Dunkelheit wird seit jeher in Filmen des Horrorgenres als billiger Angstmacher eingesetzt, sieht man doch nicht kommen, wovor man sich fürchtet, sondern verlässt dich ganz auf alle anderen Sinne, die einem aber nicht zu genügen scheinen. In der Dunkelheit kann furchtbares lauern, ohne dass man dies mitbekommt. Oder aber man spürt etwas Unheimliches, das einem im Tageslicht niemals Angst eingejagt hätte. Der Titel dieses Films klingt schon einmal recht verheißungsvoll, offenbart er einem doch schon, dass mit der herannahenden Dunkelheit auch etwas Schlimmes passieren wird… oder?
Während einer gemeinsamen Rad- und Rucksacktour durch Argentinien hängen die Freundinnen Ellie (Odette Yustman) und Stephanie (Amber Heard) kurz vor Ende ihrer Reise in einem kleinen Örtchen fest, weil sie übermüdet und verkatert den einzigen Bus zum Flughafen verpasst haben. Trotz Geldnot und Frustration versuchen die beiden das beste daraus zu machen und legen sich nahe eines malerischen Wasserfalls erstmal in die Sonne. Alles könnte so entspannt sein, würde nicht durch ein paar dämliche Wortfehlgriffe eine kleine Zickerei zwischen den Mädels entstehen, woraufhin sich Stephanie entnervt wieder auf ihr Rad schwingt und Ellie allein zurücklässt. Hätte sie das nur mal nicht getan. Denn schon bald darauf muss sie feststellen, dass ihre Freundin verschwunden ist. Von der Polizei nur belächelt macht sie sich schließlich zusammen mit einem Urlauber namens Michael (Karl
Urban) auf die Suche. Der hilfsbereite Amerikaner aber scheint etwas zu verbergen…
Man wird bei der Story wohl kaum erwarten, einen nervenaufreibenden Thriller zu sehen, bei dem man quasi neunzig Minuten lang vor angsterfüllter Anspannung auf der Kuscheldecke herumnagt oder die Hand des Sitznachbarn mit noch nie dagewesenen Kräften zerdrückt. Trotzdem sieht zunächst alles nach einem unterhaltsamen Filmchen aus, das nichts neues zeigen wird, aber dennoch ganz spannend werden könnte. Der Konjunktiv ist an dieser Stelle richtig gewählt.
Einfach formuliert lässt es sich so sagen: Das Remake des gleichnamigen Films von Robert Fuest aus dem Jahre 1970 ist nicht spannend. War das nun doch zu simpel ausgedrückt? Wie soll man etwas Langweiliges spannend beschreiben? Verdammt schwere Sache, aber vielleicht helfen ja ein paar Erklärungen weiter. Marcos Efrons Gruselthriller ist trotz knapper 87 Minuten langatmig und langweilig, weil eben tatsächlich nichts passiert. „Nichts“ ist nun wahrscheinlich wieder zu einfach gefasst. Unterscheiden wir also zwischen „gar nichts“ und „fast nichts“. Es ist schon wirklich die Höhe, dass während der ersten Filmhälfte „gar nichts“ passiert. Aber dann fürs Durchhalten in der letzten Dreiviertelstunde mit „fast nichts“ belohnt zu werden, ist verdammt noch mal ganz schön wenig.
Was bei „
And Soon the Darkness” so verwirrt, ist seine Mischung aus Vorhersehbar- und Unvorhersehbarkeit. Vorhersehbar ist nämlich fast die komplette Handlung. Soll heißen, man weiß bzw. ahnt bereits zu Beginn, welche der Personen ein falsches Spiel spielt und möglicherweise zur Gegenseite gehören könnte. Überraschende Wendungen sind somit also schon einmal ausgeschlossen. Unvorhersehbar ist der Film dann kurioserweise deswegen, weil man sicherlich nicht erwartet hätte, einen so platten, minimalisitsch gestrickten Handlungsverlauf verfolgen zu müssen. Selbst die Mord- und Kampfszenen sind so einfach und unkompliziert gehalten, dass sie sogar für anspruchslose deutsche Krimiserien der reine Hohn gewesen wären.
Zu allem Überfluss sind die Figuren dann auch noch schmerzhaft dumm. „
Scream - Schrei!“, „
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und Co. sind schon lange, lange her und es gab nicht umsonst reihenweise Veräppelfilme, in denen man die naiven Fehler der Protagonisten augenzwinkernd aufs Korn genommen hat. Dass die Hauptdarsteller nun auch jetzt noch so offensichtliche Fehler begehen, tut aufgrund des vorangeschrittenen filmischen Zeitalters dann nur noch weh. Ja klar sollte man sich vom einzigen Verbündeten trennen, wenn man sich auf feindlichem Territorium befindet. Dabei hilft es auch, nicht einmal die Handynummer des anderen zu kennen. Am gleichen Ort auch noch lauthals zu schreien und sich dann darüber zu wundern, dass man gefunden wird, ist sicherlich auch nicht verkehrt....
Den dusseligen MöchtergernheldInnen der Geschichte kann deshalb nur noch eins retten: genauso dämliche Feinde. Und das sind sie – diese Schwerstkriminellen, die vor Ellie und Stephanie angeblich schon viele Male Mädchen entführten, ohne dass ihre finsteren Machenschaften aufflogen. Das kann eigentlich nur geklappt haben, weil jene Mädchen bisher nicht auf den Gedanken kamen, einmal um sich zu schlagen oder den guten alten Kick-zwischen-die-Beine-Trick anzuwenden. Oder weil sie brav gehorchten, als ihnen von ihren Peinigern gedroht wurde „Aber du bleibst schön hier, verstanden?“ Die Füße mussten dann natürlich nicht mehr gefesselt werden…
Das ist schon eine ganze Menge an Dämlichkeiten, die seltsamerweise nicht verärgern, sondern eher verwundern, hätte man dem Film doch gern eine positivere Wertung gegönnt. Allein das Filmplakat und der Trailer versprachen einen weitaus düstereren Ton. Tiefgang, Spannung und Gruselfaktor liegen aber gleich bei null. Nach „
All the boys love Mandy Lane“, „
Drive Angry (3D)” und „
Cloverfield” weiß man auch längst, dass Amber Heard und Odette Yustman nett anzusehen sind; mit dieser Information kann „
And Soon the Darkness“ also auch nicht mehr punkten. Man kann also guten Gewissens von diesem Film abraten, der nur haarscharf daran vorbeischrammt, kompletter Müll zu sein.
Ach ja, und der Bezug zum Titel?
Bald kommt die Dunkelheit – naja, und dann? Tja dann… ist es halt einfach nicht mehr hell.