„Loneliness has followed me my whole life. Everywhere. In bars, in cars, sidewalks, stores, everywhere. There's no escape. I'm God's lonely man...“
Der Vietnam-Veteran Travis Bickle (Robert De Niro, „Der Pate Teil 2“,
„Brazil“, „Goodfellas“, „
Heat“) ist Taxifahrer in der amerikanischen Großmetropole New York City. Wie viele seiner Kriegsgefährten erwartet ihn nach seiner Wiederkehr in die Heimat kein ruhmreiches und erfülltes Leben, sondern der Abstieg in die tiefste Gosse der Gesellschaft. Travis, den der erlebte Schrecken nachts nicht schlafen lässt, entscheidet sich die ruhelosen Stunden zu nutzen indem er zwielichtige Fahrgäste auch in die dreckigsten Winkel der Stadt chauffiert und sich so ein paar Dollar dazuverdient.
Außer seinen Arbeitskollegen, die er gelegentlich in den Pausen in einem Restaurant trifft, gibt es in seinem Leben keine Bezugspersonen. Wenn er seinen Arbeitstag hinter sich gebracht und sein Taxi von den Blut- und Spermaflecken seiner Kunden gereinigt hat, sucht er oft noch für die verbleibenden Stunden der Nacht ein Pornokino auf. Travis lebt vollkommen allein und isoliert, er bezeichnet sich selbst als „Gottes einsamsten Mann“. Er kann den Dreck und Gestank s
owie die verkorksten Leute, die ihm tagtäglich begegnen, nicht mehr ertragen und sucht nach einem Seelenverwandten.
Eines Tages fällt ihm in einem Büro die attraktive Betsy (Cybill Shepherd), eine Wahlhelferin des aufsteigenden Senators Palantine (Leonard Harris), auf und er fasst sich ein Herz und lädt diese auf einen Kaffee ein. Das erste Treffen verläuft recht vielversprechend, doch bereits bei ihrer zweiten Begegnung zerbricht die kurzlebige Harmonie des Taxifahrers: Der im Umgang mit Frauen nicht sonderlich erfahrene Travis versucht die letztendlich recht oberflächliche Frau zu einem Besuch ins Pornokino zu überreden, und so findet die Beziehung an jenem Abend ein jähes Ende. Sämtliche Anstalten, seine Herzdame zurückzuerobern werden von dieser eiskalt abgeblockt.
Während er an einer Straßenseite auf seinen nächsten Fahrgast wartet, steigt ein junges Mädchen in das Taxi und bittet Travis, sie auf der Stelle wegzufahren. Bevor er allerdings überhaupt den Motor starten kann, wird die offensichtliche Prostituierte von ihrem Zuhälter brutal aus dem Fahrzeug gezerrt.
Einige Zeit später trifft Travis das minderjährige Mädchen (die spätere Oscar-Preisträgerin Jodie Foster, „Angeklagt“, „
Das Schweigen der Lämmer“) auf der Straße wieder und möchte mit ihr sprechen. Dazu muss er allerdings zunächst an ihrem abgewrackten Zuhälter „Spot“ (Harvey Keitel, „Hexenkessel“, „Thelma & Louise“, „
Reservoir Dogs“) vorbei, der ihm auch gleich ein Angebot für die junge Iris macht. Travis schlägt ein, doch er hat nicht vor mit dem Mädchen zu schlafen, sondern er will ihr helfen aus ihrem Elend aus Prostitution und Drogen herauszukommen. Iris ist von diesem Gedanken zunächst jedoch nicht besonders angetan und lehnt das Angebot ab.
Travis, dessen innere Zeitbombe kurz vor der Detonation steht, fasst den Entschluss, etwas gegen die Ungerechtigkeit und den Dreck in der Stadt zu unternehmen und greift nach seiner Rückkehr aus dem Krieg schließlich erneut zu den Waffen…
Martin Scorseses „Taxi Driver“ gehört eindeutig zu den größten Klassikern der modernen Kinogeschichte. Es gibt nicht besonders viele Meisterwerke, die eine ähnliche Intensität ausstrahlen und auch von späteren Generationen regelmäßig wiederentdeckt werden, da sie durch eine absolut zeitlose Inszenierung glänzen können.
