Es ist eine allgemeine Tatsache, dass das Böse sich nicht immer als solches präsentiert, sondern sich gern hinter einer unscheinbaren Fassade versteckt. Dass theoretisch in jedem von uns ein verdorbener Samen schlummern könnte, der sich schließlich zu einem ausgewachsenen Wahnsinn entwickelt, ohne dass das Umfeld dies vorherahnt. Dass man manchmal erkennen muss, wie wenig man eigentlich über einen anderen Menschen weiß. Und dass das Böse manchmal sehr viel näher ist, als uns lieb sein mag. Diese Prämisse stand bereits Pate für jede Menge Filmideen, und auch der Thriller
"INSIDE THE DARKNESS" beschäftigt sich mit ebendieser Idee – nur dass der Wahnsinn hier für den Zuschauer schon sehr früh ein vertrautes Gesicht bekommt. Aber alles der Reihe nach.
In einer Kleinstadt sind Klatsch und Tratsch nichts Ungewöhnliches, doch ab und an geht die Gerüchteküche seltsame Wege. Im Falle des Witwers Ely wird gemunkelt, er sei nach dem Tod seiner Frau nicht mehr ganz der Alte, zumal der Geist der Verstorbenen noch immer im gemeinsamen Haus umginge. Die Freunde Travis, Abby, Brian und Danny wollen diesen phantastischen Gerüchten auf den Grund gehen und schleichen sich des Nachts zum Anwesen des Witwers, wo hinter den Gardinen die Silhouette eines Paares für Aufregung unter den sogleich die Flucht ergreifenden Teenagern sorgt: Haben sie tatsächlich gerade gesehen, wie Ely mit einem Geist getanzt hat?
Natürlich darf dieses Geheimnis nicht ung
eklärt bleiben, sodass sich die Freunde erneut auf den Weg machen. Dieses Mal wollen sie dem Mysterium aus der Nähe auf den Grund gehen und verschaffen sich Zutritt zum Haus des Witwers. Doch just im Moment einer schockierenden Entdeckung kehrt der Hauseigentümer zurück, alles andere als begeistert über den unangemeldeten Besuch. Wutentbrannt geht er auf die jungen Leute los und tötet einen von ihnen – In Notwehr, wie er später der Polizei erzählt. Doch die übrigen Jugendlichen wissen: Der Tod ihres Freundes war kein Unfall und hinter der Fassade des netten Nachbarn lauert der nackte Wahnsinn. Die Frage ist nur, ob sie Jemanden von der Wahrheit überzeugen können, bevor es auch für sie selbst zu spät ist…
Spätestens an diesem Punkt wird klar, dass sich
"INSIDE THE DARKNESS" zu einem großen Teil auf bekannten Pfaden bewegt und vor allem mit der guten alten Konvention einer für den Zuschauer und manche der Hauptcharaktere ersichtlichen Gefahr spielt, die von den meisten anderen Figuren jedoch nicht wahrgenommen wird. Das unerkannte Böse hinter dem friedlich wirkenden weißen Gartenzaun ist keine Neuerfindung von Drehbuchautor
Bruce Wilkinson, der sich bei seinem Debüt ganz im Gegenteil auf so manchen Genre-Vorgänger stützen konnte. Was schließlich unter der Regie von
Martin Guigui zum Leben erwachte, ist vor allem eine Mischung aus ein bisschen "
Psycho", ein wenig "
Shining", einer Handvoll "
Mr. Brooks" und anderen cineastischen Vorbildern, sodass man schnell das Gefühl bekommt, alles irgendwie schon einmal gesehen zu haben. Doch immerhin ist dieses cineastische Déja-vu solide inszeniert und weiß vor allem mit
Dennis Quaid ("The Day After Tomorrow") in einer ungewohnten Rolle zu überraschen.
Nur leider wird der gute Ansatz nicht konsequent weitergeführt. Aus dem ungleichen Katz-und-Maus-Spiel, bei dem der Zuschauer durch das Wissen um die Bedrohung die Verzweiflung der Protagonisten hautnah miterleben soll, wird ein mit der Zeit ermüdendes Warten auf eine Weiterentwicklung des Plots, die uns jedoch nicht vergönnt ist. Innerhalb wie außerhalb der Filmebene hängt man gewissermaßen in einer sich wiederholenden Schleife aus scheinbar ewig gleichen Szenarien fest, deren Eintönigkeit lediglich kurzzeitig von einigen interessanten Auftritten von Dennis Quaid im Jäger-Modus unterbrochen wird. Hierunter leidet vor allem der Spannungsbogen erheblich und bricht ein ums andere Mal gefährlich ein. Der wirkliche Thrill eines guten Thrillers bleibt dem Publikum jedenfalls verwehrt. So reiht sich "
INSIDE THE DARKNESS" ein in eine lange Reihe uninspirierter Horrorstreifen, die scheinbar unentschlossen keinen eindeutigen Vorstoß in unbekannte Gefilde wagen, sondern sich auf gängige Genre-Konventionen verlassen und zugleich einen Großteil des Potenzials auf innovative Spannung in den klaffenden Story-Lücken verschwinden lassen. Wohl dem, der keine Erwartungen stellt: Denn unvoreingenommen kann man in Guiguis Werk zumindest einen knapp durchschnittlichen Popcorn-Film mit vereinzelten guten Momenten erkennen. Mit anderen Worten: Im Gegensatz zu Quaids Filmfigur ist
"INSIDE THE DARKNESS" ganz nett – mehr jedoch nicht.