„Erdbeben“ ist wohl einer der größten Vertreter in der Geschichte des Katastrophengenres. Auch Filme der jüngeren Vergangenheit kommen, obwohl sie viel bessere visuelle und technische Möglichkeiten haben, nicht an diesen Film der 70er Jahre heran.
Natürlich sind hier die Dialoge genauso platt, die Handlung flach und die Charaktere eindimensional wie in anderen Filmen. Der Film schafft es aber dennoch durchgehend die Spannung aufrecht zu erhalten, ohne dabei lächerlich zu werden (siehe „Armageddon“) oder im Kitsch zu versinken, wie dies z B. in „Deep Impact“ oder „The Day After Tomorrow“ der Fall ist.
Trotz seiner Starbesetzung liegt das Hauptaugenmerk des Films nämlich auf dem Beben, bzw. den Beben. Es gibt ein kleines Vorbeben (welches natürlich trotz vorliegender Warnungen niemand ernst nimmt), das Hauptbeben, das im Film mehrere Minuten lang gezeigt wird, und in welchem der größte Teil von Los Angeles zerstört wird, und ein sehr starkes Nachbeben. Danach sieht LA wie nach dem Einschlag einer Atombombe aus. und es steht (im wahrsten Sinne des Wortes) kein Stein mehr auf dem anderen. Doch damit noch nicht genug. Der benachbarte Staudamm ist von den Beben natürlich schwer beschädigt worden und bricht auseinander, wobei die Wasserfluten alles mitreißen, was ihnen im Wege steht.
Die Zerstörung der Stadt nimmt somit wahrhaft apokalyptische Ausmaße an. Angst, Schrecken, Panik und Weltuntergangsstimmung werden in „Erd
beben“ perfekt und glaubwürdig in Szene gesetzt. Die verschiedensten Todesarten, die man bei einem Erdbeben solchen Ausmaßes sterben kann, werden nicht nur angedeutet sondern auch sehr ausführlich gezeigt.
Die Miniaturmodelle, Matte Paintings, Sets, Spezialeffekte und nicht zu vergessen der dröhnende Bass der Sensurround Abmischung, die speziell für diesen Film entwickelt wurde (und in nur drei späteren Filmen wieder eingesetzt werden sollte), extrem tiefe Töne (bis zu 15 Herz) erreicht und damals in den Kinos die Aufstellung von zehn (!) Subwoofern verlangte, sind ihrer Zeit weit voraus und steigern die Dramaturgie und Intensität von „Erdbeben“ noch einmal zusätzlich.
Noch eine kleine Anekdote zum Sensurround: das heutige Kinopublikum ist die enormen Schalldruckpegel ja bereits gewohnt, 1974 spielte der gute Ton aber meist eine noch untergeordnete Rolle. Als „Erdbeben“ in den Kinos anlief sollen (angeblich) einige Zuseher tatsächlich geglaubt haben, dass die Erde bebe. Zudem rieselte in älteren Kinos der Staub von der Decke, und in Deutschland führte man in vielen Kinos Sensurround erst gar nicht ein, da man Angst hatte damit die Säle zu beschädigen.
Für heutige Verhältnisse hält sich das akustische Erlebnis allerdings in Grenzen, da ich den absoluten, rabenschwarzen Tiefgang des Basses etwas vermisse.