Auch wenn eingangs darauf hingewiesen wird, aber der deutsche Titel heißt nunmal "DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL". Ich persönlich finde, daß der Artikel dann auch so genannt werden muss... da wie bei mir geschehen, sonst erhebliche Suchfehler auftauchen (können). Wenn schon ein Alternativtitel angegeben werden soll, dann doch immerhin den originalen: "Cosa avete fatto a Solange?"

Das wĂ€re nur fair gegenĂŒber den DEUTSCHSPRACHIGEN Fans des Giallo :-)
Damocles TEAM sagte am 07.09.2011 um 08:32 Uhr

Bei meinen Filmkritiken wÀhle ich meistens den Titel der Fassung, die ich gesehen habe - in diesem Falle eben der englische Titel der US-DVD.

Den deutschen Titel habe ich bewusst nicht genommen, weil sich die Kritik eben nicht auf die Edgar Wallace Schnittfassung bezieht (Ă€hnlich wie bei Lenzis Seven Blood-Stained Orchids).

Über die Suchfunktion mĂŒsste der Film aber eigentlich auch bei Eingabe des deutschen Titels auftauchen.

Aber natĂŒrlich: toller Streifen!

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