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Deadgirl
Ein Film von Marcel Sarmiento, Gadi Harel
Das Zombiegenre ist es selbst: gleichzeitig lebendig aber irgendwie auch tot. Einerseits finden sich selbst im A-Film regelmäßig ein neuer Vertreter des Genres, und auch im B- sowie C-Movie ist jeder zweite Film gefühlt dem Zombiefilm zuzuordnen. Andererseits stagniert die Entwicklung zu weiten Teilen, und man bekommt häufig die immer gleiche Grundgeschichte einer apokalyptischen Welt mit einer handvoll Überlebender serviert. Ein George A. Romero hat zwar auch wieder zu „seinem“ Genre zurückgefunden, aber ansonsten herrschen zu weiten Teilen die inspirationslosen Amateurgraupen auf dem Videosektor vor. In Erinnerung bleiben dann auch weder die Gore-Schnetzeleien in Dutzendware, sondern vielmehr so mancher kleiner aber feiner Film, der dem Zombieaspekt eine neue Facette abgewinnt oder die Zombies sogar noch viel mehr in den Hintergrund stellt. Dabei ist die Zombiemythologie deutlich dankbarer als etwa das Thema Vampirismus, da für einen guten Vampirfilm eigentlich relativ viel Hintergrundwissen nötig ist, während es bei Zombies eigentlich reicht zu wissen, dass die halt untot sind, sich durch Bisse verbreiten und enormen Appetit auf Menschen haben. Eine dieser kleinen Genreperlen, die Zombies nur als Mittel zum Zweck benutzen, ist dann auch der vorliegende „Deadgirl“.
Die Freunde Rickie und JT besuchen gemeinsam die örtliche High-School, verspüren aber an einem Nachmittag, der ihr Leben verändern soll, chronische Unlust auf den Sportunterrich t. Also schwänzen sie die Schule, kaufen sich ein paar Bierchen und brechen in ein altes, leerstehendes Irrenhaus ein, um dort allerhand Unfug anzustellen. Im Keller treffen sie aber nicht nur einen aggressiven Hund, sondern finden auch noch eine alte verrostete Tür, die erst nach einigem Bearbeiten ihren Widerstand aufgibt und sich öffnen lässt. Doch was sie dahinter finden, hätten sie sich niemals vorstellen können: ein gefesseltes, nacktes und sehr hübsches Mädchen! Doch anstatt sie zu befreien, beginnen beide Außenseiter sie als ihren persönlichen Sexsklaven zu halten. Aber vorsicht: die Gute ist bissig, und schon bald verbreitet sich die Kunde der Entdeckung an der Schule. Hin- und hergerissen zwischen ihr und seinem unerreichbaren Love-Interest JoAnn muss sich Rickie nicht nur mit dem wahnsinnig werdenden JT herumschlagen, auch die Schwelle zum Erwachsenenwerden stellt ihn vor einige Probleme...
Ein Film um eine Zombiesexsklavin? Jugendliche, die ein nacktes Mädchen im Keller gefangen halten und durchgehend missbrauchen? Ja, das ist harter Tobak. Dementsprechend hat dann auch die FSK dem Film die Freigabe verweigert, die SPIO/JK ihm aber eine strafrechtliche Unbedenklichkeit bescheinigt. Was nicht zuletzt daran liegt, dass der Film keine reine Exploitationware ist, sondern wie in der Einleitung erwähnt, sich die meiste Zeit gar nicht für das Mädchen im Keller interessiert und auch die Gore-Karte eher selten zückt. Manche nennen das langweilig, mir hat diese Fokussierung aber sehr gut gefallen. Denn im Mittelpunkt der Geschichte steht Rickie, der sensible, der unglücklich Verliebte und auch der, der als erster ein Gewissen und Zweifel an der Richtigkeit des Handelns zeigt. Dazu muss er sich auch noch mit dem Schul-Bully auseinandersetzen, der gleichzeitig der Freund von JoAnn ist, und auch daheim sieht er nie seine leibliche Mutter, sondern trifft immer nur auf seinen alkoholkranken Stiefvater. Dabei ist er aber nicht unbedingt das klischeehafte sensible Weichei, sondern hat auch seine düstere Seite, und nutzt auch so manche Situation eiskalt aus, wenn sie ihm nutzen mag. Andererseits scheitert er auch oft, wenn er eigentlich etwas gutes tun will. Für einen Horrorfilm macht Rickie dann auch eine interessante Entwicklung durch, die jedoch durchaus etwas anders ist, als man vielleicht denken könnte; aus Spoilergründen wird hier nicht mehr dazu gesagt, aber das Ende ist überraschend fies.
