„This thing... There's no conscience, just hunger. The Rider's gonna come out. And when he does, he'll destroy whoever's got it coming.“
„Spirit Of Vengeance“, das inzwischen zweite Leinwandabenteuer des finsteren
Marvel-Helden
Ghost Rider, ist ein reichlich infantiles und substanzfreies Effektspektakel für ein Publikum, das jeglichen Ansatz einer interessanten Story jederzeit gerne für eine zünftige Actioneinlage eintauschen würde.
Die Regiestühle hat schließlich auch das Duo Mark Neveldine und Brian Taylor besetzt, das bereits mit seinem Debüt „Crank“ (2006) und dessen Fortsetzung (2009) bewiesen hat, dass es eben einiges von infantilem und substanzfreiem Proll-Kino versteht.
Irgendwie beschleicht einen während der Sichtung das Gefühl, als sei den Beiden schon das geringste Maß an inszenatorischem Geschmack regelrecht peinlich gewesen, weshalb dann sämtliche Szenen in fulminanten Bildgewittern zerschreddert werden mussten, während welchen man kaum noch den Überblick behält, was da gerade vor einem geschieht.
Auf die Zuschauer wird von allen Seiten audiovisuell stark eingeprügelt, damit sich diese bloß nicht vor lauter Langeweile um die Geschichte scheren.
Denn diese ist so hauchdünn - man könnte sie im wilden Getöse glatt übersehen...
Johnny Blaze (abermals verkörpert von Nicolas Cage) hat einst im Tausch gegen das Leben seines Vaters seine Seele an den Teufel höchstpersönlich (Ciarán Hinds, „
München“) abgetreten.
Ein Dämon ergreift daraufhin Besitz von dem Motorrad-Stuntprofi und verwandelt ihn in den mächtigen
Ghost Rider, der erbarmungslos Kriminelle und anderes Gesindel ins Fegefeuer schickt.
Blaze ist allerdings nicht wirklich gut auf Beelzebub zu sprechen, hat dieser ihn doch letztlich bitter betrogen.
Zu Anfang von „Spirit Of Vengeance“ wird der Antiheld von dem Kämpfer Moreau (Idris Elba, „
Thor“) angehalten, den jungen Danny (Fergus Riordan) vor dem Höllenfürsten zu beschützen.
Moreau verspricht Blaze im Gegenzug die ewige Befreiung vom
Ghost Rider.
Dannys Mutter Nadya (Violante Placido, „The American“) ist ebenfalls einen Pakt mit Mephisto eingegangen und sollte ihm als Gegenleistung einen Sohn gebären.
Da es der Frau im Nachhinein doch nicht so gut gefällt, dass das Sorgerecht an den grimmigen Papa übergeht, versucht sie, das Kind mit allen Mitteln in Sicherheit zu bringen.
Während sich Blaze und Moreau auf ihre Seite schlagen, hetzt Satan seinen gefährlichen Spürhund
Blackout (Johnny Whitworth, „
Ohne Limit“) auf Dannys Fährte...
Im Gegensatz zu Mark Steven Johnsons „
Ghost Rider“ (2007) wirft „Spirit Of Vengeance“ die Zuschauer direkt zu Beginn ins turbulente Geschehen.
Informationen über die Hintergründe des titelgebenden Racheengels erhalten wir lediglich durch immer wieder kurz eingestreute Comicpassagen.
Auch wenn bereits der Vorgänger eine insgesamt misslungene Umsetzung der Vorlage gewesen ist, so hat dort zumindest noch der Versuch stattgefunden, sich ein wenig mit der tragischen Figur des Johnny Blaze auseinanderzusetzen.
Ein Mann, geplagt von der fremden Macht, die in ihm wohnt.
Die aktuelle Version von Neveldine und Taylor wird unter dem
Marvel Knights-Banner präsentiert, der bereits bei „
Punisher: War Zone“ (2008) einen Protagonisten zu einer platten B-Film-Schießbudenfigur transformiert hat.
Bei dem
Ghost Rider verhält es sich nicht viel anders:
Anstelle von Blei und Blut gibt es nun ein brutales Inferno an verbrennenden und vermodernden Leibern.
Alles wird in den Dienst spektakulärer Bilder gestellt, so dass der Handlungsverlauf in Anbetracht der grausamen Reizüberflutung und den völlig zerfahrenen Szenenwechseln kaum noch nachvollzogen werden kann.
Nicolas Cage leidet in seiner Rolle so authentisch, als habe er zum Drehstart bemerkt, dass er soeben eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter nach unten gestiegen ist.
Zumindest kommt er mit seinen psychotischen Grimassen einer erneuten Nominierung bei den
Razzie Awards verdächtig nahe – vielleicht klappts ja dieses Mal auch mit der „Ehrung“, wenn ein weiterer Oscar schon in so weiter Ferne liegt...
Starke Konkurrenz erhält er allerdings von Ciarán Hinds, der, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, am Set vermutlich täglich zwanzig Pampelmusen kauen musste.
„Spirit Of Vengeance“ ist Nonstop-Actiongrütze von der Stange, und um es gleich vorwegzunehmen:
Natürlich kann man Spass dabei haben, wenn man den testosterontriefenden Blödsinn mit einer Kiste Bier und guten Freunden abfeiert.
Natürlich könnte man auch hier mal wieder das beliebte Totschlagargument „So schlecht, dass er wieder gut ist“ anführen.
Und natürlich könnte man nun generell damit aufhören, offensichtlichen Quatsch, wie eben diesen, kritisch zu betrachten und immer gleich direkt die Partytröte gezückt halten.
Ärgerlich wird es jedoch, wenn die Gaudi zusätzlich die typisch-pseudocoole Handschrift der Herren Neveldine/Taylor trägt und der Stumpfsinn einem so verkrampft in die Hirnwindungen kriecht, dass es weh tut.
In einer Szene sehen wir zum Beispiel, wie der
Ghost Rider Feuer „uriniert“. Wer jetzt bei so etwas laut aufjauchzt, könnte auch sonst seine helle Freude an dem Film haben.
Alle anderen blicken mit der 3D-Brille wohl weitgehend unaufgeregt auf ein gut getrickstes Meer der Zerstörung.
Apropos 3D:
Selten zuvor ist das Verfahren so offensichtlich dreist und überflüssig eingesetzt worden, um das Publikum noch tiefer in die Tasche greifen zu lassen.
Bei den wenigen Objekten (wie etwa Aschepartikeln), die sich hier scheinbar auf die Zuschauer zubewegen, kommt man sich reichlich veräppelt vor, rund neunzig Minuten den notwendigen Sehfilter auf der Nase tragen zu müssen.
Das versöhnlichste Fazit, das ich dieser Geschmacksverirrung auf heißen Reifen wohl hinterlassen kann, ist mein Kommentar an einen enttäuschten Kollegen, direkt nach der Vorstellung:
„Klar, der Film war schon richtig mies. Aber zumindest hab ich mich nicht gelangweilt.“