Auch über 30 Jahre nach seinem Erscheinen zieht „Taxi Driver“ junge Menschen in seinen Bann und wirkt mit seinem Blick auf eine perverse und dekadente Gesellschaft gerade in der heutigen Zeit noch immer hochaktuell. Allerdings handelt es sich bei dem Film nicht um eine direkte Anklage an politische Zustände (oder in diesem Fall speziell an den Vietnam-Krieg), sondern um eine sehr persönliche Geschichte eines desillusionierten Menschen, der nach seinem Dienst für sein Vaterland in eben dieses zurückkehrt und dort nur Abscheu und Ekel empfinden kann.
Robert De Niro, einer der momentan wohl besten Charakter-Schauspieler überhaupt, verkörpert den einsamen aber kämpferischen Taxifahrer Travis Bickle auf eine äußerst beeindruckende Weise. Er schafft es, dem Einzelgänger Sympathie einzuhauchen obwohl unter der Oberfläche auch stets der Zorn und Hass auf die Gesellschaft zu brodeln scheint. Bei „Taxi Driver“ handelt es sich vermutlich auch um De Niros bisher beste Leistung, obwohl der Mime ohnehin auf eine mehr als glanzvolle Karriere zurückblicken kann.
So liegt das Hauptgewicht des Films auch ganz klar auf den Schultern des Hauptdarstellers, auch wenn andere Rollen, wie die des von Harvey Keitel verkörperten Zuhälters oder der von der jungen Jodie Foster gespielten Iris, in jedem Fall grandios dargeboten werden.
Regisseur Scorsese („Goodfellas“, „Casino“, „Kap der Angst“) hat nach „Taxi Driver“ noch eine Vielzahl hoch gelobter Kinofilme inszeniert und zuletzt mit seinem Mafiathriller
„Departed – Unter Feinden“ (2006) seinen ersten Oscar als „Bester Regisseur“ mit nach Hause nehmen dürfen – dabei hat er sein größtes Werk exakt 30 Jahre zuvor inszeniert, und auch wenn so ziemlich alle seiner folgenden Filme immer noch von allerhöchster Qualität zeugen, wird er wohl kaum jemals seine eindringliche Mischung aus Großstadtdrama und Amoklauf-Thriller toppen können!
Das Hauptthema von „Taxi Driver“ ist die Isolation eines Menschen, der mit der Gleichgültigkeit seiner Umwelt nicht umgehen kann und dessen innere Leere sich mehr und mehr mit Wut füllt.
Travis Bickle wird von Scorsese und dessen Drehbuchautor Paul Schrader („Mosquito Coast“, „Bringing Out The Dead“) nicht als brutaler Menschenfeind beschrieben, sondern als ein schwer enttäuschter Idealist.
Obwohl Travis, dessen Leidensgeschichte in Vietnam dem Zuschauer vorenthalten bleibt, gegen Ende des Films seinen Verstand zu verlieren scheint und es letztlich zu einer Eruption der Gewalt kommt, sympathisiert man trotzdem mit dem gefallenen Helden, da man sich eben sehr gut in dessen Charakter hineinversetzen und dessen Handeln durchaus nachvollziehen kann.
Martin Scorsese malt das nicht gerade optimistische Werk größenteils mit sehr düsteren Farben aus, hebt sich aber für das Ende einen weissen Farbklecks auf, der das Licht am Ende eines dunklen Weges bedeuten kann.
Wer „Taxi Driver“ noch nicht gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen und sich von der sowohl hypnotisch-ruhigen als auch bedrohlich-impulsiven Atmosphäre dieses Meisterwerks betäuben lassen. Dieser Film nimmt den Zuschauer mit auf eine Fahrt durch die Straßen einer dunklen Stadt, in welcher in jeder Ecke der Zerfall zu lauern und Gewalt das einzige Mittel dagegen zu sein scheint.