Man möge das jetzt nicht falsch verstehen: sicherlich, „Deadgirl“ ist keine Exploitationgranate, sondern fokussiert sich auf seine zentralen Charaktere. Allerdings ist „Deadgirl“ auch derb. Also richtig derb. „Deadgirl“ deutet viel an, impliziert etliche Geschmacklosigkeiten und zeigt recht wenig. Jedoch ist die SPIO/JK Prüfung nicht nur angesichts des Sujets verständlich, auch aufgrund der Umsetzung ist es nicht verwunderlich, dass die FSK sich weigerte, den Film freizugeben. Denn wenn der Film tatsächlich mal grafisch wird, dann ist die Umsetzung umso fieser. Da wird mit dem Finger in Löcher gebohrt und über deren zukünftigen Verwendungszweck diskutiert, das Zombiemädchen immer mehr zugerichtet, und auch so manch krudes Make-Up darf begutachtet werden. Dazu tragen auch die weitestgehend unmoralischen Figuren bei die den Film bevölkern, ohne das dieser sich an einer vordergründigen Dreckigkeit anbiedern müsste. Ein stellenweise tiefschwarzer Humor unterstreicht die grimmige Stimmung dann noch gelungen, ohne dass sich der, zugegebenermaßen erfahrene Zuschauer Sorgen um seinen Mageninhalt machen müsste. Nur in dem düsteren Kellern des verlassenen Krankenhauses herrschen die Schatten vor, spielt die Kamera mit Licht und Dunkelheit, ganz im Kontrast zum sonstigen Highschool-Look des Filmes.
Ein Schelm, wer nun böses dabei denkt, und sich den Subtext von „Deadgirl“ näher anschaut. Nicht zuletzt seit den Verbrechen von Josef Fritzl und ähnlichen Tätern, scheint das grundlegende Szenario eines gefangenen und zur Sexsklavin gemachten Mädchens erschreckend realistisch. Verbunden mit den Aussagen von JT, die in einer kranken Welt sogar vernünftig klingen, entwickelt der Film einen faden Beigeschmack; nicht im schlechten Sinne, sondern in niederschmetternder Wirkung auf den Zuschauer. Dabei vermeidet der Film natürlich auch ganz in klassischer Genretradition das Aussprechen des Z-Wortes. Während sich die Figuren in Vampirfilmen häufig über Vampirismus bewusst sind, bleibt der Zombie oft ein Tabuthema für die Filmfiguren in Zombiestreifen. So auch hier: nie wird das Mädchen als Zombie bezeichnet, was natürlich einerseits enorm viel Potential hätte. Der Film könnte lange Zeit mit der Frage spielen, ob das Mädchen nun ein Zombie ist oder nicht, den Konflikt der Jugendlichen dadurch noch weiter steigern, und den Fokus mehr auf die Frage nach dem moralischen Handeln legen. Diese Chance verpasst er aber, da er recht schnell etabliert, dass das Mädchen zumindest nicht zu töten ist, wodurch ihr quasi die Menschlichkeit abgesprochen wird. Dies hat Vor- und Nachteile, die hier nicht weiter erörtert werden sollen. Positiv anzumerken ist aber sicherlich, dass sich das Drehbuch nicht mit Erklärungsversuchen zu dem Ursprung des Mädchens aufhält; dies hätte wohl nur Scheitern oder sich in sattsam bekannten Klischees verfangen können.
