Regisseur Mario Bava war immer ein Innovator und gilt nicht zuletzt deshalb als einer der wegweisendsten (und beliebtesten) Regisseure des italienischen Genrekinos.
Besonders der aberwitzige Eurocrime - Klassiker „Danger: Diabolik“ mit John Philip Law und Marisa Mell, Horror wie „Shock“ oder stimmungsvolle Gothic - Grusler wie „Lisa und der Teufel“ zählen zu seinen bedeutendsten Werken.
Mit dem Hereinbrechen der Italowesternwelle ab 1964 war diese Vorreiterrolle jedoch bald dahin.
Er hechelte einem Trend hinterher, wurde jedoch von den meisten seiner Kollegen gnadenlos abgehängt.
Ja, man kann mit Fug und Recht behaupten Bavas Ausflug ins Western-Genre bleibt eine (peinliche) Fußnote im gesamten Schaffen des Regisseurs. Auch im Genre selbst bilden diese Streifen das Schlusslicht.
Ganze dreimal wagte sich Bava in den Westen vor. „Der Ritt nach Alamo“ ist wahrscheinlich von allen dreien nicht besonders ruhmreichen Errungenschaften noch der Beste.
Nur muss man sich schon von Beginn an von der herkömmlichen Art, wie man sich einen Italowestern erwartet, verabschieden.
Warum? Dazu gleich mehr.
Erst mal zur Handlung:
Der Sezessionskrieg hat viel Leid über das Land gebracht. Soldaten, die von der Front heimkehren, finden oft nur mehr die Trümmer ihres früheren Lebens vor.
Auch Bud (Ken Clark) ist es so ergangen. Eigentlich hatte er geplant den Krieg so gut wie nur irg
end möglich von seiner Familie fernzuhalten, nicht in die Schlacht zu ziehen, sondern sich um die beschauliche Farm zu kümmern.
Doch es kam anders, ganz anders….
Enttäuscht vom Leben und von der Regierung, die nur eine lumpige Entschädigung für seine persönliche Tragödie hat springen lassen, reitet er durchs Land.
Dabei trifft er auf Leute, denen es noch viel schlechter als ihm selbst ergangen ist. Nämlich auf einen Trupp von Unionssoldaten. Die haben zwar gegen die Südstaatler gewonnen, nicht aber gegen eine Horde mordlustiger Indianer. Von Pfeilen durchbohrt findet Bud die Soldaten vor.
Einer hat noch einen Funken Leben in sich und vertraut Bud einen Brief an- sie waren unterwegs um sich ihren Sold abzuholen.
Dann haucht der Geselle im Blaurock auch schon sein Leben aus. Bud, pflichtbewusst wie er ist, reitet in die nächste Stadt um den Sheriff zu sprechen. Der hat aber etwas anderes zu tun und so vertreibt sich Bud die Zeit im nächsten Saloon, wo er auf den Heißsporn Slim trifft.
Der wiederum ist Mitglied einer Bande, die einen todsicheren Überfall plant. Bud hat nichts Besseres zu tun und so schließt er sich ihnen an –ist schließlich leicht verdientes Geld. Zumindest denkt er sich das.
Der Westernfan weiß natürlich, dass beim Überfall nicht alles glatt gehen wird……
Die Handlung klingt ja ganz gut. Schade, dass Bava letztlich nicht mehr daraus gemacht hat.
Schon der Beginn wirkt (für einen Spaghettiwestern) seltsam anachronistisch. Ein Cowboylied als Titelmusik?
Das vom Regisseur selbst gewählte amerikanische Pseudonym unter dem er den Film fertig stellte, klingt da ganz passend: John Old.
Ja, die Art wie Bava diesen Western inszenierte war schon zur damaligen Zeit völlig überholt und altbacken.
Klar, der Film ist auf dem Papier ein Italowestern - da genügt ja schon ein Blick aufs Herstellungsland.
Aber allein schon von der Erzählweise, den Charakteren- ja das „fühlt“ sich alles doch eher sehr amerikanisch - also sehr nahe an den biedersten Ausläufern des US – Westerns- an.
Zur Verteidigung sollte man vielleicht noch anmerken, dass der Streifen aus der Frühzeit des Italowesterns stammt.
Damals waren viele noch vom großen amerikanischen Vorbild geprägt- wenn auch meist nicht so deutlich wie bei Bava.
Wer auf diese „alte“ Art steht, für den ist das eventuell aber auch wieder ein Pluspunkt.
Wer sich den Film jedoch als „waschechten“ Spaghetti Western gönnt, wird mehr als enttäuscht sein. Hier kommt es einfach auf die Erwartungshaltung des Zusehers an.
Denn ganz schlecht ist der Film bei weitem nicht.
Bava versah ja alle seine Filme mit optischen Leckerbissen. Er war einfach ein echter Künstler. Das merkt man auch hier: Eine ausgeklügelte Bildgestaltung und Einstellungen die an Gemälde erinnern, was durch die satte Eastman Color noch verstärkt wird. Ja, da ist der Mario in seinem Element.
Besonders die Einstellung als Bud die sterbenden Soldaten entdeckt ist hier zu erwähnen:
Zuerst beobachtet die Kamera, wie Bud seelenruhig dahin reitet. Plötzlich stoppt er, steigt ab und blickt um sich herum. Noch sieht der Zuseher nicht was Bud erblickt.
Dann zoomt die Kamera heraus und offenbart das Schlachtfeld auf dem die todgeweihten Soldaten liegen.
Außerdem ist die Handlung, obwohl ziemlich viele Handlungsstränge in die nur knappe 76 Minuten dauernde Spielzeit gepresst werden, recht ansprechend (es gibt auch einen kleinen Gastauftritt des "Barons" aus
Der Gehetzte der Sierra Madre).
Man muss zwar sagen, dass Bava das Genre der Pferdeoper weniger gut als seine Grusler lag, wer aber einen soliden Western sucht wird mit dem Ritt nach Alamo ganz adäquat bedient.
Zumal der Film für Genresammler allein schon dadurch interessant wird, weil er so gut wie nirgends erhältlich ist und bislang als verschollen galt. Koch Media hat dieses Kuriosum nun wieder ausgegraben und in ihrer Italowesten Collection vorbildlich aufgelegt(als Bonus gibts noch ein Featurette mit Bava Filius Lamberto zu bestaunen).
Für Fans und Sammler also gut geeignet - trotz der oben besprochenen Schwächen.
Credit und Copyright Coverfoto/Coverimage:
Koch Media