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One Hour Photo

One Hour Photo

Ein Film von Mark Romanek

Robin Williams spielt in One Hour Photo Sy Parish, den Angestellten einer Fotoabteilung in einem Supermarkt. Für seine Kunden ist Sy der nette, unscheinbare Fotoverkäufer aus dem Supermarkt von Nebenan, der immer höflich und zuvorkommend ist. Gleichzeitig ist er für die meisten seiner Kunden damit aber auch so gut wie unsichtbar. Zwar lassen sie ihre Fotos bei ihm entwickeln, während sie im Supermarkt einkaufen gehen, doch für den Zuschauer sowie für Sy ist klar, dass seine Kunden ihn, mit dem Verlassen des Supermarktes, sofort wieder vergessen haben. Sy ist damit der Prototyp eines unbedeutenden, farblosen (und das fast wortwörtlich) Menschen, dem man jeden Tag begegnet, ohne ihn jedoch wirklich wahrzunehmen.
Doch hinter Sy's blasser Fassade brodelt es!

Sy ist ein Einzelgänger, der keinerlei soziale Kontakte oder familiäre Bindungen hat. Seine Arbeit ist sein Leben! Daher gibt sich Sy beim Entwickeln der Fotos von Kunden, die er besonders mag auch besonders viel Mühe - so viel Mühe, dass er von seinen Kollegen und seinem Vorgesetzten für seine Penibilität verachtet wird. Ebenso verachtet, ja hasst Sy jedoch auch seine Kollegen, seinen Vorgesetzten und viele seiner Kunden.
Nur nicht die Familie Yorkin, die Stammkunden bei ihm sind. Sy hält sie für die perfekte, glückliche Familie. Der Vater, Will Yorkin (Michael Vartan), arbeitet hart, um seiner Familie alle Annehmlichkeiten des Lebens ermöglichen zu können. Nina Yorkin (Con
nie Nielsen) ist die Vorzeigemutter, die zu Hause bleibt, um ihren netten, kleinen Sohn zu erziehen.
Da Sy fast alle Familienfotos der Yorkins entwickelt hat, glaubt er, er könne selbst ein Mitglied dieser perfekten Familie sein.
In diesen Wahn steigert sich Sy in seiner Einsamkeit mehr und mehr hinein. Er beginnt die Familie zu beobachten, wird aufdringlich, möchte dem Jungen Geschenke machen und stellt Nina Yorkin nach. In seiner Phantasie, die Sy kaum noch von der Realität trennen kann, ist er bereits ein Teil der Familie.

Eines Tages entdeckt Sy jedoch, dass auch bei den Yorkins nicht alles so perfekt ist, wie es auf ihren Fotos scheint. Durch einen Zufall bekommt er heraus, dass Will seine Frau betrügt. Gleichzeitig verliert er seinen Job – und damit gerät Sy völlig außer Kontrolle! Er beschließt wenigstens seiner Lieblingsfamilie zu helfen und dort wieder alles in Ordnung zu bringen, indem er die betrogene Ehefrau rächt. Also quartiert er sich in eben jenem Hotel ein, das Will für seine Seitensprünge benutzt und greift zu einem großen Messer...

Anfangs ist es etwas ungewöhnlich Robin Williams als psychopathischen Bösewicht zu sehen. Fast noch ungewöhnlicher ist jedoch der Umstand, wie gut Williams diese Figur spielt. Schnell vergisst man daher den Schauspieler Robin Williams, so dass Sy immer deutlicher Gestalt annimmt und schließlich das ausführliche Psychogramm eines soziopathischen, vereinsamten Niemands entsteht.
Unterstützt wird die Figurenzeichnung dabei durch die extremen Farbkontraste, mit denen Mark Romanek, der zuvor Musikvideos gedreht hat, arbeitet. Besonderes auffällig ist z.B. der farbliche Kontrast zwischen den kräftig, satten Aufnahmen bei den Yorkins, die ein Leben in einem Hyper-Technicolor zu führen scheinen, während aus Sy's blass, verwaschener Existenz, jegliche Farbe ausgeblichen ist.

One Hour Photo ist ein Film über die dunklen Seiten der Einsamkeit und spielt mit der Gefahr, die hinter dem alltäglich Vertrauten eines bekannten Gesichts lauern kann. Dieses Gefühl der Gefahr steigert sich parallel zu Sy's fortschreitendem Wahn. Ein besonders gruseliger Moment ist dabei die Szene, wenn die Polizei Sy's Wohnung stürmt und man dort eine Fotocollage entdeckt, die Sy aus den Familienfotos der Yorkins zusammengestellt hat. Diese Collage bedeckt eine gesamte Wand in Sy's sonst karger, farbloser Wohnung und offenbart damit nochmals das Ausmaß seines Wahnsinns.
One Hour Photo ist ein Psychothriller der alten Schule, der durch seine Figuren und die stetige Spannungsteigerung lebt.

Eine Rezension von Christina Heiser
(30. März 2007)
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Daten zum Film
One Hour Photo USA 2002
(One Hour Photo)
Regie Mark Romanek Drehbuch Mark Romanek
Produktion 20th Century Fox
Darsteller Robin Williams, Connie Nielsen, Michael Vartan
Länge 92 min. FSK 12 Jahre
http://www.foxsearchlight.com/onehourphoto/
Kommentare zu dieser Kritik
Stefan R. TEAM sagte am 01.04.2007 um 14:37 Uhr

Auch ich war angenehm überrascht, Robin Williams mal nicht in der Rolle des Spaßvogels zu sehen. Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass manche Schausspieler sich auch in mehrere Schubladen stecken lassen, aktuelles Beispiel: Jim Carrey in "The Number 23". Ein guter, unterhaltsamer Film.

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