Nun ist „Deadgirl“ also ein kleiner aber sehr feiner Genrefilm, der allerdings den grobe Gore-Bauern kaum zu bedienen vermag. Vielmehr legt er wert auf seine Charaktere, eine Coming-of-Age Story mit düsterem Beiklang, und schiebt den eigentlichen Hook der Geschichte relativ weit in den Hintergrund. Das mögen ihm viele ankreiden, ich fand es angenehm. Denn mal ehrlich: den „Gag“ einer Zombiesexsklavin auf 90 Minuten Laufzeit auszudehnen würde entweder in einer endlosen Geschmacklosigkeit enden, oder aber so zahm heruntergestutzt werden, dass man sich die Chose erst recht nicht anzuschauen braucht. Für ersteres gibt es dann den filmischen Underground, falls das irgendjemand tatsächlich sehen möchte. Der Mittelweg von „Deadgirl“ funktioniert im Gegensatz dazu ganz wunderbar, nicht zuletzt dank des sehr gut spielenden Casts, der leider deutlich zu alt gecastet wurde, wenn man bedenkt, dass die Figuren eigentlich um die 17 Jahre alt sein sollen. Respekt zollen muss man noch Newcomerin Jenny Spain, die keine leichte Rolle hat, die ganze Laufzeit über nackt ist (mit einer ziemlich schlechten Schamhaarperücke), aber in der Rolle als Zombiemädchen überzeugen kann und dem Zuschauer in ihrer Tragik Mitleid abzuringen vermag.
Vielen Dank erneut an Ascot Elite, die uns diesen gelungenen aber kontroversen Film auf DVD zur Verfügung gestellt haben. Das Bild und die deutsche Synchronisation können überzeugen, dazu gibt es wieder den O-Ton sowie ein paar Extras. Das Wendecover ist dieses mal recht sinnbefreit, da der Film dank SPIO/JK-Prüfung sowieso Flatschenfrei ist, während das Wendecover statt dem unauffälligen SPIO-Kästchen eine rote (Fantasie-?)Freigabe ab 18 zur Schau trägt. Aber was solls.
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Kommentare zu dieser Kritik
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Damocles TEAM sagte am 16.09.2009 um 13:57 Uhr
Die deutsche DVD von Ascot ist übrigens vom Film her identisch mit der amerikanischen unrated-Fassung und entspricht somit nicht der gekürzten r-rated. Insofern kann man die DVD nur empfehlen. |
Moki sagte am 24.09.2009 um 22:35 Uhr
Also ich bin schon sehr lange auf dieser Seite unterwegs (wenn auch erst seit kurzem angemeldet, um auch Kommentare abgeben zu können) und empfehle diese Seite auch so oft es geht weiter, da sie eigentlich hervorragenden Aufschluss auf Filme gibt, aber DIESE Kritik (Deadgirl) war der größte Bullshit den ich je gelesen habe. Der Film war nicht nur unspektakulär und an den meisten Stellen schlicht strunzdoof, er ist auch ein herausragendes Beispiel für Filme, die künstlich irgendwelche Emotionen oder pseudo-tiefgründige Stimmung erzeugen wollen, ohne dies wirklich zu tun, mit absolut miesen Dialogen, eher semiprofessionellen Schauspielern (die meistens nur irgendwelche "coolen" Collegeboy-Sprüche durch die Gegend werfen) und einer Story die sich selbst in den Schwanz beisst! Ich bin ein absoluter Filmfan, wenn nicht gar -freak, und ein Verfechter von Klassikern (insbesondere im Horrorgenre), wobei ich sehr viel Wert darauf lege, dass ein Film in einer vielschichtigen Art und Weise die Fähigkeit besitzt, den Zuschauer mit sich zu führen und ihn geschickt der Handlung, den glaubwürdigen(!) Personen und deren Gefühle sowie intensiven, strategisch herbeigeführten Spannungssequenzen oder auch Schrecksequenzen unterliegen lässt. Im Grunde könnte ich jetzt seitenweise weiterschreiben, aber um es auf den Punkt zu bringen:
Deadgirl: Einer der schlechtesten Filme, die ich in den letzten Monaten gesehen habe!! (Ganz abgesehen von dem fragwürdigen, nekrophilen Beigeschmack!)
