Eine Clique fauler britischer Studenten feiert in einem Nachtclub eine ausschweifende Rave-Party. Drogen, Alkohol und Sex dürfen selbstverständlich nicht fehlen, allerdings wird auch das den jungen Leuten bald zu langweilig, und so beschließt der Kreis der Sieben per Ouija-Bord mit der Anderswelt Kontakt aufzunehmen.
Beim Gläschenrücken geht jedoch alles schief. Offensichtlich ist der, welcher aus dem Jenseits zu den Teenies (einige von ihnen könnten die 20 bereits überschritten haben, doch will ich sie hier der Einfachheit halber so nennen) spricht, kein ihnen freundlich gesinnter Geist und prophezeit den geschockten Versammelten „ALL DIE“. Voller Panik stoben die sieben Betrunkenen und Bekifften auseinander ohne das Tor zur Geisterwelt wieder zu schließen. Nachdem sich alle wieder ein wenig beruhigt haben tun die jungen Leute die buchstabierte Warnung als geschmacklosen Scherz eines ihrer Freunde ab. Aber kurz darauf stirbt eine der Studentinnen eines grausamen Todes, und es verhärtet sich der Verdacht, dass tatsächlich eine böse Präsenz einen Weg ins Diesseits gefunden hat.
Als die zu Tode Verängstigten Nachforschungen anstellen müssen sie erfahren, dass sie es mit einem besonders heimtückischen Dämon zu tun haben: nämlich mit einen Dschinn, einem Feuergeist aus der arabischen Mythologie (mal lieb: siehe „Aladin und die Wunderlampe“, mal abgrundtief böse: siehe „Wishmaster“ [1997]), der von einem der Jugendlichen Besitz ergriff
en hat, und erst dann ruhen wird wenn alle, die ihn gerufen haben, tot sind.
Obwohl „Long Time Dead“ sichtlich auf den Ausläufern der Teeniehorrorwelle der späten 90er mitschwimmt handelt es sich bei dieser britisch-französisch-amerikanischen Koproduktion dennoch um eine unterhaltsame Neumischung althergebrachter Genrekonventionen mit dem ausgeschlachteten Thema der Besessenheit.
Im Gegensatz zu anderen Teenager-Horrorthrillern versucht dieser blutige Slasher erst gar nicht dem Publikum einen Killer, der aus an den Haaren herbeigezogenen Motiven handelt, zu präsentieren sondern liefert uns lieber gleich eine übernatürliche Macht, die bis auf ihre absolute Bosheit keinen Beweggrund für ihre mordlüsternen Grausamkeiten braucht. Man könnte nun zwar einwenden, dass der Besessene ganz traditionell aus dem Kreis der sieben Klischee-Studenten stammt und sich wie jeder herkömmliche Killer erst ganz zum Schluss zu erkennen gibt, trotzdem funktioniert der Schocker ob seiner okkulten Elemente besser als die meisten Vertreter der Filmgattung.
Das oberflächliche Drehbuch ist sicherlich nicht das Gelbe vom Ei und legt seinen Fokus auf einen blutigen Countdown und immer wieder gelungene Schockeffekte (Stichwort „Spintszene“).
Die Protagonisten verhalten sich zwar mit ihrem ständigen Geflenne, häufigen Hysterieausbrüchen und einem strohdummen Vorgehen („Trennen wir uns doch lieber anstatt der Gefahr geschlossen entgegenzutreten!“) genauso stereotyp wie in anderen Teeniestreifen, allerdings ist hier nicht die übliche Zweiteilung in diejenigen, die clever, enthaltsam und tugendhaft sind und deswegen überleben dürfen, und jene Jugendlichen, welche lieber auf Sex, Drugs & Rock’n Roll schwören und aufgrund ihres Lebenswandels niedergemetzelt werden, zu finden. „Long Time Dead“ verzichtet auf diese Polarisierung und skizziert seine Figuren nur ganz vage, deutet ihre Charaktere lediglich an und lässt dem Publikum sich selbst ein Bild von den Heimgesuchten machen. Soviel sei aber gesagt: sie leben alle sehr hedonistisch, konsumorientiert und nicht gerade moralisch vorbildlich, was „Long Time Dead“ sympathisch macht da er nicht krampfhaft um politische Korrektheit bemüht ist.
Eine Rolle, die eine tragende Identifikationsfigur wäre, will uns der Film dabei nicht geben, diese muss sich der Betrachter selbst suchen, ob er allerdings fündig wird ist fraglich.
Die Auflösung und das Finale sind gut gelungen. Die Macher greifen hier ordentlich in die Effektkiste und schleudern mit computeranimierten Feuerwalzen, genialen Masken (siehe den halb verbrannten Dschinn) und viel Blut ein ordentliches Trash-Bombardement ins Publikum. Das böse Ende ist überraschend und lässt nur einen der Charaktere heil und ganz davonkommen… Wer den Film gesehen hat wird verstehen was ich meine. Allerdings hat man das unbefriedigende Gefühl, dass anstelle von Gewaltszenen und endlosen Versteckspielen noch mehr an Suspense und Mystery hätte drin sein können.
Trotz unbeantworteter Fragen und der Verspielung von Potenzial kann „Long Time Dead“ durch eine permanent bedrohliche Atmosphäre, die vor allem den dunklen, düsteren Sets und gut ausgeleuchteten Kulissen und Schauplätzen zu verdanken ist, eine unheimliche und beängstigende Grundstimmung erzeugen. Die Schnitte sind meist sehr rasant und gelungen, und die Ego-Perspektiven des Dschinn schlagen in ihrer Wirkung immer wieder ein.
Allen Englisch-Kundigen sei die Original Fassung ans Herz gelegt weil in jener die Schauspieler mit ihren britischen Dialektfärbungen wesentlich authentischer und zudem in ihrer Leistung besser rüberkommen als in der Standard-Deutsch-Synchronfassung.
Fazit: Sieht man über die erwähnten Mängel und das durchschnittliche Drehbuch hinweg wird man diese kleine Low-Budget-Produktion aufgrund der okkulten Vorgänge etwas besser als seine Kollegen aus Hollywood empfinden und sich am nicht ganz so perfekten und sauber gekünstelten Look erfreuen. Marcus Adams’ Regiewerk kann sich unter Wiedergekäutem wie „Ich weiß noch immer was du letzten Sommer getan hast“ (1998), „Sex oder stirb“ (2000), „Swimming Pool – Der Tod feiert mit“ (2001), „Ripper – Brief aus der Hölle“ (2001), „„Schrei wenn du kannst“(2001) oder „Wishcraft“ (2002) durch seinen unirdischen Killerdämon und ein klein wenig britischen Flair, der an Horrorfilme der 70er erinnert, zumindest etwas hervorheben.