Zack! Zaponk! Ka-pow! Daß KARATE TIGER 3 überhaupt nichts mit den ersten beiden KARATE-TIGER-Streifen zu tun hat, haben wir unlängst schon in einem penibelst recherchierten, den Zwangsneurotiker in mir zufriedenstellenden Traktat zu Teil 2 aufgedeckt (
Review hier). Nur der deutsche Verleih glaubt also, daß der Film mit dem Originaltitel KICKBOXER - in welchem es um eine Kampfsportart geht, die mit wachem Verstand aus dem Namen deduziert werden kann - in eine nicht-existente Reihe mit dem Logo KARATE TIGER paßt. Macht fast nichts, wenigstens springt das Niveau nicht etwa unerwarteterweise nach oben, sondern bleibt auf überschaubarem Terrain.
Allein die Credits sorgen für frohsinnige Unterhaltung, sobald man sieht, daß Hauptdarsteller Jean Claude Van Damme - die Muskeln aus Bruskeln, wie der Anglist so schön sagt - einen Story-Credit erhalten hat. Man stellt sich das ja immer so vor, daß er gutgelaunt beim Kraftfrühstück auf die Steroiden-Packung die Worte "Harter Bursche kloppt fiese Typen zu Brei" kritzelt. Und - Überraschungen sind heute aus - um genau das geht's auch bei KICKBOXER.
Jean Claude ist nämlich der kleine Bruder vom Schwergewichts-Weltmeister im Kickboxen, der nach ganz hochfrequentem Achtziger-Jahre-Haarmetall aussieht. Weil der Weltklas
se-Kämpfer keine richtigen Gegner mehr hat, steigt er gegen den 60jährigen Rocky ... halt, das war ein anderer Film, den ich dieses Wochenende gesehen habe. So fliegt er eben nach Thailand und wird dort vom finsteren Tung Po so böse im Ring zusammengeschlagen, daß er fortan querschnittsgelähmt ist und endlich Jean Claude das Spotlight geben kann, der zähneknirschend Rache schwört und sofort bei einem Mister-Miyagi-ohne-Zaun-Meister anheuert, um zu trainieren und Tong Po zu zeigen, wo der Belgier die Kraftnahrung anbaut.
Wir sehen es gleich zu Beginn: Tong Po ist ein Tier. Ein eiskalter Terminator. Mit irrem Blick trainiert er, indem er mit dem blanken Schienbein gegen die Betonpfeiler kickt - die auch prompt zu wackeln anfangen. Natürlich ist auch Jean Claude nach schwungvoll zusammenmontierten Trainingssequenzen richtig fit: Er tritt eine Palme um, übt brutale Schläge unter Wasser und macht diese sehr gemeine Blutgrätsche, die zum Van-Damme-Film gehört wie die Harfe zu Harpo Marx.
Dazwischen gibt's ein wenig Handlung, aber die hält uns zum Glück nur sehr wenig auf. Der große Meister hat eine fesche Nichte namens Mylee, die mit einer dieser Einstellungen eingeführt wird, die uns klarmacht, daß sie mit dem netten Kickboxer anbandeln wird. Tong Po ist aber ein echter Psycho-Finsterling und vergewaltigt Mylee (oder läßt sie vergewaltigen, wer will das schon so genau wissen). Der querschnittsgelähmte Bruder rollt ein wenig im Rollstuhl herum, wird entführt und von einem Van-Damme-Kumpel zusammen mit dem weisen Meister befreit. Da wird dann auch ein bißchen geschossen und wahrscheinlich auch gestorben, aber eigentlich sehen wir ja wegen dem Training und den Kämpfen zu.
Da offenbart sich jetzt auch die unglaubliche 3-Sterne-Wertung für diesen Film, der das, was man sich darin erwartet - Muskelmann kabbelt sich mit anderem Muskelmann - auch ausreichend und ausreichend flott darbietet. Das Training bietet vielleicht keine sagenhaft verschrobenen Techniken - Auftragen/Polieren! - ist aber unterhaltsam und optisch ansprechend in die thailändische Kulisse gepackt. Und - das müssen wir dem Kerl ja dann doch zugestehen - wenn Van Damme schon sonst nichts kann: Kämpfen kann er. Im Finale gegen Tong Po kommt der Kampfsport-Fan voll auf seine Kosten.
Einen Absatz schreibe ich noch, und die thematische Auswahl steht zwischen der schlichten, quasi alttestamentarischen Auge-um-Auge-Thematik der Geschichte - wie peinlich! - und der wohl grandiosesten Szene, die Van Damme je gedreht hat. Na gut, lassen wir das mit der Rache, freuen wir uns lieber über letzteres: Als Trainingstest geht der Meister mit Van Damme in eine Bar, wo der sich fünf bis zwölf Bier hinter die Binde kippt. "Kannst du tanzen?", fragt der Meister und wirft eine Münze in den ollen Wurlitzer, und dann schwoft Van Damme mit funky-beseeltem Zappeln mit zwei Frauen über die Tanzfläche. Jesus, der Kerl hat Soul! Es ist ein (nicht unbedingt gewollt komischer) Moment für die Ewigkeit, und wir gehen jetzt mit der Frage ins Bett, warum Van Damme diesen Karrierepfad nie weiterverfolgt hat. Gute Nacht!