Und (ganz wichtig!) : Eine Schande für das ganze Genre!!!
DON´T EVER WATCH!!! Verkneift´s euch und seht euch lieber was Gescheites an... |
Damocles TEAM sagte am 24.09.2009 um 23:47 Uhr
Unspektakulär ist er allerdings, das stimmt. |
Giacomo Giallo sagte am 29.05.2010 um 10:42 Uhr
Kann schon sein, dass "Deadgirl" ein Film ohne Publikum ist: den Horrorfilmfans mit Gore-Lust zu zahm, den an anspruchsvollen Filmen Interessierten zu ekelig. Was man aus den Slasherfilmen zu genüge kennt (und meist in sehr puritanischer Umsetzung, wie bei Halloween oder Freitag der 13.), auch aus dem Vampirfilm längst vertraut ist, wird nun auf den Zombiefilm übertragen: Das Horrorgenre wird genutzt, um eine coming-of-age-Story zu erzählen. Damit wird der Eintönigkeit der meisten Zombiefilme eine neue Seite abgerungen. Und tatsächlich: Sobald man sich darauf einlässt, ein Pubertätsdrama im Zombiegewand anzusehen, gewinnt der Film an Qualität und an Fahrt, auch wenn der Streifen z.T. recht reaktionäre Ansichten zur Sexualität propagiert.
J.T. und Rieckie sind zwei Außenseiter an ihrer High School, auch in sexueller Hinsicht, denn mit Frauen scheinen sie bislang keine Erfahrungen gemacht zu haben. Überhaupt scheint ihre sexuelle Entwicklung verzögert, was im Film auf die zerstörten Familienstrukturen zurückgeführt wird: J.T. wächst bei seiner Großmutter auf, Rickies Mutter glänzt durch Abwesenheit, während sein alkoholkranker Stiefvater ihm weder Vorbild noch Ratgeber sein kann. Die sexuelle Entwicklung, für die Vater und Mutter entscheidende Instanzen sind, gerät damit in „falsche“ Bahnen.
Der Film zeigt vor allem Rickies Versuch, mit seiner erwachenden Sexualität umzugehen. Der Film lässt dem Zuschauer dabei großen interpretatorischen Freiraum: Rickie scheint eine homosexuelle Neigung zu J.T. zu haben, was dieser auch bemerkt zu haben scheint, denn er zieht ihn damit auf, dass er durch das Schwänzen des Sportunterrichts nun seine Mitschüler unter der Dusche verpasse. Rickie kontert zwar, dass er vor allem Joann verpasse, doch ob er sie wirklich liebt, wird vor allem zum Schluss wieder in Frage gestellt: Möglicherweise hat sich Rickie gerade jene Frau ausgesucht, die für ihn ohnehin unerreichbar ist, um die Frage nach Hetero- oder Homosexualität nicht in der Praxis zur Klärung kommen zu lassen. Diese Angst freilich verhindert dann auch seine sexuelle Entwicklung. Er wird am Ende immer noch der sexuell unterentwickelte Außenseiter sein, der Comics liest und sich – nachdem Joann nicht mehr zur Verfügung steht – wieder eine unerreichbare Frau aussucht, die er voyeuristisch begehren kann, ohne sexuell aktiv werden zu müssen. Selbst Joann wird offensichtlich zum Schluss nicht Opfer seiner Sexualität: Er kleidet sie in weiß, so dass sie für ihn zum Bild unberührter Unschuld wird.
Mit 17 Jahren sind die Protagonisten für eine Pubertätsgeschichte freilich recht alt, allerdings suggeriert der Film auch, dass die Schüler erst 13 Jahre alt sind: Joann und Rickie haben sich vor einiger Zeit einmal geküsst. Für Joann scheint das lange her zu sein, da sie schätzt, sie seien damals 8 Jahre alt gewesen. Für sie, der einzigen integren Figur des Films, scheint dies lange her zu sein, da ihre sexuelle Entwicklung seither vorangeschritten ist. Rickie korrigiert: „Wir waren 12.“ Nimmt man nun noch den Hinweis von J.T. hinzu, Rickie habe im letzten Jahr seine Chance bei Joann gehabt, ist der Zuschauer freilich wieder an diesen Kuss erinnert. Sollte er tatsächlich erst im letzten Jahr stattgefunden haben, wären die Protagonisten erst 13 Jahre alt. Offensichtlich geht es hier um die sexuelle Reife, die nicht unbedingt in Lebensjahren zu messen ist. Der Comics lesende Rickie wird auch gleich zu Beginn, nachdem er einen frühpubertären Witze erzählt hat, gefragt: „Wie alt bist du? 8?“
Der Film exerziert nun in der allegorischen Form des Zombiefilms durch, wie die Figuren im Umkreis von Rickie versuchen, zwischen Über-Ich und Es ihr Ich auszubilden. Das Deadgirl freilich verkörpert – schon allein dadurch, dass sie angebunden und gut versteckt, in einem abgelegenen, dunklen Kellerraum verortet ist – den Sexualtrieb als einen Teil des Es. Sie verspricht durch ihre Wehrlosigkeit ungezügelte Sexualerfüllung, die nicht verlangt, das Sexualobjekt als gleichwertigen Partner mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen betrachten zu müssen. Sie stellt für die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Sexualität frei und ungezügelt ausleben zu können, dar, birgt aber gleichzeitig die Gefahr, durch die völlige Entfesselung des Sexualtriebs unfähig für partnerschaftliche Bindungen zu werden. J.T. gibt sich dieser Versuchung völlig hin und wird aus dem dunklen Keller - der Allegorie des Es - folgerichtig auch nicht mehr herauskommen. Da das Deadgirl eine Phantasmagorie männlicher Lusterfüllung ist, muss sie sich gegen die Jugendlichen, die ihrer Versuchung nicht widerstehen können, auch nicht zur Wehr setzen. Dass sie den Hund, der ihren „Peiniger“ zu zerfleischen droht, tötet, zeigt deutlich, dass sie nicht J.T.s Opfer ist. Vielmehr tötet sie den Hund, damit J.T. weiterhin das Opfer seiner Sexuallust bleiben wird. Er ist vielmehr Opfer des Deadgirl als umgekehrt, denn das Deadgirl will offensichtlich nicht befreit werden. Sie gehört dahin, wo sie ist: bezeichnenderweise ein ehemaliges Hospital für geistig Kranke, jedenfalls gut abgeschirmt von der Gesellschaft. Deshalb wehrt sie sich auch, als Rickie sie befreien will. Besonderer Gag und gleichzeitig die größte Erniedrigung für Rickie: Als das Deadgirl zum Schluss frei kommt, verschont sie ihn: Offensichtlich kann sie mit ihm nichts anfangen, denn er erliegt ihrer Versuchung nicht, was einmal mehr auf eine mögliche Homosexualität von Rickie hinweist, weit weniger auf einen gezähmten Umgang Rickies mit seinen sexuellen Begierden.
Verständlich wird darüber auch, warum die Jugendlichen, die von ihr gebissen werden, selbst zu Zombies werden. Sie haben sich dem Sexualtrieb völlig hingegeben und werden nun von ihm beherrscht. Dass Zombies nur mehr ihre niedersten Bedürfnisse befriedigen, ist aus dem Zombiefilm seit George Romero hinlänglich bekannt. Dies war üblicherweise aber der Trieb zu fressen. In diesem Film hingegen ist es der ungezügelte Sexualtrieb, der die Zombies steuert und sie von den „normalen“ Menschen unterscheidet und es ihnen unmöglich macht, gleichwertige, erwachsene Partnerschaften einzugehen; die Bildung einer Persönlichkeit, eines Ich, wird dadurch verhindert, da das Über-Ich nicht mehr gegen das Es steht: Die Jugendlichen haben zwar noch Angst vor den Sanktionen, die ihnen drohen, sollten sie erwischt werden, der Keller, den J.T. bald nicht mehr verlässt, bleibt jedoch ein Ort, der frei von moralischen Bedenken ist. Einzig Rickie äußert bisweilen noch moralische Bedenken, die vermutlich aber auch nur als Ausrede benutzt werden, um seine unterentwickelte Sexualität nicht in dem möglicherweise scheiternden Geschlechtsakt mit dem Deadgirl offenkundig werden zu lassen.
Rickies fehlende Sexualität drückt sich nicht nur in der Unbestimmtheit von Homo- und Heterosexualität aus, sondern auch in seiner Unfähigkeit, Joann als gleichwertige Partnerin zu imaginiere: Als er in seinem Zimmer masturbiert und dabei an sie denkt, läuft diese Phantasie darauf hinaus, dass sie zu seinem Lustobjekt wird, denn sie befriedigt ihn in dieser Phantasie oral, so dass allein seine sexuelle Befriedigung imaginiert wird. Verständlicherweise verwischt in dieser Phantasie dann auch Joanns Bild mit dem des Deadgirl, denn wie das Deadgirl reine männliche Befriedigung verspricht, wird auch Joann in dieser Phantasie zum reinen Objekt der Trieberfüllung.
Der vom Sexualtrieb gesteuerte Mensch als Zombie: Dieses Bild findet seinen groteskesten Ausdruck in dem Versuch J.T.s, das bald entstellte Deadgirl durch eine andere Frau zu ersetzen. Das zunächst ausgewählte Opfer aber wirkt schon äußerlich wie eine Prostituierte und scheint damit bereits ein reines Sexualobjekt der Männer zu sein. Genau wie dem Deadgirl gegenüber, bleiben J.T. und Wheeler dieser Frau gegenüber unterlegen: Sie ist bereits ein Zombie, Schmerzen können ihr nichts mehr anhaben. Die Zombies – in diesem Film als Allegorie auf den entfesselten Sexualtrieb – leben bereits unter uns. |
Damocles TEAM sagte am 31.05.2010 um 14:03 Uhr
Interessanter Kommentar. Deine abschließende Wertung? |
Giacomo Giallo sagte am 31.05.2010 um 20:30 Uhr
Meine Meinung: Sicherlich kein Meilenstein, aber doch einer der interessantesten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe, jedenfalls besser als sein Ruf. |
Grinska sagte am 31.05.2011 um 20:39 Uhr
Als ich den Film in der Videothek gesehen hab, dachte ich noch: Ja gut klingt ganz intressant. Aber als ich den gesehen hab....Mein lieber Scholli. Wenn wie mal nur von der Handlung ausgehen, Untotes Mädchen im Keller eines Irrenhauses als Sexsklavin gefangengehalten, warscheinlich jahrelang vergessen, gefunden von zwei pupertierenden Jungs.....Naja, da fass ich mir an den Kopf und denk: Junge, sowas nagelt man nicht. Nicht nur das ich mich frage, ob die irgendwelche Moral, Zweifel, nicht zuletzt vllt Angst(wo kommt das ding her???)haben könnten, hmnnn ne Fehlanzeige. Geschmacklos, und irgendwie skurril.
Wer drauf steht, bitte, für mich wars nix.
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